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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Die ich zu viel auf zeit-vertreib gelegt/
Darzu mich sie und ihre lust bewegt.

11. Das glücke mag am besten für mich sorgen/
Du altes jahr zeuch fort/ ich denck an morgen/
Daselbsten wird der neue sonnenschein
Mein neuer trost und neue wollust seyn.


Uberflüßiger gedancken
Anderes Dutzent.
I.
An seine Marilis/ als er mit ihr zürnen muste.
JCh bin schon satt und sage
Daß mich der hunger treibt/
Jch seh mein glück/ und klage
Daß solches aussen bleibt/
Jch such und fliehe meine pflicht/
Jch wolte gern und will doch nicht.
2. Jch bin verliebt/ und leide
Die pein der einsamkeit/
Jch sehne mich und meide
Doch die gelegenheit/
Die gegenwart beliebet mir/
Und gleichwol geh ich nicht zu ihr.
3. Die liebes-grillen wancken
Jm hertzen hin und her/
Und machen die gedancken
Mit tausend sorgen schwer/
Und schliesse doch vor meiner ruh
Den kopff/ das hertz/ und alles zu.
4. Jch bin ein patiente/
Und lauffe vor der cur/
Als wann mein rücken brennte/
Jch suche zwar die spur/
Doch
B 2

Die ich zu viel auf zeit-vertreib gelegt/
Darzu mich ſie und ihre luſt bewegt.

11. Das gluͤcke mag am beſten fuͤr mich ſorgen/
Du altes jahr zeuch fort/ ich denck an morgen/
Daſelbſten wird der neue ſonnenſchein
Mein neuer troſt und neue wolluſt ſeyn.


Uberfluͤßiger gedancken
Anderes Dutzent.
I.
An ſeine Marilis/ als er mit ihr zuͤrnen muſte.
JCh bin ſchon ſatt und ſage
Daß mich der hunger treibt/
Jch ſeh mein gluͤck/ und klage
Daß ſolches auſſen bleibt/
Jch ſuch und fliehe meine pflicht/
Jch wolte gern und will doch nicht.
2. Jch bin verliebt/ und leide
Die pein der einſamkeit/
Jch ſehne mich und meide
Doch die gelegenheit/
Die gegenwart beliebet mir/
Und gleichwol geh ich nicht zu ihr.
3. Die liebes-grillen wancken
Jm hertzen hin und her/
Und machen die gedancken
Mit tauſend ſorgen ſchwer/
Und ſchlieſſe doch vor meiner ruh
Den kopff/ das hertz/ und alles zu.
4. Jch bin ein patiente/
Und lauffe vor der cur/
Als wann mein ruͤcken brennte/
Jch ſuche zwar die ſpur/
Doch
B 2
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[0035] Die ich zu viel auf zeit-vertreib gelegt/ Darzu mich ſie und ihre luſt bewegt. 11. Das gluͤcke mag am beſten fuͤr mich ſorgen/ Du altes jahr zeuch fort/ ich denck an morgen/ Daſelbſten wird der neue ſonnenſchein Mein neuer troſt und neue wolluſt ſeyn. Uberfluͤßiger gedancken Anderes Dutzent. I. An ſeine Marilis/ als er mit ihr zuͤrnen muſte. JCh bin ſchon ſatt und ſage Daß mich der hunger treibt/ Jch ſeh mein gluͤck/ und klage Daß ſolches auſſen bleibt/ Jch ſuch und fliehe meine pflicht/ Jch wolte gern und will doch nicht. 2. Jch bin verliebt/ und leide Die pein der einſamkeit/ Jch ſehne mich und meide Doch die gelegenheit/ Die gegenwart beliebet mir/ Und gleichwol geh ich nicht zu ihr. 3. Die liebes-grillen wancken Jm hertzen hin und her/ Und machen die gedancken Mit tauſend ſorgen ſchwer/ Und ſchlieſſe doch vor meiner ruh Den kopff/ das hertz/ und alles zu. 4. Jch bin ein patiente/ Und lauffe vor der cur/ Als wann mein ruͤcken brennte/ Jch ſuche zwar die ſpur/ Doch B 2

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/35>, abgerufen am 28.04.2024.