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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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und wil mit seiner Büchse braviren.
Jch gestehe es/ das Gedächtniß ist mir
viel zu kurtz/ wo ich alles behalten soll/
was mir allein begegnet ist/ und ich wer-
de zum Mahler gehen/ und werde mir
etliche lassen abmahlen/ so kan ich dar-
nach in unserer Conferenz die Gesichter
etwas besser beschreiben. Doch laß se-
hen/ zu meiner Zeit hatten ja die Mah-
ler ihre Werckstatt um diese Gegend/
und ich rieche es fast an den Oelfarben/
daß ich nicht weit davon bin. Holla/
ha/ ist kein Mahler hier?
(Sie kom-
men heraus gesprungen.)
Min. Was verlangt der Herr?
Urb. Stille/ stille/ er will gewiß mit mir
reden.
Mischm. Jch verlange einen rechtschaffe-
nen Mahler/ der in den Gesichtern
glückselig ist.
Min. Er bleibe nur bey mir/ ich habe wol
eher in einer Stunde 1000. Gesichter
illuminiret.
Urb. Aber der Holtzschnitt muste zuvor
fertig seyn. Der Herr bleibe nur hier/
ich höre doch/ es wird was künstliches
seyn
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und wil mit ſeiner Buͤchſe braviren.
Jch geſtehe es/ das Gedaͤchtniß iſt mir
viel zu kurtz/ wo ich alles behalten ſoll/
was mir allein begegnet iſt/ und ich wer-
de zum Mahler gehen/ und werde mir
etliche laſſen abmahlen/ ſo kan ich dar-
nach in unſerer Conferenz die Geſichter
etwas beſſer beſchreiben. Doch laß ſe-
hen/ zu meiner Zeit hatten ja die Mah-
ler ihre Werckſtatt um dieſe Gegend/
und ich rieche es faſt an den Oelfarben/
daß ich nicht weit davon bin. Holla/
ha/ iſt kein Mahler hier?
(Sie kom-
men heraus geſprungen.)
Min. Was verlangt der Herr?
Urb. Stille/ ſtille/ er will gewiß mit mir
reden.
Miſchm. Jch verlange einen rechtſchaffe-
nen Mahler/ der in den Geſichtern
gluͤckſelig iſt.
Min. Er bleibe nur bey mir/ ich habe wol
eher in einer Stunde 1000. Geſichter
illuminiret.
Urb. Aber der Holtzſchnitt muſte zuvor
fertig ſeyn. Der Herr bleibe nur hier/
ich hoͤre doch/ es wird was kuͤnſtliches
ſeyn
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[837/1005] und wil mit ſeiner Buͤchſe braviren. Jch geſtehe es/ das Gedaͤchtniß iſt mir viel zu kurtz/ wo ich alles behalten ſoll/ was mir allein begegnet iſt/ und ich wer- de zum Mahler gehen/ und werde mir etliche laſſen abmahlen/ ſo kan ich dar- nach in unſerer Conferenz die Geſichter etwas beſſer beſchreiben. Doch laß ſe- hen/ zu meiner Zeit hatten ja die Mah- ler ihre Werckſtatt um dieſe Gegend/ und ich rieche es faſt an den Oelfarben/ daß ich nicht weit davon bin. Holla/ ha/ iſt kein Mahler hier? (Sie kom- men heraus geſprungen.) Min. Was verlangt der Herr? Urb. Stille/ ſtille/ er will gewiß mit mir reden. Miſchm. Jch verlange einen rechtſchaffe- nen Mahler/ der in den Geſichtern gluͤckſelig iſt. Min. Er bleibe nur bey mir/ ich habe wol eher in einer Stunde 1000. Geſichter illuminiret. Urb. Aber der Holtzſchnitt muſte zuvor fertig ſeyn. Der Herr bleibe nur hier/ ich hoͤre doch/ es wird was kuͤnſtliches ſeyn N n 2

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 837. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/1005>, abgerufen am 06.05.2024.