nungen einige vorzuschlagen, auch da- bey anzuführen, was für Proben ihnen von ihrer Geschicklichkeit bekand sind, dadurch sie solches zu thun bewogen worden. Da- mit nun aber ferner die interessirten Ab- sichten entdecket werden, so hat man sich wohl zu erkundigen, wie diejenige Person mit denen verwandt sey, von welchen sie vorgeschlagen wird, und wie sie sonst mit ihr stehet (§. 9. & seqq. c. 7. Log.). Denn unerachtet hieraus meistentheils nur ein Verdacht entstehet, der nicht allzeit gegrün- det befunden wird, indem es ja wohl möglich ist, daß unser Verwandter oder guter Freund für andern zu der Bedie- nung geschickt ist, dazu er vorgeschlagen wird: so giebet doch eben dieser Verdacht Anlaß, sich wegen der Geschicklichkeit desto genauer zu erkundigen, damit man nicht übereilet werde. Allen Unfug wird man hier so wenig, als in anderen Fällen ver- hüten. Unterdessen ist gut, wenn dieje- nigen verständig uud gewissen hafft sind, denen die Freyheit andere zu Bedienungen vorzuschlagen, oder von deren Geschicklich- keit zu urtheilen anvertrauet worden.
§. 476.
Wenn die hohe Landes-Obrig-Wie die O- brigkeit für den Reich- rhum des Landes sorgen soll. keit den Staat mächtig machen will, so muß sie sorgen, daß viel Geld im Lande ist (§. 459). So lange das Geld, was ein- mahl im Lande ist, darinnen verbleibet;
so
(Politick) M m
der hohen Landes-Obrigkeit.
nungen einige vorzuſchlagen, auch da- bey anzufuͤhren, was fuͤr Proben ihnen von ihrer Geſchicklichkeit bekand ſind, dadurch ſie ſolches zu thun bewogen worden. Da- mit nun aber ferner die interesſirten Ab- ſichten entdecket werden, ſo hat man ſich wohl zu erkundigen, wie diejenige Perſon mit denen verwandt ſey, von welchen ſie vorgeſchlagen wird, und wie ſie ſonſt mit ihr ſtehet (§. 9. & ſeqq. c. 7. Log.). Denn unerachtet hieraus meiſtentheils nur ein Verdacht entſtehet, der nicht allzeit gegruͤn- det befunden wird, indem es ja wohl moͤglich iſt, daß unſer Verwandter oder guter Freund fuͤr andern zu der Bedie- nung geſchickt iſt, dazu er vorgeſchlagen wird: ſo giebet doch eben dieſer Verdacht Anlaß, ſich wegen der Geſchicklichkeit deſto genauer zu erkundigen, damit man nicht uͤbereilet werde. Allen Unfug wird man hier ſo wenig, als in anderen Faͤllen ver- huͤten. Unterdeſſen iſt gut, wenn dieje- nigen verſtaͤndig uud gewiſſen hafft ſind, denen die Freyheit andere zu Bedienungen vorzuſchlagen, oder von deren Geſchicklich- keit zu urtheilen anvertrauet worden.
§. 476.
Wenn die hohe Landes-Obrig-Wie die O- brigkeit fuͤr den Reich- rhum des Landes ſorgen ſoll. keit den Staat maͤchtig machen will, ſo muß ſie ſorgen, daß viel Geld im Lande iſt (§. 459). So lange das Geld, was ein- mahl im Lande iſt, darinnen verbleibet;
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der hohen Landes-Obrigkeit.
nungen einige vorzuſchlagen, auch da-
bey anzufuͤhren, was fuͤr Proben ihnen von
ihrer Geſchicklichkeit bekand ſind, dadurch
ſie ſolches zu thun bewogen worden. Da-
mit nun aber ferner die interesſirten Ab-
ſichten entdecket werden, ſo hat man ſich
wohl zu erkundigen, wie diejenige Perſon
mit denen verwandt ſey, von welchen ſie
vorgeſchlagen wird, und wie ſie ſonſt mit
ihr ſtehet (§. 9. & ſeqq. c. 7. Log.). Denn
unerachtet hieraus meiſtentheils nur ein
Verdacht entſtehet, der nicht allzeit gegruͤn-
det befunden wird, indem es ja wohl
moͤglich iſt, daß unſer Verwandter oder
guter Freund fuͤr andern zu der Bedie-
nung geſchickt iſt, dazu er vorgeſchlagen
wird: ſo giebet doch eben dieſer Verdacht
Anlaß, ſich wegen der Geſchicklichkeit deſto
genauer zu erkundigen, damit man nicht
uͤbereilet werde. Allen Unfug wird man
hier ſo wenig, als in anderen Faͤllen ver-
huͤten. Unterdeſſen iſt gut, wenn dieje-
nigen verſtaͤndig uud gewiſſen hafft ſind,
denen die Freyheit andere zu Bedienungen
vorzuſchlagen, oder von deren Geſchicklich-
keit zu urtheilen anvertrauet worden.
§. 476.Wenn die hohe Landes-Obrig-
keit den Staat maͤchtig machen will, ſo
muß ſie ſorgen, daß viel Geld im Lande iſt
(§. 459). So lange das Geld, was ein-
mahl im Lande iſt, darinnen verbleibet;
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Wie
die O-
brigkeit
fuͤr den
Reich-
rhum des
Landes
ſorgen
ſoll.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/563>, abgerufen am 15.06.2024.
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