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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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in dem Gerichte unsertwegen muß be-
schlossen seyn.
Rais. Es verlanget mich gar nicht. Eben
darum/ weil es langsam hergehet/ kan
ich abnehmen/ daß die Herren Beysitzer
einen wichtigen Floch in die Ohren be-
kommen haben. Denn sie merckten
wol/ daß alle Stände wider sie möchten
auftreten/ wenn die eigennützige Prale-
rey/ und der Herr verzeihe mir/ daß ich so
deutlich rede/ die eitle Auffschneiderey
solte bestrafft werden.
Lik. Der Herr darff nicht um Verzeihung
bitten/ denn ich habe mich der Auff-
schneiderey bißhero geschämet. Nun
ich aber zum Erkäntnisse komme/ daß ich
so vornehme Mit-Meister in meinem
Handwercke habe/ so mag mir einer ein
Carmen machen/ und mag den Ehren-
Titul gleich neben meinem Nahmen
setzen.
Misch. Und ich werde mich schämen sollen/
daß ich mein Auffschneiden nicht recht
gelernet habe. Lügen kan ich wohl/ a-
ber ich kan die Leute noch nicht bereden/
die besten Gedancken verderben mir im
Zu-
in dem Gerichte unſertwegen muß be-
ſchloſſen ſeyn.
Raiſ. Es verlanget mich gar nicht. Eben
darum/ weil es langſam hergehet/ kan
ich abnehmen/ daß die Herren Beyſitzer
einen wichtigen Floch in die Ohren be-
kommen haben. Denn ſie merckten
wol/ daß alle Staͤnde wider ſie moͤchten
auftreten/ weñ die eigennuͤtzige Prale-
rey/ und der Herr verzeihe mir/ daß ich ſo
deutlich rede/ die eitle Auffſchneiderey
ſolte beſtrafft werden.
Lik. Der Herr darff nicht um Verzeihung
bitten/ denn ich habe mich der Auff-
ſchneiderey bißhero geſchaͤmet. Nun
ich aber zum Erkaͤntniſſe komme/ daß ich
ſo vornehme Mit-Meiſter in meinem
Handwercke habe/ ſo mag mir einer ein
Carmen machen/ und mag den Ehren-
Titul gleich neben meinem Nahmen
ſetzen.
Miſch. Und ich werde mich ſchaͤmen ſollen/
daß ich mein Auffſchneiden nicht recht
gelernet habe. Luͤgen kan ich wohl/ a-
ber ich kan die Leute noch nicht bereden/
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[662/0830] in dem Gerichte unſertwegen muß be- ſchloſſen ſeyn. Raiſ. Es verlanget mich gar nicht. Eben darum/ weil es langſam hergehet/ kan ich abnehmen/ daß die Herren Beyſitzer einen wichtigen Floch in die Ohren be- kommen haben. Denn ſie merckten wol/ daß alle Staͤnde wider ſie moͤchten auftreten/ weñ die eigennuͤtzige Prale- rey/ und der Herr verzeihe mir/ daß ich ſo deutlich rede/ die eitle Auffſchneiderey ſolte beſtrafft werden. Lik. Der Herr darff nicht um Verzeihung bitten/ denn ich habe mich der Auff- ſchneiderey bißhero geſchaͤmet. Nun ich aber zum Erkaͤntniſſe komme/ daß ich ſo vornehme Mit-Meiſter in meinem Handwercke habe/ ſo mag mir einer ein Carmen machen/ und mag den Ehren- Titul gleich neben meinem Nahmen ſetzen. Miſch. Und ich werde mich ſchaͤmen ſollen/ daß ich mein Auffſchneiden nicht recht gelernet habe. Luͤgen kan ich wohl/ a- ber ich kan die Leute noch nicht bereden/ die beſten Gedancken verderben mir im Zu-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/830>, abgerufen am 08.05.2024.