zwei Segelcorvetten, drei Dampfschiffen nebst einer Anzahl von Kanonenbooten, so wie zur nachhaltigen Unterhaltung eines solchen Bestandes, einschließlich der Kosten der ersten Gründung und der Erbauung eines Kriegshafens, ein jährlicher Aufwand von etwa einer Million Thaler als nothwendig erachtet.
Zur Deckung dieser Summe schlug Hannover den Satz von zwei Groschen pro Kopf der auf zwölf Millionen Seelen geschätzten Bevölkerung der eingeladenen Staaten und daneben eine Präcipualleistung der Küstenstaaten in demselben Betrage pro Kopf vor, was zusammen 927,000 Thaler pro Jahr ergebe, wobei durch die Theilnehmer dann noch die Lücken zu ergänzen seien, da einige Staaten sich über ihren Beitritt zum Flotten- verein noch nicht entschieden hätten.
Bei der Abstimmung über diese Vorschläge ergaben sich leider sofort sehr divergirende Ansichten. Es zeigte sich der innige Zusammenhang, in den die Flottenfrage mit der damaligen Zoll- und Handelskrise gebracht werden sollte und wie die ein- zelnen Staaten sich zur letzteren stellten.
Die Bereitwilligkeit, sich durch Geldbeiträge an der Er- haltung der Flotte zu betheiligen, wenn auch nicht überall in Höhe der als nothwendig erkannten Summen, sprachen alle versammelten Vertreter aus, nur machten sie dieselbe von ver- schiedenen Bedingungen abhängig. Braunschweig, Oldenburg, die Hansestädte, Coburg-Gotha, Anhalt-Dessau und Schaum- burg-Lippe stimmten den hannover'schen Vorschlägen ohne Vor- behalt bei; Sachsen-Weimar, Sachsen-Altenburg, Anhalt-Bern- burg und Lippe-Detmold knüpften ihre Zustimmung an den Beitritt Preußens zum Flottenvereine; Bayern, Sachsen, Groß- herzogthum Hessen, Nassau und Sachsen-Meiningen machten ihre Theilnahme von einer befriedigenden Lösung der Zoll- und Handelsfrage abhängig. Was aber unter dieser "befriedigenden Lösung" zu verstehen war, ergab sich deutlich aus der vom bayrischen Gesandten abgegebenen Erklärung.
Die deutſche Marine 1848—1852
zwei Segelcorvetten, drei Dampfſchiffen nebſt einer Anzahl von Kanonenbooten, ſo wie zur nachhaltigen Unterhaltung eines ſolchen Beſtandes, einſchließlich der Koſten der erſten Gründung und der Erbauung eines Kriegshafens, ein jährlicher Aufwand von etwa einer Million Thaler als nothwendig erachtet.
Zur Deckung dieſer Summe ſchlug Hannover den Satz von zwei Groſchen pro Kopf der auf zwölf Millionen Seelen geſchätzten Bevölkerung der eingeladenen Staaten und daneben eine Präcipualleiſtung der Küſtenſtaaten in demſelben Betrage pro Kopf vor, was zuſammen 927,000 Thaler pro Jahr ergebe, wobei durch die Theilnehmer dann noch die Lücken zu ergänzen ſeien, da einige Staaten ſich über ihren Beitritt zum Flotten- verein noch nicht entſchieden hätten.
Bei der Abſtimmung über dieſe Vorſchläge ergaben ſich leider ſofort ſehr divergirende Anſichten. Es zeigte ſich der innige Zuſammenhang, in den die Flottenfrage mit der damaligen Zoll- und Handelskriſe gebracht werden ſollte und wie die ein- zelnen Staaten ſich zur letzteren ſtellten.
Die Bereitwilligkeit, ſich durch Geldbeiträge an der Er- haltung der Flotte zu betheiligen, wenn auch nicht überall in Höhe der als nothwendig erkannten Summen, ſprachen alle verſammelten Vertreter aus, nur machten ſie dieſelbe von ver- ſchiedenen Bedingungen abhängig. Braunſchweig, Oldenburg, die Hanſeſtädte, Coburg-Gotha, Anhalt-Deſſau und Schaum- burg-Lippe ſtimmten den hannover’ſchen Vorſchlägen ohne Vor- behalt bei; Sachſen-Weimar, Sachſen-Altenburg, Anhalt-Bern- burg und Lippe-Detmold knüpften ihre Zuſtimmung an den Beitritt Preußens zum Flottenvereine; Bayern, Sachſen, Groß- herzogthum Heſſen, Naſſau und Sachſen-Meiningen machten ihre Theilnahme von einer befriedigenden Löſung der Zoll- und Handelsfrage abhängig. Was aber unter dieſer „befriedigenden Löſung“ zu verſtehen war, ergab ſich deutlich aus der vom bayriſchen Geſandten abgegebenen Erklärung.
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Die deutſche Marine 1848—1852
zwei Segelcorvetten, drei Dampfſchiffen nebſt einer Anzahl von
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ſolchen Beſtandes, einſchließlich der Koſten der erſten Gründung
und der Erbauung eines Kriegshafens, ein jährlicher Aufwand
von etwa einer Million Thaler als nothwendig erachtet.
Zur Deckung dieſer Summe ſchlug Hannover den Satz
von zwei Groſchen pro Kopf der auf zwölf Millionen Seelen
geſchätzten Bevölkerung der eingeladenen Staaten und daneben
eine Präcipualleiſtung der Küſtenſtaaten in demſelben Betrage
pro Kopf vor, was zuſammen 927,000 Thaler pro Jahr ergebe,
wobei durch die Theilnehmer dann noch die Lücken zu ergänzen
ſeien, da einige Staaten ſich über ihren Beitritt zum Flotten-
verein noch nicht entſchieden hätten.
Bei der Abſtimmung über dieſe Vorſchläge ergaben ſich
leider ſofort ſehr divergirende Anſichten. Es zeigte ſich der
innige Zuſammenhang, in den die Flottenfrage mit der damaligen
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zelnen Staaten ſich zur letzteren ſtellten.
Die Bereitwilligkeit, ſich durch Geldbeiträge an der Er-
haltung der Flotte zu betheiligen, wenn auch nicht überall in
Höhe der als nothwendig erkannten Summen, ſprachen alle
verſammelten Vertreter aus, nur machten ſie dieſelbe von ver-
ſchiedenen Bedingungen abhängig. Braunſchweig, Oldenburg,
die Hanſeſtädte, Coburg-Gotha, Anhalt-Deſſau und Schaum-
burg-Lippe ſtimmten den hannover’ſchen Vorſchlägen ohne Vor-
behalt bei; Sachſen-Weimar, Sachſen-Altenburg, Anhalt-Bern-
burg und Lippe-Detmold knüpften ihre Zuſtimmung an den
Beitritt Preußens zum Flottenvereine; Bayern, Sachſen, Groß-
herzogthum Heſſen, Naſſau und Sachſen-Meiningen machten ihre
Theilnahme von einer befriedigenden Löſung der Zoll- und
Handelsfrage abhängig. Was aber unter dieſer „befriedigenden
Löſung“ zu verſtehen war, ergab ſich deutlich aus der vom
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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/231>, abgerufen am 17.06.2024.
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