Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
lichen Haß/ und so lange diese auff mein
Leben zielet/ so muß ich lauter Betrüb-
niß hoffen.
Ahas. Die Fr. Mutter läßt sich ja sonsten
versohnen.
Thir. Vielleicht wenn ich den Baal anbe-
te? Doch solches ist mir unmüglich.
Ahas. Ehe Thirza zum Baals-Dienste soll
gezwungen werden/ ehe soll Ahasia sich
wider alle Pfaffen von Sidon ver-
schweren.
Thir. Ach wenn Gott ein solches Wunder
thun wolte!
Ahas. Vielleicht kan das Wunder entste-
hen/ ehe man gedacht hat: Unterdessen
verstehe sie mich/ himmlische Thirza,
ich liebe.
Thir. Und ich schweige.
Ahas. Soll meine Vergnügung verschwie-
gen seyn?
Thir. Jch schweige/ und seuffze.
Ahas. Das Seuffzen kommet betrübten
Seelen zu.
Thir. Jch schweige und seuffze vor Liebe.
Ahas. Soll die Liebe seuffzen?
Thir. Ach ja/ wenn sie gefangen ist.
Ahas.
lichen Haß/ und ſo lange dieſe auff mein
Leben zielet/ ſo muß ich lauter Betruͤb-
niß hoffen.
Ahaſ. Die Fr. Mutter laͤßt ſich ja ſonſten
verſohnen.
Thir. Vielleicht wenn ich den Baal anbe-
te? Doch ſolches iſt mir unmuͤglich.
Ahaſ. Ehe Thirza zum Baals-Dienſte ſoll
gezwungen werden/ ehe ſoll Ahaſia ſich
wider alle Pfaffen von Sidon ver-
ſchweren.
Thir. Ach wenn Gott ein ſolches Wunder
thun wolte!
Ahaſ. Vielleicht kan das Wunder entſte-
hen/ ehe man gedacht hat: Unterdeſſen
verſtehe ſie mich/ himmliſche Thirza,
ich liebe.
Thir. Und ich ſchweige.
Ahaſ. Soll meine Vergnuͤgung verſchwie-
gen ſeyn?
Thir. Jch ſchweige/ und ſeuffze.
Ahaſ. Das Seuffzen kommet betruͤbten
Seelen zu.
Thir. Jch ſchweige und ſeuffze vor Liebe.
Ahaſ. Soll die Liebe ſeuffzen?
Thir. Ach ja/ wenn ſie gefangen iſt.
Ahaſ.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#THI">
            <p><pb facs="#f0227" n="63"/>
lichen Haß/ und &#x017F;o lange die&#x017F;e auff mein<lb/>
Leben zielet/ &#x017F;o muß ich lauter Betru&#x0364;b-<lb/>
niß hoffen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AHA">
            <speaker>Aha&#x017F;.</speaker>
            <p>Die Fr. Mutter la&#x0364;ßt &#x017F;ich ja &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
ver&#x017F;ohnen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#THI">
            <speaker>Thir.</speaker>
            <p>Vielleicht wenn ich den Baal anbe-<lb/>
te? Doch &#x017F;olches i&#x017F;t mir unmu&#x0364;glich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AHA">
            <speaker>Aha&#x017F;.</speaker>
            <p>Ehe <hi rendition="#aq">Thirza</hi> zum Baals-Dien&#x017F;te &#x017F;oll<lb/>
gezwungen werden/ ehe &#x017F;oll <hi rendition="#aq">Aha&#x017F;ia</hi> &#x017F;ich<lb/>
wider alle Pfaffen von Sidon ver-<lb/>
&#x017F;chweren.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#THI">
            <speaker>Thir.</speaker>
            <p>Ach wenn Gott ein &#x017F;olches Wunder<lb/>
thun wolte!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AHA">
            <speaker>Aha&#x017F;.</speaker>
            <p>Vielleicht kan das Wunder ent&#x017F;te-<lb/>
hen/ ehe man gedacht hat: Unterde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ver&#x017F;tehe &#x017F;ie mich/ himmli&#x017F;che <hi rendition="#aq">Thirza,</hi><lb/>
ich liebe.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#THI">
            <speaker>Thir.</speaker>
            <p>Und ich &#x017F;chweige.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AHA">
            <speaker>Aha&#x017F;.</speaker>
            <p>Soll meine Vergnu&#x0364;gung ver&#x017F;chwie-<lb/>
gen &#x017F;eyn?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#THI">
            <speaker>Thir.</speaker>
            <p>Jch &#x017F;chweige/ und &#x017F;euffze.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AHA">
            <speaker>Aha&#x017F;.</speaker>
            <p>Das Seuffzen kommet betru&#x0364;bten<lb/>
Seelen zu.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#THI">
            <speaker>Thir.</speaker>
            <p>Jch &#x017F;chweige und &#x017F;euffze vor Liebe.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AHA">
            <speaker>Aha&#x017F;.</speaker>
            <p>Soll die Liebe &#x017F;euffzen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#THI">
            <speaker>Thir.</speaker>
            <p>Ach ja/ wenn &#x017F;ie gefangen i&#x017F;t.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Aha&#x017F;.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0227] lichen Haß/ und ſo lange dieſe auff mein Leben zielet/ ſo muß ich lauter Betruͤb- niß hoffen. Ahaſ. Die Fr. Mutter laͤßt ſich ja ſonſten verſohnen. Thir. Vielleicht wenn ich den Baal anbe- te? Doch ſolches iſt mir unmuͤglich. Ahaſ. Ehe Thirza zum Baals-Dienſte ſoll gezwungen werden/ ehe ſoll Ahaſia ſich wider alle Pfaffen von Sidon ver- ſchweren. Thir. Ach wenn Gott ein ſolches Wunder thun wolte! Ahaſ. Vielleicht kan das Wunder entſte- hen/ ehe man gedacht hat: Unterdeſſen verſtehe ſie mich/ himmliſche Thirza, ich liebe. Thir. Und ich ſchweige. Ahaſ. Soll meine Vergnuͤgung verſchwie- gen ſeyn? Thir. Jch ſchweige/ und ſeuffze. Ahaſ. Das Seuffzen kommet betruͤbten Seelen zu. Thir. Jch ſchweige und ſeuffze vor Liebe. Ahaſ. Soll die Liebe ſeuffzen? Thir. Ach ja/ wenn ſie gefangen iſt. Ahaſ.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/227
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/227>, abgerufen am 07.05.2024.