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Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Das nicht -- die Augen ein wenig, aber auch die nur zuweilen -- Es kommt doch Alles auf Eins heraus! setzte er düster hinzu. Wir sprachen von Ihrer Frau, mein Verdienst dabei ist, fürchte ich, sehr gering. -- Nun, ich werde Ihnen beweisen, daß ich Ihre Worte zu Herzen nehme, und setzt öfter bei meiner Tochter anwesend sein.

Thun Sie das, Papa. Und das Beste wird wohl sein, Sie erwähnen nichts von unserem Gespräch. Sie könnte sonst leicht denken, daß Sie sich nur Zwang anthun.

Sie haben vollkommen Recht, erwiderte Leonie's Vater. Sie schüttelten einander die Hand und schieden.

Indessen war auch Otto herzugekommen, und an seinem Arm setzte der alte Graf seinen Weg weiter fort.

O sie ist weit, dachte er, und seine Gedanken waren bei Leonie, weiter noch, als ich gedacht. O Gott, habe ich noch nicht genug gethan?

Sie begegneten dem Marquis, der grüßend vorüberging. Otto hatte sich abgewandt und that, als sehe er ihn nicht.

Was hast du? frug sein Vater.

Ich mag ihn nicht! platzte Otto ärgerlich heraus.

Du bist eifersüchtig, meinte der Graf.

Wird Marie jemals meine Frau, so brauche ich auf keinen König eifersüchtig zu sein, und wären alle Frauen wie Marie, so könnten in Gottes Namen noch so viele französische Marquis in der Welt herumlaufen, kein Mann würde dadurch in seiner Ruhe gestört.

Der alte Graf antwortete nicht. Otto muß fort, dachte er, und es ist die höchste Zeit. -- Noch denselben Abend sprach er mit ihm. Leonie hatte Recht gehabt, ihr Vater würde ihn selbst hüten vor Gefahr.

Marie und ihre Eltern müssen nun wissen, begann der alte Graf, woran sie mit dir sind, und auch über seinen Charakter können sie schwerlich noch im Unsichern sein. Du hast also hier nichts mehr zu thun,

Das nicht — die Augen ein wenig, aber auch die nur zuweilen — Es kommt doch Alles auf Eins heraus! setzte er düster hinzu. Wir sprachen von Ihrer Frau, mein Verdienst dabei ist, fürchte ich, sehr gering. — Nun, ich werde Ihnen beweisen, daß ich Ihre Worte zu Herzen nehme, und setzt öfter bei meiner Tochter anwesend sein.

Thun Sie das, Papa. Und das Beste wird wohl sein, Sie erwähnen nichts von unserem Gespräch. Sie könnte sonst leicht denken, daß Sie sich nur Zwang anthun.

Sie haben vollkommen Recht, erwiderte Leonie's Vater. Sie schüttelten einander die Hand und schieden.

Indessen war auch Otto herzugekommen, und an seinem Arm setzte der alte Graf seinen Weg weiter fort.

O sie ist weit, dachte er, und seine Gedanken waren bei Leonie, weiter noch, als ich gedacht. O Gott, habe ich noch nicht genug gethan?

Sie begegneten dem Marquis, der grüßend vorüberging. Otto hatte sich abgewandt und that, als sehe er ihn nicht.

Was hast du? frug sein Vater.

Ich mag ihn nicht! platzte Otto ärgerlich heraus.

Du bist eifersüchtig, meinte der Graf.

Wird Marie jemals meine Frau, so brauche ich auf keinen König eifersüchtig zu sein, und wären alle Frauen wie Marie, so könnten in Gottes Namen noch so viele französische Marquis in der Welt herumlaufen, kein Mann würde dadurch in seiner Ruhe gestört.

Der alte Graf antwortete nicht. Otto muß fort, dachte er, und es ist die höchste Zeit. — Noch denselben Abend sprach er mit ihm. Leonie hatte Recht gehabt, ihr Vater würde ihn selbst hüten vor Gefahr.

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Zitationshilfe: Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wild_wege_1910/163>, abgerufen am 29.04.2024.