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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Erste Handlung.
so ward mir umb das hertze so warm/ als wenn mir
das geblüte lunge und leber abdrücken wolte; Nun
steigt mirs bald in den kopff/ bald fährt mirs in die
beine/ bald fühle ichs in der achsel/ und ich weiß nicht
recht/ ob es ein fieber oder sonst eine art vom podagra
ist.
(Er weiset unter die Spectatores) Dort
seh ich einen sitzen/ der hat in diesem spittal auch kranck
gelegen: Aber er ist zu stoltz/ ich darff mich nicht erküh-
nen/ daß ich ihn fragte/ was er vor gute würtzelgen
dargegen gebraucht hat: Und also muß ich leiden/
was ich nicht ändern kan. Ach meine hertzensjungfer-
magd/ wo hat euch der hencker hingeführt! Jch wolte/
ihr hättet hier ein bein gebrochen/ daß wir euch in der
cur behalten hätten/ ach! Wie fleissig hätte ich bey eu-
rem bette wachen wollen. Nun wil ich gerne sehn/
wie ich alles zusammen schaffe/ was einen Jncipienten
in der Courtesie vonnöthen ist; keine kleider/ kein bund
band/ keinen degen/ und kein geld: Da gehört Coura-
ge darzu/ gewiß/ der anfang ist närrisch/ wo der aus-
gang nicht klüger ist/ so sterbe ich/ ehe ich eine frau krie-
ge: Doch mein weg ist der weiteste/ ich habe zeit.
(läufft davon.)


Andere Handlung.
Colonus. Willigis.
Will. Jch bin zu frieden mein sohn/ kanst du bey
Jhrer Majestät eine gnädige bestätigung/ und bey der
Mercurie eine vollkommene liebe erhalten/ so wil ich
deinem glücke nicht zuwider seyn.
Col. Jch bedancke mich zum schönsten/ mein her
vater/ vor die grosse väterliche gnade/ doch wz die lieb-
sie
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Erſte Handlung.
ſo ward mir umb das hertze ſo warm/ als wenn mir
das gebluͤte lunge und leber abdruͤcken wolte; Nun
ſteigt mirs bald in den kopff/ bald faͤhrt mirs in die
beine/ bald fuͤhle ichs in der achſel/ und ich weiß nicht
recht/ ob es ein fieber oder ſonſt eine art vom podagra
iſt.
(Er weiſet unter die Spectatores) Dort
ſeh ich einen ſitzen/ der hat in dieſem ſpittal auch kranck
gelegen: Aber er iſt zu ſtoltz/ ich darff mich nicht erkuͤh-
nen/ daß ich ihn fragte/ was er vor gute wuͤrtzelgen
dargegen gebraucht hat: Und alſo muß ich leiden/
was ich nicht aͤndern kan. Ach meine hertzensjungfer-
magd/ wo hat euch der hencker hingefuͤhrt! Jch wolte/
ihr haͤttet hier ein bein gebrochen/ daß wir euch in der
cur behalten haͤtten/ ach! Wie fleiſſig haͤtte ich bey eu-
rem bette wachen wollen. Nun wil ich gerne ſehn/
wie ich alles zuſammen ſchaffe/ was einen Jncipienten
in der Courteſie vonnoͤthen iſt; keine kleider/ kein bund
band/ keinen degen/ und kein geld: Da gehoͤrt Coura-
ge darzu/ gewiß/ der anfang iſt naͤrriſch/ wo der aus-
gang nicht kluͤger iſt/ ſo ſterbe ich/ ehe ich eine frau krie-
ge: Doch mein weg iſt der weiteſte/ ich habe zeit.
(laͤufft davon.)


Andere Handlung.
Colonus. Willigis.
Will. Jch bin zu frieden mein ſohn/ kanſt du bey
Jhrer Majeſtaͤt eine gnaͤdige beſtaͤtigung/ und bey der
Mercurie eine vollkommene liebe erhalten/ ſo wil ich
deinem gluͤcke nicht zuwider ſeyn.
Col. Jch bedancke mich zum ſchoͤnſten/ mein heꝛ
vater/ vor die groſſe vaͤterliche gnade/ doch wz die lieb-
ſie
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[601/0617] Erſte Handlung. ſo ward mir umb das hertze ſo warm/ als wenn mir das gebluͤte lunge und leber abdruͤcken wolte; Nun ſteigt mirs bald in den kopff/ bald faͤhrt mirs in die beine/ bald fuͤhle ichs in der achſel/ und ich weiß nicht recht/ ob es ein fieber oder ſonſt eine art vom podagra iſt. (Er weiſet unter die Spectatores) Dort ſeh ich einen ſitzen/ der hat in dieſem ſpittal auch kranck gelegen: Aber er iſt zu ſtoltz/ ich darff mich nicht erkuͤh- nen/ daß ich ihn fragte/ was er vor gute wuͤrtzelgen dargegen gebraucht hat: Und alſo muß ich leiden/ was ich nicht aͤndern kan. Ach meine hertzensjungfer- magd/ wo hat euch der hencker hingefuͤhrt! Jch wolte/ ihr haͤttet hier ein bein gebrochen/ daß wir euch in der cur behalten haͤtten/ ach! Wie fleiſſig haͤtte ich bey eu- rem bette wachen wollen. Nun wil ich gerne ſehn/ wie ich alles zuſammen ſchaffe/ was einen Jncipienten in der Courteſie vonnoͤthen iſt; keine kleider/ kein bund band/ keinen degen/ und kein geld: Da gehoͤrt Coura- ge darzu/ gewiß/ der anfang iſt naͤrriſch/ wo der aus- gang nicht kluͤger iſt/ ſo ſterbe ich/ ehe ich eine frau krie- ge: Doch mein weg iſt der weiteſte/ ich habe zeit. (laͤufft davon.) Andere Handlung. Colonus. Willigis. Will. Jch bin zu frieden mein ſohn/ kanſt du bey Jhrer Majeſtaͤt eine gnaͤdige beſtaͤtigung/ und bey der Mercurie eine vollkommene liebe erhalten/ ſo wil ich deinem gluͤcke nicht zuwider ſeyn. Col. Jch bedancke mich zum ſchoͤnſten/ mein heꝛ vater/ vor die groſſe vaͤterliche gnade/ doch wz die lieb- ſie P p 5

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/617>, abgerufen am 29.05.2024.