Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Th. 4. H. Von den Pflichten
man sich von ungesunder Speise und
Tranck, und von übermäßigem Essen
und Trincken enthalten.
Die Trun-
ckenheit
ist der Zustand, da von übermäßi-
gem Trincken die Verrichtungen des Gehirns
in Unordnung gebracht werden; und folglich
der Mensch zuerst des Gebrauchs des Ver-
standes, sodann der Einbildungskraft, hier-
auf der Sinnen, und endlich gar der Kraft
sich zu bewegen beraubt wird. Ein Mensch
ist also schuldig die Trunckenheit zu
fliehen.

§. 115.
Von dem
Rechte
zur Klei-
dung.

Gleichfalls ist klar, daß man den Leib,
der Gesundheit wegen, gegen die Anfälle
des Wetters mit Kleidern verwahren
muß
(§. 113.); und daher hat der Mensch
ein Recht zu den Dingen, welche zu
Verfertigung der Kleider, die zu die-
sem Zweck nöthig sind, dienen; wie
auch zu denen Verrichtungen, oder
der Arbeit, wodurch sie verfertiget
werden; ingleichen denjenigen Sachen,
die dazu nöthig sind (§. 46.). Es muß

aber auch dabey die natürliche Wohlan-
ständigkeit beobachtet werden
(§. 55.).

§. 116.
Von dem
Recht zur
Erbau-
ung der
Häuser.

Wir wissen aus der Erfahrung, daß die
Menschen Häuser nöthig haben, damit sie
vor dem Wetter sicher, ihre Arbeiten und Ge-
schäffte verrichten, Speisen zubereiten, den
ermüdeten Leib durch den Schlaf erquicken,

und

I. Th. 4. H. Von den Pflichten
man ſich von ungeſunder Speiſe und
Tranck, und von uͤbermaͤßigem Eſſen
und Trincken enthalten.
Die Trun-
ckenheit
iſt der Zuſtand, da von uͤbermaͤßi-
gem Trincken die Verrichtungen des Gehirns
in Unordnung gebracht werden; und folglich
der Menſch zuerſt des Gebrauchs des Ver-
ſtandes, ſodann der Einbildungskraft, hier-
auf der Sinnen, und endlich gar der Kraft
ſich zu bewegen beraubt wird. Ein Menſch
iſt alſo ſchuldig die Trunckenheit zu
fliehen.

§. 115.
Von dem
Rechte
zur Klei-
dung.

Gleichfalls iſt klar, daß man den Leib,
der Geſundheit wegen, gegen die Anfaͤlle
des Wetters mit Kleidern verwahren
muß
(§. 113.); und daher hat der Menſch
ein Recht zu den Dingen, welche zu
Verfertigung der Kleider, die zu die-
ſem Zweck noͤthig ſind, dienen; wie
auch zu denen Verrichtungen, oder
der Arbeit, wodurch ſie verfertiget
werden; ingleichen denjenigen Sachen,
die dazu noͤthig ſind (§. 46.). Es muß

aber auch dabey die natuͤrliche Wohlan-
ſtaͤndigkeit beobachtet werden
(§. 55.).

§. 116.
Von dem
Recht zur
Erbau-
ung der
Haͤuſer.

