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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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gegen Gott.
§. 163.

Weil der Mensch verbunden ist, seineVon der
Erkennt-
nis Got-
tes.

Handlungen durch Bewegungsgründe, die
von den göttlichen Eigenschaften hergenom-
men sind, zu bestimmen (§. 160.); so ist er
verbunden, Gott zu erkennen;
folglich,
da von uns die Eigenschaften Gottes, durch die
Betrachtung der Welt und desjenigen, was
in derselben ist und darinnen geschiehet, er-
kannt werden; so müssen wir so wohl die
Welt und dasjenige, was in derselben
ist und geschieht, als auch uns selbst
und unsere natürliche Handlungen be-
trachten, und von denselben muß sich
das Gemüth zu Gott erheben.
Des-
wegen aber hat der Mensch ein Recht
zu allen Handlungen, durch welche
die Erkenntnis der natürlichen Dinge
befördert wird, wie auch zu dem Ge-
brauch aller Dinge, die dazu dienen.

Da wir eben andern das schuldig sind, was
wir uns selbst schuldig sind (§. 133.); so
müssen wir auch andere zur Erkennt-
nis Gottes bringen, so viel in unserem
Vermögen stehet.

§. 164.

Gott will, daß wir unsere HandlungenVon der
allgemei-
nen Be-
stimmung
des Wil-
lens und
Nicht-
Wollens.

nach dem Gesetz der Natur einrichten sollen
(§. 41.). Derowegen müssen wir sie nach
demselben einrichten; weil Gott will, daß die-
ses geschehe (§. 160.). Derowegen muß der
Wille des Menschen überhaupt be-

stimmt
G 4
gegen Gott.
§. 163.

Weil der Menſch verbunden iſt, ſeineVon der
Erkennt-
nis Got-
tes.

Handlungen durch Bewegungsgruͤnde, die
von den goͤttlichen Eigenſchaften hergenom-
men ſind, zu beſtimmen (§. 160.); ſo iſt er
verbunden, Gott zu erkennen;
folglich,
da von uns die Eigenſchaften Gottes, durch die
Betrachtung der Welt und desjenigen, was
in derſelben iſt und darinnen geſchiehet, er-
kannt werden; ſo muͤſſen wir ſo wohl die
Welt und dasjenige, was in derſelben
iſt und geſchieht, als auch uns ſelbſt
und unſere natuͤrliche Handlungen be-
trachten, und von denſelben muß ſich
das Gemuͤth zu Gott erheben.
Des-
wegen aber hat der Menſch ein Recht
zu allen Handlungen, durch welche
die Erkenntnis der natuͤrlichen Dinge
befoͤrdert wird, wie auch zu dem Ge-
brauch aller Dinge, die dazu dienen.

Da wir eben andern das ſchuldig ſind, was
wir uns ſelbſt ſchuldig ſind (§. 133.); ſo
muͤſſen wir auch andere zur Erkennt-
nis Gottes bringen, ſo viel in unſerem
Vermoͤgen ſtehet.

§. 164.

Gott will, daß wir unſere HandlungenVon der
allgemei-
nen Be-
ſtimmung
des Wil-
lens und
Nicht-
Wollens.

nach dem Geſetz der Natur einrichten ſollen
(§. 41.). Derowegen muͤſſen wir ſie nach
demſelben einrichten; weil Gott will, daß die-
ſes geſchehe (§. 160.). Derowegen muß der
Wille des Menſchen uͤberhaupt be-

ſtimmt
G 4
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[103/0139] gegen Gott. §. 163. Weil der Menſch verbunden iſt, ſeine Handlungen durch Bewegungsgruͤnde, die von den goͤttlichen Eigenſchaften hergenom- men ſind, zu beſtimmen (§. 160.); ſo iſt er verbunden, Gott zu erkennen; folglich, da von uns die Eigenſchaften Gottes, durch die Betrachtung der Welt und desjenigen, was in derſelben iſt und darinnen geſchiehet, er- kannt werden; ſo muͤſſen wir ſo wohl die Welt und dasjenige, was in derſelben iſt und geſchieht, als auch uns ſelbſt und unſere natuͤrliche Handlungen be- trachten, und von denſelben muß ſich das Gemuͤth zu Gott erheben. Des- wegen aber hat der Menſch ein Recht zu allen Handlungen, durch welche die Erkenntnis der natuͤrlichen Dinge befoͤrdert wird, wie auch zu dem Ge- brauch aller Dinge, die dazu dienen. Da wir eben andern das ſchuldig ſind, was wir uns ſelbſt ſchuldig ſind (§. 133.); ſo muͤſſen wir auch andere zur Erkennt- nis Gottes bringen, ſo viel in unſerem Vermoͤgen ſtehet. Von der Erkennt- nis Got- tes. §. 164. Gott will, daß wir unſere Handlungen nach dem Geſetz der Natur einrichten ſollen (§. 41.). Derowegen muͤſſen wir ſie nach demſelben einrichten; weil Gott will, daß die- ſes geſchehe (§. 160.). Derowegen muß der Wille des Menſchen uͤberhaupt be- ſtimmt Von der allgemei- nen Be- ſtimmung des Wil- lens und Nicht- Wollens. G 4

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/139>, abgerufen am 30.04.2024.