Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Jsab. Wir sind es aber nicht gewohnt/ daß
der König die Ursache der Kranckheit
nicht wissen läßt.
Jav. Jhro Maj. wie wenn sich ein getreuer
Baals-Diener unterstünde nach dem
Geheimnisse zu forschen.
Jsab. Ach ein anders ist forschen/ ein anders
gewiß errathen.
Jav. Wie wenn man auch das Geheimniß
schon errathen hätte.
Jsab. Jst dieses möglich/ so begehet ihr eine
grosse Sünde/ wenn ihr uns durch eure
Verschwiegenheit beleidiget.
Jav. Behüte Baal! eine solche Patronin
unsers geistlichen Ordens darff nicht be-
leidiget werden. Es ist an dem/ daß
Jhro Majestät zu Jesreel ein beqvem
Lust-Haus anlegen wollen/ und der
Baumeister mag vermeynet haben/ es
würde das Werck etwas geschickter
zu disponiren seyn/ wenn Herr Naboth
seinen Weinberg darzu überlassen
wolte.
Jsab. Das ist eine schlechte Sache. Durch
tauschen und kauffen kan man alles
an sich bringen.

Jav.
Jſab. Wir ſind es aber nicht gewohnt/ daß
der Koͤnig die Urſache der Kranckheit
nicht wiſſen laͤßt.
Jav. Jhro Maj. wie wenn ſich ein getreuer
Baals-Diener unterſtuͤnde nach dem
Geheimniſſe zu forſchen.
Jſab. Ach ein anders iſt forſchen/ ein anders
gewiß errathen.
Jav. Wie wenn man auch das Geheimniß
ſchon errathen haͤtte.
Jſab. Jſt dieſes moͤglich/ ſo begehet ihr eine
groſſe Suͤnde/ wenn ihr uns durch eure
Verſchwiegenheit beleidiget.
Jav. Behuͤte Baal! eine ſolche Patronin
unſers geiſtlichen Ordens daꝛff nicht be-
leidiget werden. Es iſt an dem/ daß
Jhro Majeſtaͤt zu Jeſreel ein beqvem
Luſt-Haus anlegen wollen/ und der
Baumeiſter mag vermeynet haben/ es
wuͤrde das Werck etwas geſchickter
zu diſponiren ſeyn/ wenn Herr Naboth
ſeinen Weinberg darzu uͤberlaſſen
wolte.
Jſab. Das iſt eine ſchlechte Sache. Durch
tauſchen und kauffen kan man alles
an ſich bringen.

Jav.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0284" n="120"/>
          <sp who="#ISA">
            <speaker>J&#x017F;ab.</speaker>
            <p>Wir &#x017F;ind es aber nicht gewohnt/ daß<lb/>
der Ko&#x0364;nig die Ur&#x017F;ache der Kranckheit<lb/>
nicht wi&#x017F;&#x017F;en la&#x0364;ßt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JAV">
            <speaker>Jav.</speaker>
            <p>Jhro Maj. wie wenn &#x017F;ich ein getreuer<lb/>
Baals-Diener unter&#x017F;tu&#x0364;nde nach dem<lb/>
Geheimni&#x017F;&#x017F;e zu for&#x017F;chen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ISA">
            <speaker>J&#x017F;ab.</speaker>
            <p>Ach ein anders i&#x017F;t for&#x017F;chen/ ein anders<lb/>
gewiß errathen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JAV">
            <speaker>Jav.</speaker>
            <p>Wie wenn man auch das Geheimniß<lb/>
&#x017F;chon errathen ha&#x0364;tte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ISA">
            <speaker>J&#x017F;ab.</speaker>
            <p>J&#x017F;t die&#x017F;es mo&#x0364;glich/ &#x017F;o begehet ihr eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Su&#x0364;nde/ wenn ihr uns durch eure<lb/>
Ver&#x017F;chwiegenheit beleidiget.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JAV">
            <speaker>Jav.</speaker>
            <p>Behu&#x0364;te Baal! eine &#x017F;olche Patronin<lb/>
un&#x017F;ers gei&#x017F;tlichen Ordens da&#xA75B;ff nicht be-<lb/>
leidiget werden. Es i&#x017F;t an dem/ daß<lb/>
Jhro Maje&#x017F;ta&#x0364;t zu Je&#x017F;reel ein beqvem<lb/>
Lu&#x017F;t-Haus anlegen wollen/ und der<lb/>
Baumei&#x017F;ter mag vermeynet haben/ es<lb/>
wu&#x0364;rde das Werck etwas ge&#x017F;chickter<lb/>
zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>ren &#x017F;eyn/ wenn Herr Naboth<lb/>
&#x017F;einen Weinberg darzu u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wolte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ISA">
            <speaker>J&#x017F;ab.</speaker>
            <p>Das i&#x017F;t eine &#x017F;chlechte Sache. Durch<lb/>
tau&#x017F;chen und kauffen kan man alles<lb/>
an &#x017F;ich bringen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Jav.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0284] Jſab. Wir ſind es aber nicht gewohnt/ daß der Koͤnig die Urſache der Kranckheit nicht wiſſen laͤßt. Jav. Jhro Maj. wie wenn ſich ein getreuer Baals-Diener unterſtuͤnde nach dem Geheimniſſe zu forſchen. Jſab. Ach ein anders iſt forſchen/ ein anders gewiß errathen. Jav. Wie wenn man auch das Geheimniß ſchon errathen haͤtte. Jſab. Jſt dieſes moͤglich/ ſo begehet ihr eine groſſe Suͤnde/ wenn ihr uns durch eure Verſchwiegenheit beleidiget. Jav. Behuͤte Baal! eine ſolche Patronin unſers geiſtlichen Ordens daꝛff nicht be- leidiget werden. Es iſt an dem/ daß Jhro Majeſtaͤt zu Jeſreel ein beqvem Luſt-Haus anlegen wollen/ und der Baumeiſter mag vermeynet haben/ es wuͤrde das Werck etwas geſchickter zu diſponiren ſeyn/ wenn Herr Naboth ſeinen Weinberg darzu uͤberlaſſen wolte. Jſab. Das iſt eine ſchlechte Sache. Durch tauſchen und kauffen kan man alles an ſich bringen. Jav.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/284
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/284>, abgerufen am 05.05.2024.