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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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Anfangs-Gründe
in Not. ad Pallad. lib. 1. c. 1. f. 4.) zu unter-
ste am Stamme gerings herumb als ihr
vermeinet/ daß der Stamm kaum stehen
bleibet.
2. Lasset auch/ wenn es euch nicht zu be-
schwerlich/ alle Aeste biß auf den Gipfel
nach des Alberti Rath (lib. 2. c. 4.) und
Böcklers Exempel ablösen/ und ver-
schmieret die obere Verletzung des Gipfels
bald mit Leimen.
3. Endlich vom Mittel des Decembris an
bis gegen das Mittel des Februarii last
es völlig fällen.
Beweiß.

Denn weil die Bäume nicht allein die
Feuchtigkeit aus der Erden durch die Wur-
tzeln/ sondern auch von dem Regen/ dem Thau
und der Luft durch die Blätter und Rinde
an sich ziehen/ und der in ihnen sich befind-
liche Saft gleich dem Geblüte in dem
Menschlichen Cörper herumb circuliret (wie
Perrault in Not. ad Vitruv. lib, 2. c. 9. n. 7.
f. m.
50. und Mariotte in seinem Essai pre-
miere de la Vegetation des plantes p. 63.
& seqq.
ausgeführet): so wird durch das
Ablösen der Aeste und das Einhauen des
Stammes dem Baume die Feuchtigkeit
benommen/ so viel nur möglich ist. Da
nun aber nicht allein den Sommer über die
überflüßige Feuchtigkeit zur Nahrung der
Blätter und Früchte angewendet worden;

son-
Anfangs-Gruͤnde
in Not. ad Pallad. lib. 1. c. 1. f. 4.) zu unter-
ſte am Stamme gerings herumb als ihr
vermeinet/ daß der Stamm kaum ſtehen
bleibet.
2. Laſſet auch/ wenn es euch nicht zu be-
ſchwerlich/ alle Aeſte biß auf den Gipfel
nach des Alberti Rath (lib. 2. c. 4.) und
Boͤcklers Exempel abloͤſen/ und ver-
ſchmieret die obere Verletzung des Gipfels
bald mit Leimen.
3. Endlich vom Mittel des Decembris an
bis gegen das Mittel des Februarii laſt
es voͤllig faͤllen.
Beweiß.

Denn weil die Baͤume nicht allein die
Feuchtigkeit aus der Erden durch die Wur-
tzeln/ ſondeꝛn auch von dem Regen/ dem Thau
und der Luft durch die Blaͤtter und Rinde
an ſich ziehen/ und der in ihnen ſich befind-
liche Saft gleich dem Gebluͤte in dem
Menſchlichen Coͤrper herumb circuliret (wie
Perrault in Not. ad Vitruv. lib, 2. c. 9. n. 7.
f. m.
50. und Mariotte in ſeinem Eſſai pre-
miere de la Vegetation des plantes p. 63.
& ſeqq.
ausgefuͤhret): ſo wird durch das
Abloͤſen der Aeſte und das Einhauen des
Stammes dem Baume die Feuchtigkeit
benommen/ ſo viel nur moͤglich iſt. Da
nun aber nicht allein den Sommer uͤber die
uͤberfluͤßige Feuchtigkeit zur Nahrung der
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[284/0416] Anfangs-Gruͤnde in Not. ad Pallad. lib. 1. c. 1. f. 4.) zu unter- ſte am Stamme gerings herumb als ihr vermeinet/ daß der Stamm kaum ſtehen bleibet. 2. Laſſet auch/ wenn es euch nicht zu be- ſchwerlich/ alle Aeſte biß auf den Gipfel nach des Alberti Rath (lib. 2. c. 4.) und Boͤcklers Exempel abloͤſen/ und ver- ſchmieret die obere Verletzung des Gipfels bald mit Leimen. 3. Endlich vom Mittel des Decembris an bis gegen das Mittel des Februarii laſt es voͤllig faͤllen. Beweiß. Denn weil die Baͤume nicht allein die Feuchtigkeit aus der Erden durch die Wur- tzeln/ ſondeꝛn auch von dem Regen/ dem Thau und der Luft durch die Blaͤtter und Rinde an ſich ziehen/ und der in ihnen ſich befind- liche Saft gleich dem Gebluͤte in dem Menſchlichen Coͤrper herumb circuliret (wie Perrault in Not. ad Vitruv. lib, 2. c. 9. n. 7. f. m. 50. und Mariotte in ſeinem Eſſai pre- miere de la Vegetation des plantes p. 63. & ſeqq. ausgefuͤhret): ſo wird durch das Abloͤſen der Aeſte und das Einhauen des Stammes dem Baume die Feuchtigkeit benommen/ ſo viel nur moͤglich iſt. Da nun aber nicht allein den Sommer uͤber die uͤberfluͤßige Feuchtigkeit zur Nahrung der Blaͤtter und Fruͤchte angewendet worden; ſon-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/416>, abgerufen am 28.04.2024.