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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Fünffte Handlung.
Leon. Ach wer kan einer solchen tugend wiederste-
hen. Hier ist Leonore die sich ihres eydes erinnert/
und den Camillo nicht weiter beleidigen kan.
Cam. Nun fang ich an zu leben! Nun danck ich
erst dem gütigen himmel/ daß ich so viel verfolgung ü-
berwunden habe: weil ich die süssigkeit meiner Leono-
ren zu lohn empfange.
Leon. Aber Camillo hat so ein gutes gedächtnis/
kan er so starck an meine zusage gedencken/ so wird er
vielleicht auch meines verbrechens nicht vergessen.
Cam. Das ist kein verbrechen/ dadurch die liebe be-
stätigt wird. Doch was erhebt sich vor ein unheil.
(Poncinello bringt den Simplicio und Sophi-
en vor sich hergejagt.)
Pon. Halt/ halt/ ihr seyd in meiner gewalt/ ich will
euch die hälse brechen/ und wenn ihr ein paar bratspisse
durchgesteckt hättet.
Leon. Ach wie zum unglück bin ich hieher kommen?
Cam. Schönste Leonore/ sie entsetze sich nicht/ ich
will ihr bald aus dem schrecken helffen.
(läufft ihm
nach.)
Ponc. Steh/ steh/ du hast kein theil an mir.
Cam. Das wollen wir sehn.
(er reisst ihm das
tuch ab/ daß man den leibhafftigen Poncinel-
lo sehen kan.)
Leon. Je du stück-schelm/ was bewegt dich zu sol-
cher leichtfertigkeit.
Ponc. Hätte mich euer liebster nicht köpffen lassen/
so dürffte ich nicht umgehn.
Leon. Hat dich mein liebster köpffen lassen? dein
schelmscher schedel steht dir ja zwischen den diebsohren
so feste/ als wenn er drauff geklammert wäre.
Ponc.
Fuͤnffte Handlung.
Leon. Ach wer kan einer ſolchen tugend wiederſte-
hen. Hier iſt Leonore die ſich ihres eydes erinnert/
und den Camillo nicht weiter beleidigen kan.
Cam. Nun fang ich an zu leben! Nun danck ich
erſt dem guͤtigen himmel/ daß ich ſo viel verfolgung uͤ-
berwunden habe: weil ich die ſuͤſſigkeit meiner Leono-
ren zu lohn empfange.
Leon. Aber Camillo hat ſo ein gutes gedaͤchtnis/
kan er ſo ſtarck an meine zuſage gedencken/ ſo wird er
vielleicht auch meines verbrechens nicht vergeſſen.
Cam. Das iſt kein verbrechen/ dadurch die liebe be-
ſtaͤtigt wird. Doch was erhebt ſich vor ein unheil.
(Poncinello bringt den Simplicio und Sophi-
en vor ſich hergejagt.)
Pon. Halt/ halt/ ihr ſeyd in meiner gewalt/ ich will
euch die haͤlſe brechen/ und wenn ihr ein paar bratſpiſſe
durchgeſteckt haͤttet.
Leon. Ach wie zum ungluͤck bin ich hieheꝛ kommen?
Cam. Schoͤnſte Leonore/ ſie entſetze ſich nicht/ ich
will ihr bald aus dem ſchrecken helffen.
(laͤufft ihm
nach.)
Ponc. Steh/ ſteh/ du haſt kein theil an mir.
Cam. Das wollen wir ſehn.
(er reiſſt ihm das
tuch ab/ daß man den leibhafftigen Poncinel-
lo ſehen kan.)
Leon. Je du ſtuͤck-ſchelm/ was bewegt dich zu ſol-
cher leichtfertigkeit.
Ponc. Haͤtte mich euer liebſter nicht koͤpffen laſſen/
ſo duͤrffte ich nicht umgehn.
Leon. Hat dich mein liebſter koͤpffen laſſen? dein
ſchelmſcher ſchedel ſteht dir ja zwiſchen den diebsohren
ſo feſte/ als wenn er drauff geklammert waͤre.
Ponc.
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[573/0589] Fuͤnffte Handlung. Leon. Ach wer kan einer ſolchen tugend wiederſte- hen. Hier iſt Leonore die ſich ihres eydes erinnert/ und den Camillo nicht weiter beleidigen kan. Cam. Nun fang ich an zu leben! Nun danck ich erſt dem guͤtigen himmel/ daß ich ſo viel verfolgung uͤ- berwunden habe: weil ich die ſuͤſſigkeit meiner Leono- ren zu lohn empfange. Leon. Aber Camillo hat ſo ein gutes gedaͤchtnis/ kan er ſo ſtarck an meine zuſage gedencken/ ſo wird er vielleicht auch meines verbrechens nicht vergeſſen. Cam. Das iſt kein verbrechen/ dadurch die liebe be- ſtaͤtigt wird. Doch was erhebt ſich vor ein unheil. (Poncinello bringt den Simplicio und Sophi- en vor ſich hergejagt.) Pon. Halt/ halt/ ihr ſeyd in meiner gewalt/ ich will euch die haͤlſe brechen/ und wenn ihr ein paar bratſpiſſe durchgeſteckt haͤttet. Leon. Ach wie zum ungluͤck bin ich hieheꝛ kommen? Cam. Schoͤnſte Leonore/ ſie entſetze ſich nicht/ ich will ihr bald aus dem ſchrecken helffen. (laͤufft ihm nach.) Ponc. Steh/ ſteh/ du haſt kein theil an mir. Cam. Das wollen wir ſehn. (er reiſſt ihm das tuch ab/ daß man den leibhafftigen Poncinel- lo ſehen kan.) Leon. Je du ſtuͤck-ſchelm/ was bewegt dich zu ſol- cher leichtfertigkeit. Ponc. Haͤtte mich euer liebſter nicht koͤpffen laſſen/ ſo duͤrffte ich nicht umgehn. Leon. Hat dich mein liebſter koͤpffen laſſen? dein ſchelmſcher ſchedel ſteht dir ja zwiſchen den diebsohren ſo feſte/ als wenn er drauff geklammert waͤre. Ponc.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/589>, abgerufen am 28.05.2024.