Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
Jav. Allein unmaßgeblich von der Sache zu
reden/ es würde bey dem Volcke sehr
empfindlich auffgenommen werden/
wenn der Mann ohn allen Schein des
Rechtens sterben solte.
Jsab. Eine Schwalbe macht keinen Som-
mer/ und eine grausame That macht
keinen Tyrannen.
Jav. Es solte aber an scheinbaren Ursachen
nicht ermangeln. Man lasse eine Fa-
sten ausschreiben/ und mitten in der
Andacht lasse man etliche falsche Zeu-
gen aufftreten/ welche den hochmüthi-
gen Mann beschuldigen/ als hätte er
Gott und den König gelästert. Da-
mit mag die Gemeine zufahren/ und so
viel Steine auff ihn werffen/ als sie
will: Des Königs Person bleibet von
allem Verdachte befreyet.
Jsab. Der Rath ist nicht übel ausgesonnen:
Nur die falschen Zeugen möchten das
Spiel verderben.
Jav. Darvor will ich sorgen. Denn un-
ter meinen Baals-Pfaffen ist kein ein-
tziger/ der sich auff meinem Befehl nicht
zu einem Meineyde/ und zu der schlimmsten
Sache verstehen wird.

Isab.
Jav. Allein unmaßgeblich von der Sache zu
reden/ es wuͤrde bey dem Volcke ſehr
empfindlich auffgenommen werden/
wenn der Mann ohn allen Schein des
Rechtens ſterben ſolte.
Jſab. Eine Schwalbe macht keinen Som-
mer/ und eine grauſame That macht
keinen Tyrannen.
Jav. Es ſolte aber an ſcheinbaren Urſachen
nicht ermangeln. Man laſſe eine Fa-
ſten ausſchreiben/ und mitten in der
Andacht laſſe man etliche falſche Zeu-
gen aufftreten/ welche den hochmuͤthi-
gen Mann beſchuldigen/ als haͤtte er
Gott und den Koͤnig gelaͤſtert. Da-
mit mag die Gemeine zufahren/ und ſo
viel Steine auff ihn werffen/ als ſie
will: Des Koͤnigs Perſon bleibet von
allem Verdachte befreyet.
Jſab. Der Rath iſt nicht uͤbel ausgeſonnen:
Nur die falſchen Zeugen moͤchten das
Spiel verderben.
Jav. Darvor will ich ſorgen. Denn un-
ter meinen Baals-Pfaffen iſt kein ein-
tziger/ der ſich auff meinem Befehl nicht
zu einem Meineyde/ uñ zu der ſchlim̃ſten
Sache verſtehen wird.

Iſab.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0286" n="122"/>
          <sp who="#JAV">
            <speaker>Jav.</speaker>
            <p>Allein unmaßgeblich von der Sache zu<lb/>
reden/ es wu&#x0364;rde bey dem Volcke &#x017F;ehr<lb/>
empfindlich auffgenommen werden/<lb/>
wenn der Mann ohn allen Schein des<lb/>
Rechtens &#x017F;terben &#x017F;olte.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ISA">
            <speaker>J&#x017F;ab.</speaker>
            <p>Eine Schwalbe macht keinen Som-<lb/>
mer/ und eine grau&#x017F;ame That macht<lb/>
keinen Tyrannen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JAV">
            <speaker>Jav.</speaker>
            <p>Es &#x017F;olte aber an &#x017F;cheinbaren Ur&#x017F;achen<lb/>
nicht ermangeln. Man la&#x017F;&#x017F;e eine Fa-<lb/>
&#x017F;ten aus&#x017F;chreiben/ und mitten in der<lb/>
Andacht la&#x017F;&#x017F;e man etliche fal&#x017F;che Zeu-<lb/>
gen aufftreten/ welche den hochmu&#x0364;thi-<lb/>
gen Mann be&#x017F;chuldigen/ als ha&#x0364;tte er<lb/>
Gott und den Ko&#x0364;nig gela&#x0364;&#x017F;tert. Da-<lb/>
mit mag die Gemeine zufahren/ und &#x017F;o<lb/>
viel Steine auff ihn werffen/ als &#x017F;ie<lb/>
will: Des Ko&#x0364;nigs Per&#x017F;on bleibet von<lb/>
allem Verdachte befreyet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ISA">
            <speaker>J&#x017F;ab.</speaker>
            <p>Der Rath i&#x017F;t nicht u&#x0364;bel ausge&#x017F;onnen:<lb/>
Nur die fal&#x017F;chen Zeugen mo&#x0364;chten das<lb/>
Spiel verderben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JAV">
            <speaker>Jav.</speaker>
            <p>Darvor will ich &#x017F;orgen. Denn un-<lb/>
ter meinen Baals-Pfaffen i&#x017F;t kein ein-<lb/>
tziger/ der &#x017F;ich auff meinem Befehl nicht<lb/>
zu einem Meineyde/ un&#x0303; zu der &#x017F;chlim&#x0303;&#x017F;ten<lb/>
Sache ver&#x017F;tehen wird.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">I&#x017F;ab.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0286] Jav. Allein unmaßgeblich von der Sache zu reden/ es wuͤrde bey dem Volcke ſehr empfindlich auffgenommen werden/ wenn der Mann ohn allen Schein des Rechtens ſterben ſolte. Jſab. Eine Schwalbe macht keinen Som- mer/ und eine grauſame That macht keinen Tyrannen. Jav. Es ſolte aber an ſcheinbaren Urſachen nicht ermangeln. Man laſſe eine Fa- ſten ausſchreiben/ und mitten in der Andacht laſſe man etliche falſche Zeu- gen aufftreten/ welche den hochmuͤthi- gen Mann beſchuldigen/ als haͤtte er Gott und den Koͤnig gelaͤſtert. Da- mit mag die Gemeine zufahren/ und ſo viel Steine auff ihn werffen/ als ſie will: Des Koͤnigs Perſon bleibet von allem Verdachte befreyet. Jſab. Der Rath iſt nicht uͤbel ausgeſonnen: Nur die falſchen Zeugen moͤchten das Spiel verderben. Jav. Darvor will ich ſorgen. Denn un- ter meinen Baals-Pfaffen iſt kein ein- tziger/ der ſich auff meinem Befehl nicht zu einem Meineyde/ uñ zu der ſchlim̃ſten Sache verſtehen wird. Iſab.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/286
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/286>, abgerufen am 04.05.2024.