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Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702.

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sonderliche schöne Spiel-Sprüche.
te ihm Kleider/ ein Pferd/ Degen und Pi-
stolen/ und ward ein Reiter/ ist auch her-
nach gestiegen/ daß er selbst ein dapfferer Ca-
valier/ und Rittmeister worden/ ist aber sonst
dem Spiele nicht ergeben/ und spricht: Jch
entbreche mich des Spiels/ so viel ich kan/
muß ich aber ja bey Gesellschafften mit spie-
len/ so höre ich auff wenn ich 3. Thaler ver-
spielet/ ingleichen höre ich auch auf/ wenn ich
acht oder neun Thaler gewonnen/ denn wei-
ter traue ich dem Spiele nicht. Und habe
ich dieses offt aus dieses Rittmeisters Mun-
de selbst gehöret. Autor.

Also lieset man von dem Grichischen FürKinder-
Spiel.

sten Alcibiade daß er in seiner Jugend mit
andern Knaben auff einem Fahr-Wege
gespielet/ da ein Fuhrmann mit einem be-
ladenen Wagen gefahren kommen/ den Al-
cibiades
bittlich ersucht/ so lange stille zu hal-
ten/ biß das Spiel aus wäre. Weil er a-
ber mit Bitte nichts erhalten konte/ legte er
sich vor die Rosse auff den Fahrweg/ und
sprach: Er solte nun fahren. Weil aber
dieß dem Fuhrmanne nicht zu rathen war/
muste er nolens volens, so lange stille hal-
ten/ biß das Spiel aus war. Und gab Alci-
biades
dadurch zu verstehen/ was dermah-
len eines vor ein Mann aus ihm werden wol-
te. Dergleichen ist auch zu sehen/ an des
Knabens Cyri seinem Königs Spiel/ denn

er
L 3

ſonderliche ſchoͤne Spiel-Spruͤche.
te ihm Kleider/ ein Pferd/ Degen und Pi-
ſtolen/ und ward ein Reiter/ iſt auch her-
nach geſtiegen/ daß er ſelbſt ein dapfferer Ca-
valier/ und Rittmeiſter worden/ iſt aber ſonſt
dem Spiele nicht ergeben/ und ſpricht: Jch
entbreche mich des Spiels/ ſo viel ich kan/
muß ich aber ja bey Geſellſchafften mit ſpie-
len/ ſo hoͤre ich auff wenn ich 3. Thaler ver-
ſpielet/ ingleichen hoͤre ich auch auf/ wenn ich
acht oder neun Thaler gewonnen/ denn wei-
ter traue ich dem Spiele nicht. Und habe
ich dieſes offt aus dieſes Rittmeiſters Mun-
de ſelbſt gehoͤret. Autor.

Alſo lieſet man von dem Grichiſchen FuͤrKinder-
Spiel.

ſten Alcibiade daß er in ſeiner Jugend mit
andern Knaben auff einem Fahr-Wege
geſpielet/ da ein Fuhrmann mit einem be-
ladenen Wagen gefahren kommen/ den Al-
cibiades
bittlich erſucht/ ſo lange ſtille zu hal-
ten/ biß das Spiel aus waͤre. Weil er a-
ber mit Bitte nichts erhalten konte/ legte er
ſich vor die Roſſe auff den Fahrweg/ und
ſprach: Er ſolte nun fahren. Weil aber
dieß dem Fuhrmanne nicht zu rathen war/
muſte er nolens volens, ſo lange ſtille hal-
ten/ biß das Spiel aus war. Und gab Alci-
biades
dadurch zu verſtehen/ was dermah-
len eines vor ein Mann aus ihm werden wol-
te. Dergleichen iſt auch zu ſehen/ an des
Knabens Cyri ſeinem Koͤnigs Spiel/ denn

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[165/0169] ſonderliche ſchoͤne Spiel-Spruͤche. te ihm Kleider/ ein Pferd/ Degen und Pi- ſtolen/ und ward ein Reiter/ iſt auch her- nach geſtiegen/ daß er ſelbſt ein dapfferer Ca- valier/ und Rittmeiſter worden/ iſt aber ſonſt dem Spiele nicht ergeben/ und ſpricht: Jch entbreche mich des Spiels/ ſo viel ich kan/ muß ich aber ja bey Geſellſchafften mit ſpie- len/ ſo hoͤre ich auff wenn ich 3. Thaler ver- ſpielet/ ingleichen hoͤre ich auch auf/ wenn ich acht oder neun Thaler gewonnen/ denn wei- ter traue ich dem Spiele nicht. Und habe ich dieſes offt aus dieſes Rittmeiſters Mun- de ſelbſt gehoͤret. Autor. Alſo lieſet man von dem Grichiſchen Fuͤr ſten Alcibiade daß er in ſeiner Jugend mit andern Knaben auff einem Fahr-Wege geſpielet/ da ein Fuhrmann mit einem be- ladenen Wagen gefahren kommen/ den Al- cibiades bittlich erſucht/ ſo lange ſtille zu hal- ten/ biß das Spiel aus waͤre. Weil er a- ber mit Bitte nichts erhalten konte/ legte er ſich vor die Roſſe auff den Fahrweg/ und ſprach: Er ſolte nun fahren. Weil aber dieß dem Fuhrmanne nicht zu rathen war/ muſte er nolens volens, ſo lange ſtille hal- ten/ biß das Spiel aus war. Und gab Alci- biades dadurch zu verſtehen/ was dermah- len eines vor ein Mann aus ihm werden wol- te. Dergleichen iſt auch zu ſehen/ an des Knabens Cyri ſeinem Koͤnigs Spiel/ denn er Kinder- Spiel. L 3

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Zitationshilfe: Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/169>, abgerufen am 30.04.2024.