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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der beschützten Unschuld
Pon. So wil ich schweren es steckt kein mensch da-
hinten.
(Simplicio versteckt sich. Claudio kömmt mit
zween dienern heraus.)
Claud. Da lieff der verräther hin. Höre Ponci-
nello/ wo kam der kerl hin.
Ponc. Jch habe keinen menschen gesehn.
Claud. Jch weiß er ist hieher kommen. Sage die
warheit/ oder dein kopff soll so weich werden als die
nase.
Ponc. (weiset mit den finger auf die thüre)
Jch weiß nicht was ihr wollet/ ihr mögt mich zureissen
oder gantz lassen/ so kriegt ihr keinen bericht.
Claud. Du unterfutter von einem galgenvogel/
antworte auf die frage/ oder ich haue dich zu schanden.
Ponc. (weiset nochmals auf die thüre) Jhr
Herren lasset mich doch zufrieden/ ich habe keinen kerln
hier hinter die thüre gesteckt/ nein fürwahr/ bey meiner
armen treu/ es hat sich niemand darhinter verkrochen.
Jhr mögt suchen wo ihr wollt/ nur suchet nicht hinter
der thüre/ dann da weiß ich gewiß/ daß keine lebendige
seele da ist.
Claud. Mit solchen possen brächten wir den tag zu/
sucht ihr pursche.
(sie finden ihn)
Simpl. O barmhertzigkeit/ barmhertzigkeit!
Ponc. Müsset ihr denn hinter der thüre suchen/ ich
sagte ja/ es wäre niemand da.
Simpl. Ach Poncinello mein ehrlicher freund/
bringe dich nicht in unglücke: Hie bin ich ihr Herren/
macht mit mir was ihr wollet/ ich muß meine sache
GOtt befehlen.
Ponc. (tritt dem Simplicio hinter dem rü-
cken/
Der beſchuͤtzten Unſchuld
Pon. So wil ich ſchweren es ſteckt kein menſch da-
hinten.
(Simplicio verſteckt ſich. Claudio koͤmmt mit
zween dienern heraus.)
Claud. Da lieff der verraͤther hin. Hoͤre Ponci-
nello/ wo kam der kerl hin.
Ponc. Jch habe keinen menſchen geſehn.
Claud. Jch weiß er iſt hieher kommen. Sage die
warheit/ oder dein kopff ſoll ſo weich werden als die
naſe.
Ponc. (weiſet mit den finger auf die thuͤre)
Jch weiß nicht was ihr wollet/ ihr moͤgt mich zureiſſen
oder gantz laſſen/ ſo kriegt ihr keinen bericht.
Claud. Du unterfutter von einem galgenvogel/
antworte auf die frage/ oder ich haue dich zu ſchanden.
Ponc. (weiſet nochmals auf die thuͤre) Jhr
Herꝛen laſſet mich doch zufrieden/ ich habe keinen kerln
hier hinter die thuͤre geſteckt/ nein fuͤrwahr/ bey meiner
armen treu/ es hat ſich niemand darhinter verkrochen.
Jhr moͤgt ſuchen wo ihr wollt/ nur ſuchet nicht hinter
der thuͤre/ dann da weiß ich gewiß/ daß keine lebendige
ſeele da iſt.
Claud. Mit ſolchen poſſen braͤchten wir den tag zu/
ſucht ihr purſche.
(ſie finden ihn)
Simpl. O barmhertzigkeit/ barmhertzigkeit!
Ponc. Muͤſſet ihr denn hinter der thuͤre ſuchen/ ich
ſagte ja/ es waͤre niemand da.
Simpl. Ach Poncinello mein ehrlicher freund/
bringe dich nicht in ungluͤcke: Hie bin ich ihr Herꝛen/
macht mit mir was ihr wollet/ ich muß meine ſache
GOtt befehlen.
Ponc. (tritt dem Simplicio hinter dem ruͤ-
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[522/0538] Der beſchuͤtzten Unſchuld Pon. So wil ich ſchweren es ſteckt kein menſch da- hinten. (Simplicio verſteckt ſich. Claudio koͤmmt mit zween dienern heraus.) Claud. Da lieff der verraͤther hin. Hoͤre Ponci- nello/ wo kam der kerl hin. Ponc. Jch habe keinen menſchen geſehn. Claud. Jch weiß er iſt hieher kommen. Sage die warheit/ oder dein kopff ſoll ſo weich werden als die naſe. Ponc. (weiſet mit den finger auf die thuͤre) Jch weiß nicht was ihr wollet/ ihr moͤgt mich zureiſſen oder gantz laſſen/ ſo kriegt ihr keinen bericht. Claud. Du unterfutter von einem galgenvogel/ antworte auf die frage/ oder ich haue dich zu ſchanden. Ponc. (weiſet nochmals auf die thuͤre) Jhr Herꝛen laſſet mich doch zufrieden/ ich habe keinen kerln hier hinter die thuͤre geſteckt/ nein fuͤrwahr/ bey meiner armen treu/ es hat ſich niemand darhinter verkrochen. Jhr moͤgt ſuchen wo ihr wollt/ nur ſuchet nicht hinter der thuͤre/ dann da weiß ich gewiß/ daß keine lebendige ſeele da iſt. Claud. Mit ſolchen poſſen braͤchten wir den tag zu/ ſucht ihr purſche. (ſie finden ihn) Simpl. O barmhertzigkeit/ barmhertzigkeit! Ponc. Muͤſſet ihr denn hinter der thuͤre ſuchen/ ich ſagte ja/ es waͤre niemand da. Simpl. Ach Poncinello mein ehrlicher freund/ bringe dich nicht in ungluͤcke: Hie bin ich ihr Herꝛen/ macht mit mir was ihr wollet/ ich muß meine ſache GOtt befehlen. Ponc. (tritt dem Simplicio hinter dem ruͤ- cken/

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/538>, abgerufen am 30.05.2024.