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Wiedeburg, Heinrich: Christliche Leichpredigt/ Gehalten bey der Begräbnüs Des Ehrnvesten/ Achtbarn und Fürnemen Herrn Georg Bösens/ [...]. Wolfenbüttel, 1618.

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Vnnd also lauter Zorn vnd Verdamnis: Denn wer da nicht gleubet / der ist schon gerichtet / denn er gleubet nicht an den Namen des eingebornen Sohns GOttes.

Zum andern daß wir viel mehr ein versünliches Hertze haben sollen / vnd nicht allein vnseren Wiedersacheren von Hertzen gerne vergeben / sondern auch den lieben GOtt für sie anruffen / er wolle jhnen jhre Sünde vergeben / vnd Gnade verleihen / daß sie die Feindseligkeit fallen lassen / vnnd mit warer Busse sich zu GOtt bekehren. Also verbate vns vnserer eniger Hoherpriester bey seinem Himmlischen Vater / da wir jhnen mit vnseren Sünden zum Fluch gemacht / vnd an das Creutz genagelt hatten. Wir solten jhm darin billig nachfolgen / da wir von vnserm Nehesten kaum 5. Groschen zufordern / da wir jhm mit zehentausent Pfund verhafftet? Aber es gehet vnserm Adamitischen vnd Adamantischen Fleisch vnd Blut / vber die massen schwer eingehen / das auch mennig voller Haß vnd Neid ist / wenn er schon einen Fuß in der Gruben hat / noch mit Rachirigen gedancken vnd Geberden vmbgehet / wenn jhm der Todt die Zunge schon gelemet. Gedencket demnach / waß Syrach saget Cap. 28. Ein Mensch wil mit dem andern Zorn halten / vnd bey dem HErrn Gnade suchen? Es ist vnbarmhertzig gegen seines gleichen / vnnd wil für seine Sünde bitten / er ist nur Fleisch vnd Blut / vnd helt den

Vnnd also lauter Zorn vnd Verdamnis: Denn wer da nicht gleubet / der ist schon gerichtet / denn er gleubet nicht an den Namen des eingebornen Sohns GOttes.

Zum andern daß wir viel mehr ein versünliches Hertze haben sollen / vnd nicht allein vnseren Wiedersacheren von Hertzen gerne vergeben / sondern auch den lieben GOtt für sie anruffen / er wolle jhnen jhre Sünde vergeben / vnd Gnade verleihen / daß sie die Feindseligkeit fallen lassen / vnnd mit warer Busse sich zu GOtt bekehren. Also verbate vns vnserer eniger Hoherpriester bey seinem Him̃lischen Vater / da wir jhnen mit vnseren Sünden zum Fluch gemacht / vnd an das Creutz genagelt hatten. Wir solten jhm darin billig nachfolgen / da wir von vnserm Nehesten kaum 5. Groschen zufordern / da wir jhm mit zehentausent Pfund verhafftet? Aber es gehet vnserm Adamitischen vnd Adamantischen Fleisch vnd Blut / vber die massen schwer eingehen / das auch mennig voller Haß vnd Neid ist / wenn er schon einen Fuß in der Gruben hat / noch mit Rachirigen gedancken vnd Geberden vmbgehet / wenn jhm der Todt die Zunge schon gelemet. Gedencket demnach / waß Syrach saget Cap. 28. Ein Mensch wil mit dem andern Zorn halten / vnd bey dem HErrn Gnade suchen? Es ist vnbarmhertzig gegen seines gleichen / vnnd wil für seine Sünde bitten / er ist nur Fleisch vnd Blut / vnd helt den

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                     mennig voller Haß vnd Neid ist / wenn er schon einen Fuß in der Gruben hat /
                     noch mit Rachirigen gedancken vnd Geberden vmbgehet / wenn jhm der Todt die
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                     wil mit dem andern Zorn halten / vnd bey dem HErrn Gnade suchen? Es ist
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[0038] Vnnd also lauter Zorn vnd Verdamnis: Denn wer da nicht gleubet / der ist schon gerichtet / denn er gleubet nicht an den Namen des eingebornen Sohns GOttes. Zum andern daß wir viel mehr ein versünliches Hertze haben sollen / vnd nicht allein vnseren Wiedersacheren von Hertzen gerne vergeben / sondern auch den lieben GOtt für sie anruffen / er wolle jhnen jhre Sünde vergeben / vnd Gnade verleihen / daß sie die Feindseligkeit fallen lassen / vnnd mit warer Busse sich zu GOtt bekehren. Also verbate vns vnserer eniger Hoherpriester bey seinem Him̃lischen Vater / da wir jhnen mit vnseren Sünden zum Fluch gemacht / vnd an das Creutz genagelt hatten. Wir solten jhm darin billig nachfolgen / da wir von vnserm Nehesten kaum 5. Groschen zufordern / da wir jhm mit zehentausent Pfund verhafftet? Aber es gehet vnserm Adamitischen vnd Adamantischen Fleisch vnd Blut / vber die massen schwer eingehen / das auch mennig voller Haß vnd Neid ist / wenn er schon einen Fuß in der Gruben hat / noch mit Rachirigen gedancken vnd Geberden vmbgehet / wenn jhm der Todt die Zunge schon gelemet. Gedencket demnach / waß Syrach saget Cap. 28. Ein Mensch wil mit dem andern Zorn halten / vnd bey dem HErrn Gnade suchen? Es ist vnbarmhertzig gegen seines gleichen / vnnd wil für seine Sünde bitten / er ist nur Fleisch vnd Blut / vnd helt den

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Zitationshilfe: Wiedeburg, Heinrich: Christliche Leichpredigt/ Gehalten bey der Begräbnüs Des Ehrnvesten/ Achtbarn und Fürnemen Herrn Georg Bösens/ [...]. Wolfenbüttel, 1618, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wiedeburg_leichpredigt2_1618/38>, abgerufen am 28.04.2024.