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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Gleichwohl scheinet das glücke dem Philyro am gewogen-
sten zu seyn. Doch in dem sucht eine andere fremde jung-
fer Heliconie von dem Reichs-Marschall schutz/ welche aus
befehl ihrer mutter den ersten liebsten Germanus verlassen/
und den Bojus lieben sol/ da sie doch in ihrem gewissen ver-
bunden ist den ersten schwur zu halten. Es fügt sich aber
unverhofft/ daß solche Heliconie vor des Reichs-Marschall
tochter erkennet wird/ indem dieselbe in ihrer kindheit ne-
benst der mutter Eusebie von räubern entführet worden:
Solches vertraut der Reichs-Marschall seinem sohne:
Dannenhero dieser anlaß nimmt mit seiner schwester et-
was freundlicher umbzugehen: Also/ daß nicht allein Ger-
manus gegen seine liebste etwas ungedultig wird/ sondern
auch absonderlich Mercurie dem Philyrus alle lieb und ge-
wogenheit aufkündigen wil. Ehe aber etwas gewisses be-
schlossen wird/ kömmt Eusebie/ welche ihren gemahl längst
vor todt gehalten/ und wil ihre tochter suchen. Doch Ro-
mana eine alte Kuplerin fürchtet sich/ es möchten ihre lose
stückgen an den tag kommen/ und schwärtzet der Eusebie
das gesichte im schlafe/ daß sie von allen verstossen wird:
Endlich wischet ihr Albinus der balbier und Commo-
dus der Mercurie Pflegevater die farbe ab/ daß sie erkennet
wird. Also gehet Romana mit dem Bojus durch: Aber mit
guter vergnügung wird Leo mit der Eusebie/ Germanus
mit der Heliconie: Philyrus mit der Mercurie: Ja auch
Vulgus/ Philyri diener/ mit der Mechanie völlig verbun-
den: Also/ daß sie allerseits einander versprechen/ in unver-
tückter freundschafft stets beysammen zu bleiben. Ge-
stalt solches durch des himmels zuruf nach allem
wunsche bestätiget wird.

Ge-

Gleichwohl ſcheinet das gluͤcke dem Philyro am gewogen-
ſten zu ſeyn. Doch in dem ſucht eine andere fremde jung-
fer Heliconie von dem Reichs-Marſchall ſchutz/ welche aus
befehl ihrer mutter den erſten liebſten Germanus verlaſſen/
und den Bojus lieben ſol/ da ſie doch in ihrem gewiſſen ver-
bunden iſt den erſten ſchwur zu halten. Es fuͤgt ſich aber
unverhofft/ daß ſolche Heliconie vor des Reichs-Marſchall
tochter erkennet wird/ indem dieſelbe in ihrer kindheit ne-
benſt der mutter Euſebie von raͤubern entfuͤhret worden:
Solches vertraut der Reichs-Marſchall ſeinem ſohne:
Dannenhero dieſer anlaß nimmt mit ſeiner ſchweſter et-
was freundlicher umbzugehen: Alſo/ daß nicht allein Ger-
manus gegen ſeine liebſte etwas ungedultig wird/ ſondern
auch abſonderlich Mercurie dem Philyrus alle lieb und ge-
wogenheit aufkuͤndigen wil. Ehe aber etwas gewiſſes be-
ſchloſſen wird/ koͤmmt Euſebie/ welche ihren gemahl laͤngſt
vor todt gehalten/ und wil ihre tochter ſuchen. Doch Ro-
mana eine alte Kuplerin fuͤrchtet ſich/ es moͤchten ihre loſe
ſtuͤckgen an den tag kommen/ und ſchwaͤrtzet der Euſebie
das geſichte im ſchlafe/ daß ſie von allen verſtoſſen wird:
Endlich wiſchet ihr Albinus der balbier und Commo-
dus der Mercurie Pflegevater die farbe ab/ daß ſie erkennet
wird. Alſo gehet Romana mit dem Bojus durch: Aber mit
guter vergnuͤgung wird Leo mit der Euſebie/ Germanus
mit der Heliconie: Philyrus mit der Mercurie: Ja auch
Vulgus/ Philyri diener/ mit der Mechanie voͤllig verbun-
den: Alſo/ daß ſie allerſeits einander verſprechen/ in unver-
tuͤckter freundſchafft ſtets beyſammen zu bleiben. Ge-
ſtalt ſolches durch des him̃els zuruf nach allem
wunſche beſtaͤtiget wird.

Ge-
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[580/0596] Gleichwohl ſcheinet das gluͤcke dem Philyro am gewogen- ſten zu ſeyn. Doch in dem ſucht eine andere fremde jung- fer Heliconie von dem Reichs-Marſchall ſchutz/ welche aus befehl ihrer mutter den erſten liebſten Germanus verlaſſen/ und den Bojus lieben ſol/ da ſie doch in ihrem gewiſſen ver- bunden iſt den erſten ſchwur zu halten. Es fuͤgt ſich aber unverhofft/ daß ſolche Heliconie vor des Reichs-Marſchall tochter erkennet wird/ indem dieſelbe in ihrer kindheit ne- benſt der mutter Euſebie von raͤubern entfuͤhret worden: Solches vertraut der Reichs-Marſchall ſeinem ſohne: Dannenhero dieſer anlaß nimmt mit ſeiner ſchweſter et- was freundlicher umbzugehen: Alſo/ daß nicht allein Ger- manus gegen ſeine liebſte etwas ungedultig wird/ ſondern auch abſonderlich Mercurie dem Philyrus alle lieb und ge- wogenheit aufkuͤndigen wil. Ehe aber etwas gewiſſes be- ſchloſſen wird/ koͤmmt Euſebie/ welche ihren gemahl laͤngſt vor todt gehalten/ und wil ihre tochter ſuchen. Doch Ro- mana eine alte Kuplerin fuͤrchtet ſich/ es moͤchten ihre loſe ſtuͤckgen an den tag kommen/ und ſchwaͤrtzet der Euſebie das geſichte im ſchlafe/ daß ſie von allen verſtoſſen wird: Endlich wiſchet ihr Albinus der balbier und Commo- dus der Mercurie Pflegevater die farbe ab/ daß ſie erkennet wird. Alſo gehet Romana mit dem Bojus durch: Aber mit guter vergnuͤgung wird Leo mit der Euſebie/ Germanus mit der Heliconie: Philyrus mit der Mercurie: Ja auch Vulgus/ Philyri diener/ mit der Mechanie voͤllig verbun- den: Alſo/ daß ſie allerſeits einander verſprechen/ in unver- tuͤckter freundſchafft ſtets beyſammen zu bleiben. Ge- ſtalt ſolches durch des him̃els zuruf nach allem wunſche beſtaͤtiget wird. Ge-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/596>, abgerufen am 28.05.2024.