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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der beschützten Unschuld
alten leute werden stumpff/ die kräffte nehmen ab/ und
es lässet sich allmählich zum lieben tode an. Doch
last sehn/ hierum soll das haus seyn/ da ich die brieffe
abzugeben habe.
(er klopfft an.)
Ponc. (inwendig) Holla/ holla/ wer ist da?
Dieg. Macht auff.
Ponc. Macht auff/ macht auff. Du bärnhäuter
wer bistu?
Dieg. Jch bin einer der hinein will.
Ponc. Und ich bin einer der dich nicht will hinein
lassen.
Dieg. Jch bin aber einer/ der nicht heraussen blei-
ben will.
(er klopfft stärcker an.)
Ponc. So bin ich einer/ der die unnützen kerlen
von der thür wegführen kan.
Dieg. Wilstu mich wegführen? ich muß auch da-
bey seyn.
(er klopfft)
Ponc. (kömmt heraus gelauffen) Wer ist der
schurcke/ der unsern haus-frieden brechen will/ wo bist
du? ich will dich in hundert tausend stücken zerhauen.
Dieg. Ey hundert tausend stücke wären zu viel/
wenn es noch neun und neuntzig tausend/ neun hun-
dert und neun und neuntzig wären.
Pon. Du alter knisterbart wiltu noch hönisch seyn?
Dieg. Mit den händeln! ich will in das haus/ da
Signor Flavio wohnet.
Ponc. (stutzt ein wenig) Botz tausend/ das ist
ein bote von meinem Herrn/ ich muß ihn höflicher tra-
ctiren. Wo wollet ihr hin?
Dieg. Zu Signor Flavlo.
Ponc. Wo kommet ihr her?
Dieg. Jch komme von Turin/ da reisete ein frem-
der
Der beſchuͤtzten Unſchuld
alten leute werden ſtumpff/ die kraͤffte nehmen ab/ und
es laͤſſet ſich allmaͤhlich zum lieben tode an. Doch
laſt ſehn/ hierum ſoll das haus ſeyn/ da ich die brieffe
abzugeben habe.
(er klopfft an.)
Ponc. (inwendig) Holla/ holla/ wer iſt da?
Dieg. Macht auff.
Ponc. Macht auff/ macht auff. Du baͤrnhaͤuter
wer biſtu?
Dieg. Jch bin einer der hinein will.
Ponc. Und ich bin einer der dich nicht will hinein
laſſen.
Dieg. Jch bin aber einer/ der nicht herauſſen blei-
ben will.
(er klopfft ſtaͤrcker an.)
Ponc. So bin ich einer/ der die unnuͤtzen kerlen
von der thuͤr wegfuͤhren kan.
Dieg. Wilſtu mich wegfuͤhren? ich muß auch da-
bey ſeyn.
(er klopfft)
Ponc. (koͤmmt heraus gelauffen) Wer iſt der
ſchurcke/ der unſern haus-frieden brechen will/ wo biſt
du? ich will dich in hundert tauſend ſtuͤcken zerhauen.
Dieg. Ey hundert tauſend ſtuͤcke waͤren zu viel/
wenn es noch neun und neuntzig tauſend/ neun hun-
dert und neun und neuntzig waͤren.
Pon. Du alter kniſterbart wiltu noch hoͤniſch ſeyn?
Dieg. Mit den haͤndeln! ich will in das haus/ da
Signor Flavio wohnet.
Ponc. (ſtutzt ein wenig) Botz tauſend/ das iſt
ein bote von meinem Herꝛn/ ich muß ihn hoͤflicher tra-
ctiren. Wo wollet ihr hin?
Dieg. Zu Signor Flavlo.
Ponc. Wo kommet ihr her?
Dieg. Jch komme von Turin/ da reiſete ein frem-
der
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[494/0510] Der beſchuͤtzten Unſchuld alten leute werden ſtumpff/ die kraͤffte nehmen ab/ und es laͤſſet ſich allmaͤhlich zum lieben tode an. Doch laſt ſehn/ hierum ſoll das haus ſeyn/ da ich die brieffe abzugeben habe. (er klopfft an.) Ponc. (inwendig) Holla/ holla/ wer iſt da? Dieg. Macht auff. Ponc. Macht auff/ macht auff. Du baͤrnhaͤuter wer biſtu? Dieg. Jch bin einer der hinein will. Ponc. Und ich bin einer der dich nicht will hinein laſſen. Dieg. Jch bin aber einer/ der nicht herauſſen blei- ben will. (er klopfft ſtaͤrcker an.) Ponc. So bin ich einer/ der die unnuͤtzen kerlen von der thuͤr wegfuͤhren kan. Dieg. Wilſtu mich wegfuͤhren? ich muß auch da- bey ſeyn. (er klopfft) Ponc. (koͤmmt heraus gelauffen) Wer iſt der ſchurcke/ der unſern haus-frieden brechen will/ wo biſt du? ich will dich in hundert tauſend ſtuͤcken zerhauen. Dieg. Ey hundert tauſend ſtuͤcke waͤren zu viel/ wenn es noch neun und neuntzig tauſend/ neun hun- dert und neun und neuntzig waͤren. Pon. Du alter kniſterbart wiltu noch hoͤniſch ſeyn? Dieg. Mit den haͤndeln! ich will in das haus/ da Signor Flavio wohnet. Ponc. (ſtutzt ein wenig) Botz tauſend/ das iſt ein bote von meinem Herꝛn/ ich muß ihn hoͤflicher tra- ctiren. Wo wollet ihr hin? Dieg. Zu Signor Flavlo. Ponc. Wo kommet ihr her? Dieg. Jch komme von Turin/ da reiſete ein frem- der

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/510>, abgerufen am 31.05.2024.