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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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weissaget hat: Euer Acker und Wein-
berge wird er nehmen/ und seinen Knech-
ten geben.
Jeh. Samuel hätte sprechen sollen: Eure
Weinberge wird er nehmen/ und das
Einkommen davon den verfluchten
Baals-Pfaffen in den Rachen stecken.
En. Ach warum thut Elias nicht noch ein-
mal Wunder/ daß wir die Feinde des
Landes und der Kirchen noch einmal
schlachten dürfften?
Jeh. Vielleicht wird dieses Unglück über
uns verhangen/ weil wir das schreckli-
che Wunder allzu kaltsinnig angesehen
haben.
En. Jmmittelst zu was werden wir uns re-
solvi
ren?
Jeh. Zu einer heroischen Gedult.
En. Warum nicht zu einer heroischen Un-
gedult?
Jeh. Es giebt im Lande viel Malcontenten/
doch keiner will sich öffentlich in Gefahr
begeben. Wir müssen als Rebellen
der schändlichsten Straffe unterworf-
fen seyn. Drum soll Naboth sterben:
soll sein gantzes Geschlechte nachfolgen/
des
H 5
weiſſaget hat: Euer Acker und Wein-
berge wiꝛd er nehmen/ und ſeinen Knech-
ten geben.
Jeh. Samuel haͤtte ſprechen ſollen: Eure
Weinberge wird er nehmen/ und das
Einkommen davon den verfluchten
Baals-Pfaffen in den Rachen ſtecken.
En. Ach warum thut Elias nicht noch ein-
mal Wunder/ daß wir die Feinde des
Landes und der Kirchen noch einmal
ſchlachten duͤrfften?
Jeh. Vielleicht wird dieſes Ungluͤck uͤber
uns verhangen/ weil wir das ſchreckli-
che Wunder allzu kaltſinnig angeſehen
haben.
En. Jmmittelſt zu was werden wir uns re-
ſolvi
ren?
Jeh. Zu einer heroiſchen Gedult.
En. Warum nicht zu einer heroiſchen Un-
gedult?
Jeh. Es giebt im Lande viel Malcontenten/
doch keiner will ſich oͤffentlich in Gefahr
begeben. Wir muͤſſen als Rebellen
der ſchaͤndlichſten Straffe unterworf-
fen ſeyn. Drum ſoll Naboth ſterben:
ſoll ſein gantzes Geſchlechte nachfolgen/
des
H 5
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[177/0341] weiſſaget hat: Euer Acker und Wein- berge wiꝛd er nehmen/ und ſeinen Knech- ten geben. Jeh. Samuel haͤtte ſprechen ſollen: Eure Weinberge wird er nehmen/ und das Einkommen davon den verfluchten Baals-Pfaffen in den Rachen ſtecken. En. Ach warum thut Elias nicht noch ein- mal Wunder/ daß wir die Feinde des Landes und der Kirchen noch einmal ſchlachten duͤrfften? Jeh. Vielleicht wird dieſes Ungluͤck uͤber uns verhangen/ weil wir das ſchreckli- che Wunder allzu kaltſinnig angeſehen haben. En. Jmmittelſt zu was werden wir uns re- ſolviren? Jeh. Zu einer heroiſchen Gedult. En. Warum nicht zu einer heroiſchen Un- gedult? Jeh. Es giebt im Lande viel Malcontenten/ doch keiner will ſich oͤffentlich in Gefahr begeben. Wir muͤſſen als Rebellen der ſchaͤndlichſten Straffe unterworf- fen ſeyn. Drum ſoll Naboth ſterben: ſoll ſein gantzes Geſchlechte nachfolgen/ des H 5

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/341>, abgerufen am 29.04.2024.