Wir wiſſen aus der Erfahrung, daß die
Menſchen Haͤuſer noͤthig haben, damit ſie
vor dem Wetter ſicher, ihre Arbeiten und Ge-
ſchaͤffte verrichten, Speiſen zubereiten, den
ermuͤdeten Leib durch den Schlaf erquicken,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0110" n="74"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Th. 4. H. Von den Pflichten</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">man &#x017F;ich von unge&#x017F;under Spei&#x017F;e und<lb/>
Tranck, und von u&#x0364;berma&#x0364;ßigem E&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und Trincken enthalten.</hi> Die <hi rendition="#fr">Trun-<lb/>
ckenheit</hi> i&#x017F;t der Zu&#x017F;tand, da von u&#x0364;berma&#x0364;ßi-<lb/>
gem Trincken die Verrichtungen des Gehirns<lb/>
in Unordnung gebracht werden; und folglich<lb/>
der Men&#x017F;ch zuer&#x017F;t des Gebrauchs des Ver-<lb/>
&#x017F;tandes, &#x017F;odann der Einbildungskraft, hier-<lb/>
auf der Sinnen, und endlich gar der Kraft<lb/>
&#x017F;ich zu bewegen beraubt wird. <hi rendition="#fr">Ein Men&#x017F;ch<lb/>
i&#x017F;t al&#x017F;o &#x017F;chuldig die Trunckenheit zu<lb/>
fliehen.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 115.</head><lb/>
              <note place="left">Von dem<lb/>
Rechte<lb/>
zur Klei-<lb/>
dung.</note>
              <p>Gleichfalls i&#x017F;t klar, <hi rendition="#fr">daß man den Leib,</hi><lb/>
der Ge&#x017F;undheit wegen, <hi rendition="#fr">gegen die Anfa&#x0364;lle<lb/>
des Wetters mit Kleidern verwahren<lb/>
muß</hi> (§. 113.); und daher <hi rendition="#fr">hat der Men&#x017F;ch<lb/>
ein Recht zu den Dingen, welche zu<lb/>
Verfertigung der Kleider, die zu die-<lb/>
&#x017F;em Zweck no&#x0364;thig &#x017F;ind, dienen; wie<lb/>
auch zu denen Verrichtungen, oder<lb/>
der Arbeit, wodurch &#x017F;ie verfertiget<lb/>
werden; ingleichen denjenigen Sachen,<lb/>
die dazu no&#x0364;thig &#x017F;ind (§. 46.). Es muß</hi><lb/>
aber auch <hi rendition="#fr">dabey die natu&#x0364;rliche Wohlan-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit beobachtet werden</hi> (§. 55.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 116.</head><lb/>
              <note place="left">Von dem<lb/>
Recht zur<lb/>
Erbau-<lb/>
ung der<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;er.</note>
              <p>Wir wi&#x017F;&#x017F;en aus der Erfahrung, daß die<lb/>
Men&#x017F;chen Ha&#x0364;u&#x017F;er no&#x0364;thig haben, damit &#x017F;ie<lb/>
vor dem Wetter &#x017F;icher, ihre Arbeiten und Ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ffte verrichten, Spei&#x017F;en zubereiten, den<lb/>
ermu&#x0364;deten Leib durch den Schlaf erquicken,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0110] I. Th. 4. H. Von den Pflichten man ſich von ungeſunder Speiſe und Tranck, und von uͤbermaͤßigem Eſſen und Trincken enthalten. Die Trun- ckenheit iſt der Zuſtand, da von uͤbermaͤßi- gem Trincken die Verrichtungen des Gehirns in Unordnung gebracht werden; und folglich der Menſch zuerſt des Gebrauchs des Ver- ſtandes, ſodann der Einbildungskraft, hier- auf der Sinnen, und endlich gar der Kraft ſich zu bewegen beraubt wird. Ein Menſch iſt alſo ſchuldig die Trunckenheit zu fliehen. §. 115. Gleichfalls iſt klar, daß man den Leib, der Geſundheit wegen, gegen die Anfaͤlle des Wetters mit Kleidern verwahren muß (§. 113.); und daher hat der Menſch ein Recht zu den Dingen, welche zu Verfertigung der Kleider, die zu die- ſem Zweck noͤthig ſind, dienen; wie auch zu denen Verrichtungen, oder der Arbeit, wodurch ſie verfertiget werden; ingleichen denjenigen Sachen, die dazu noͤthig ſind (§. 46.). Es muß aber auch dabey die natuͤrliche Wohlan- ſtaͤndigkeit beobachtet werden (§. 55.). §. 116. Wir wiſſen aus der Erfahrung, daß die Menſchen Haͤuſer noͤthig haben, damit ſie vor dem Wetter ſicher, ihre Arbeiten und Ge- ſchaͤffte verrichten, Speiſen zubereiten, den ermuͤdeten Leib durch den Schlaf erquicken, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/110
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/110>, abgerufen am 30.04.2024.