"Mangel schützt ihn wieder Bevortheilung: "der ganze übrige Haufe ist im Krieg verwi- "ckelt, und der Hinterlistigste ist der glück- "lichste Sieger. --"
Was für jämmerliche Kreaturen ihr seyd! die niederträchtigsten Räuber des Erdbodens! Jede Beute ist bey uns der Preis der Tapfer- keit, jede bey euch ein Denkmal einer nie- drigen Seele. Trenne mein Haupt sogleich von meinen Schultern, wenn Ein Betrug darinne gebrütet worden ist! Was ich bin, wurde ich durch mich selbst, durch meinen Muth.
Belphegor war wahrhaftig am Ende sei- ner Disputirkuust, und der zurückgebliebene Grad von Abneigung gegen den Menschen ließ ihn auch keine sonderliche Mühe neh- men, etwas für die polizierten Räube- reyen zu sagen: er schwieg mit einem Seuf- zer und gab den Grundsätzen des Arabers Recht.
Eine so angenehme Ruhe störte nichts als der Einfall eines benachbarten Räubers in das Schloß, wo sie Belphegor genoß. Die- ser Held hatte in Erfahrung gebracht, daß Belphegors Gönner bey dem letzten Meister-
streiche
„Mangel ſchuͤtzt ihn wieder Bevortheilung: „der ganze uͤbrige Haufe iſt im Krieg verwi- „ckelt, und der Hinterliſtigſte iſt der gluͤck- „lichſte Sieger. —‟
Was fuͤr jaͤmmerliche Kreaturen ihr ſeyd! die niedertraͤchtigſten Raͤuber des Erdbodens! Jede Beute iſt bey uns der Preis der Tapfer- keit, jede bey euch ein Denkmal einer nie- drigen Seele. Trenne mein Haupt ſogleich von meinen Schultern, wenn Ein Betrug darinne gebruͤtet worden iſt! Was ich bin, wurde ich durch mich ſelbſt, durch meinen Muth.
Belphegor war wahrhaftig am Ende ſei- ner Diſputirkuuſt, und der zuruͤckgebliebene Grad von Abneigung gegen den Menſchen ließ ihn auch keine ſonderliche Muͤhe neh- men, etwas fuͤr die polizierten Raͤube- reyen zu ſagen: er ſchwieg mit einem Seuf- zer und gab den Grundſaͤtzen des Arabers Recht.
Eine ſo angenehme Ruhe ſtoͤrte nichts als der Einfall eines benachbarten Raͤubers in das Schloß, wo ſie Belphegor genoß. Die- ſer Held hatte in Erfahrung gebracht, daß Belphegors Goͤnner bey dem letzten Meiſter-
ſtreiche
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0062"n="56"/>„Mangel ſchuͤtzt ihn wieder Bevortheilung:<lb/>„der ganze uͤbrige Haufe iſt im Krieg verwi-<lb/>„ckelt, und der Hinterliſtigſte iſt der gluͤck-<lb/>„lichſte Sieger. —‟</p><lb/><p>Was fuͤr jaͤmmerliche Kreaturen ihr ſeyd!<lb/>
die niedertraͤchtigſten Raͤuber des Erdbodens!<lb/>
Jede Beute iſt bey uns der Preis der Tapfer-<lb/>
keit, jede bey euch ein Denkmal einer nie-<lb/>
drigen Seele. Trenne mein Haupt ſogleich<lb/>
von meinen Schultern, wenn Ein Betrug<lb/>
darinne gebruͤtet worden iſt! Was ich bin,<lb/>
wurde ich durch mich ſelbſt, durch meinen<lb/>
Muth.</p><lb/><p>Belphegor war wahrhaftig am Ende ſei-<lb/>
ner Diſputirkuuſt, und der zuruͤckgebliebene<lb/>
Grad von Abneigung gegen den Menſchen<lb/>
ließ ihn auch keine ſonderliche Muͤhe neh-<lb/>
men, etwas fuͤr die <hirendition="#fr">polizierten</hi> Raͤube-<lb/>
reyen zu ſagen: er ſchwieg mit einem Seuf-<lb/>
zer und gab den Grundſaͤtzen des Arabers<lb/>
Recht.</p><lb/><p>Eine ſo angenehme Ruhe ſtoͤrte nichts als<lb/>
der Einfall eines benachbarten Raͤubers in<lb/>
das Schloß, wo ſie Belphegor genoß. Die-<lb/>ſer Held hatte in Erfahrung gebracht, daß<lb/>
Belphegors Goͤnner bey dem letzten Meiſter-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtreiche</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[56/0062]
„Mangel ſchuͤtzt ihn wieder Bevortheilung:
„der ganze uͤbrige Haufe iſt im Krieg verwi-
„ckelt, und der Hinterliſtigſte iſt der gluͤck-
„lichſte Sieger. —‟
Was fuͤr jaͤmmerliche Kreaturen ihr ſeyd!
die niedertraͤchtigſten Raͤuber des Erdbodens!
Jede Beute iſt bey uns der Preis der Tapfer-
keit, jede bey euch ein Denkmal einer nie-
drigen Seele. Trenne mein Haupt ſogleich
von meinen Schultern, wenn Ein Betrug
darinne gebruͤtet worden iſt! Was ich bin,
wurde ich durch mich ſelbſt, durch meinen
Muth.
Belphegor war wahrhaftig am Ende ſei-
ner Diſputirkuuſt, und der zuruͤckgebliebene
Grad von Abneigung gegen den Menſchen
ließ ihn auch keine ſonderliche Muͤhe neh-
men, etwas fuͤr die polizierten Raͤube-
reyen zu ſagen: er ſchwieg mit einem Seuf-
zer und gab den Grundſaͤtzen des Arabers
Recht.
Eine ſo angenehme Ruhe ſtoͤrte nichts als
der Einfall eines benachbarten Raͤubers in
das Schloß, wo ſie Belphegor genoß. Die-
ſer Held hatte in Erfahrung gebracht, daß
Belphegors Goͤnner bey dem letzten Meiſter-
ſtreiche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/62>, abgerufen am 04.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.