Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Thir. Jch bitte um Gnade und Verge-
bung/ ich habe gesündiget.
Nab. So hab auch den Segen und den
Lohn für deine Sünde.
Thir. Ach Herr Vater/ er befehle/ was ich
thun soll/ ich will gehorsam seyn.
Nab. Hätte mein Befehl was gewircket/
so wärest du mir lange aus den Augen
gegangen.
Thir. Ach ich Unglückselige/ der Befehl
muß vollzogen werden.
(Gehet ab.)
Nab. Ach ist es nicht genug/ daß der König
mit seinen listigen Zunöthigungen auff
mich loßstürmet/ meine Kinder müssen
auch wider mich gewaffnet seyn/ die sol-
len mich dahin vermögen/ daß ich als
ein Verfluchter in Jsrael den höchsten
Spott ertragen soll. Hat der König
ein gewisses Recht auff meinen Wein-
berg wolan/ so mag er nehmen/ was er
nicht lassen kan. Allein daß ich doch
irgend durch einen Contract zu dem Ja-
wort solte gebracht werden/ das will ich
nimmermehr thun/ und wenn ich diesen
alten Kopff in die Rappuse geben mü-
ste. Doch siehe da/ mein ehrlicher
Jehu
Thir. Jch bitte um Gnade und Verge-
bung/ ich habe geſuͤndiget.
Nab. So hab auch den Segen und den
Lohn fuͤr deine Suͤnde.
Thir. Ach Herr Vater/ er befehle/ was ich
thun ſoll/ ich will gehorſam ſeyn.
Nab. Haͤtte mein Befehl was gewircket/
ſo waͤreſt du mir lange aus den Augen
gegangen.
Thir. Ach ich Ungluͤckſelige/ der Befehl
muß vollzogen werden.
(Gehet ab.)
Nab. Ach iſt es nicht genug/ daß der Koͤnig
mit ſeinen liſtigen Zunoͤthigungen auff
mich loßſtuͤrmet/ meine Kinder muͤſſen
auch wider mich gewaffnet ſeyn/ die ſol-
len mich dahin vermoͤgen/ daß ich als
ein Verfluchter in Jſrael den hoͤchſten
Spott ertragen ſoll. Hat der Koͤnig
ein gewiſſes Recht auff meinen Wein-
berg wolan/ ſo mag er nehmen/ was er
nicht laſſen kan. Allein daß ich doch
irgend durch einen Contract zu dem Ja-
wort ſolte gebracht werden/ das will ich
nimmermehr thun/ und wenn ich dieſen
alten Kopff in die Rappuſe geben muͤ-
ſte. Doch ſiehe da/ mein ehrlicher
Jehu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0259" n="95"/>
          <sp who="#THI">
            <speaker>Thir.</speaker>
            <p>Jch bitte um Gnade und Verge-<lb/>
bung/ ich habe ge&#x017F;u&#x0364;ndiget.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#NAB">
            <speaker>Nab.</speaker>
            <p>So hab auch den Segen und den<lb/>
Lohn fu&#x0364;r deine Su&#x0364;nde.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#THI">
            <speaker>Thir.</speaker>
            <p>Ach Herr Vater/ er befehle/ was ich<lb/>
thun &#x017F;oll/ ich will gehor&#x017F;am &#x017F;eyn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#NAB">
            <speaker>Nab.</speaker>
            <p>Ha&#x0364;tte mein Befehl was gewircket/<lb/>
&#x017F;o wa&#x0364;re&#x017F;t du mir lange aus den Augen<lb/>
gegangen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#THI">
            <speaker>Thir.</speaker>
            <p>Ach ich Unglu&#x0364;ck&#x017F;elige/ der Befehl<lb/>
muß vollzogen werden.</p>
            <stage>(Gehet ab.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#NAB">
            <speaker>Nab.</speaker>
            <p>Ach i&#x017F;t es nicht genug/ daß der Ko&#x0364;nig<lb/>
mit &#x017F;einen li&#x017F;tigen Zuno&#x0364;thigungen auff<lb/>
mich loß&#x017F;tu&#x0364;rmet/ meine Kinder mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auch wider mich gewaffnet &#x017F;eyn/ die &#x017F;ol-<lb/>
len mich dahin vermo&#x0364;gen/ daß ich als<lb/>
ein Verfluchter in J&#x017F;rael den ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Spott ertragen &#x017F;oll. Hat der Ko&#x0364;nig<lb/>
ein gewi&#x017F;&#x017F;es Recht auff meinen Wein-<lb/>
berg wolan/ &#x017F;o mag er nehmen/ was er<lb/>
nicht la&#x017F;&#x017F;en kan. Allein daß ich doch<lb/>
irgend durch einen <hi rendition="#aq">Contract</hi> zu dem Ja-<lb/>
wort &#x017F;olte gebracht werden/ das will ich<lb/>
nimmermehr thun/ und wenn ich die&#x017F;en<lb/>
alten Kopff in die Rappu&#x017F;e geben mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te. Doch &#x017F;iehe da/ mein ehrlicher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Jehu</hi></fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0259] Thir. Jch bitte um Gnade und Verge- bung/ ich habe geſuͤndiget. Nab. So hab auch den Segen und den Lohn fuͤr deine Suͤnde. Thir. Ach Herr Vater/ er befehle/ was ich thun ſoll/ ich will gehorſam ſeyn. Nab. Haͤtte mein Befehl was gewircket/ ſo waͤreſt du mir lange aus den Augen gegangen. Thir. Ach ich Ungluͤckſelige/ der Befehl muß vollzogen werden. (Gehet ab.) Nab. Ach iſt es nicht genug/ daß der Koͤnig mit ſeinen liſtigen Zunoͤthigungen auff mich loßſtuͤrmet/ meine Kinder muͤſſen auch wider mich gewaffnet ſeyn/ die ſol- len mich dahin vermoͤgen/ daß ich als ein Verfluchter in Jſrael den hoͤchſten Spott ertragen ſoll. Hat der Koͤnig ein gewiſſes Recht auff meinen Wein- berg wolan/ ſo mag er nehmen/ was er nicht laſſen kan. Allein daß ich doch irgend durch einen Contract zu dem Ja- wort ſolte gebracht werden/ das will ich nimmermehr thun/ und wenn ich dieſen alten Kopff in die Rappuſe geben muͤ- ſte. Doch ſiehe da/ mein ehrlicher Jehu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/259
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/259>, abgerufen am 30.04.2024.