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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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und der Verjährung.
aus einem langwierigen Stillschwei-
gen die Verlaßung einer Sache; wo-
fern nicht offenbahre Ursachen herge-
gen vorhanden sind
(§. 460.).

§. 462.

Weil das Eigenthum beständig ungewißVon was
vor einer
Art diese
Vermu-
thung
sey.

bleiben würde, wofern man diese Vermu-
thung nicht annehmen wolte, welches aus dem
vorhergehenden klar genug ist; so ist diese
Vermuthung gegen einen, der nach-
läßig ist nach demjenigen zu forschen,
was ihm zugehöret, eine unbedingte
Vermuthung, oder eine Vermuthung
von Rechtswegen
(§. 453.).

§. 463.

Hieraus folget ferner, daß die Ersi-Zu was
vor einem
Rechte
die Ersi-
tzung und
Verjäh-
rung ge-
höre.

tzung und Verjährung zu dem Rechte
der Natur gehöre
(§. 451. 452.); zum
bürgerlichen Rechte gehöret nur, daß die Ver-
muthung der Verlaßung auf eine gewisse
Zeit gesetzt wird.

§. 464.

Weil aber derjenige, welcher mit keinemDaß ein
gutes Ge-
wissen
zur Ver-
jährung
erfordert
wird.

guten Gewissen eine Sache besitzet, dieselbe
dem Eigenthumsherrn wieder zu erstatten
schuldig ist (§. 201. 261.); folglich, wenn er
sie wiedergeben will, wissen kann, ob sie der
Eigenthumsherr haben will, oder nicht, und
also hier die Vermuthung einer Verlaßung
gar nicht statt findet (§. 203. 27.); so ist der
Besitz mit keinem guten Gewissen der

Ersi-
Nat. u. Völckerrecht. T

und der Verjaͤhrung.
aus einem langwierigen Stillſchwei-
gen die Verlaßung einer Sache; wo-
fern nicht offenbahre Urſachen herge-
gen vorhanden ſind
(§. 460.).

§. 462.

Weil das Eigenthum beſtaͤndig ungewißVon was
vor einer
Art dieſe
Vermu-
thung
ſey.

bleiben wuͤrde, wofern man dieſe Vermu-
thung nicht annehmen wolte, welches aus dem
vorhergehenden klar genug iſt; ſo iſt dieſe
Vermuthung gegen einen, der nach-
laͤßig iſt nach demjenigen zu forſchen,
was ihm zugehoͤret, eine unbedingte
Vermuthung, oder eine Vermuthung
von Rechtswegen
(§. 453.).

§. 463.

Hieraus folget ferner, daß die Erſi-Zu was
voꝛ einem
Rechte
die Erſi-
tzung und
Verjaͤh-
rung ge-
hoͤre.

tzung und Verjaͤhrung zu dem Rechte
der Natur gehoͤre
(§. 451. 452.); zum
buͤrgerlichen Rechte gehoͤret nur, daß die Ver-
muthung der Verlaßung auf eine gewiſſe
Zeit geſetzt wird.

§. 464.

Weil aber derjenige, welcher mit keinemDaß ein
gutes Ge-
wiſſen
zur Ver-
jaͤhrung
erfordert
wird.

guten Gewiſſen eine Sache beſitzet, dieſelbe
dem Eigenthumsherrn wieder zu erſtatten
ſchuldig iſt (§. 201. 261.); folglich, wenn er
ſie wiedergeben will, wiſſen kann, ob ſie der
Eigenthumsherr haben will, oder nicht, und
alſo hier die Vermuthung einer Verlaßung
gar nicht ſtatt findet (§. 203. 27.); ſo iſt der
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Nat. u. Voͤlckerrecht. T
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[289/0325] und der Verjaͤhrung. aus einem langwierigen Stillſchwei- gen die Verlaßung einer Sache; wo- fern nicht offenbahre Urſachen herge- gen vorhanden ſind (§. 460.). §. 462. Weil das Eigenthum beſtaͤndig ungewiß bleiben wuͤrde, wofern man dieſe Vermu- thung nicht annehmen wolte, welches aus dem vorhergehenden klar genug iſt; ſo iſt dieſe Vermuthung gegen einen, der nach- laͤßig iſt nach demjenigen zu forſchen, was ihm zugehoͤret, eine unbedingte Vermuthung, oder eine Vermuthung von Rechtswegen (§. 453.). Von was vor einer Art dieſe Vermu- thung ſey. §. 463. Hieraus folget ferner, daß die Erſi- tzung und Verjaͤhrung zu dem Rechte der Natur gehoͤre (§. 451. 452.); zum buͤrgerlichen Rechte gehoͤret nur, daß die Ver- muthung der Verlaßung auf eine gewiſſe Zeit geſetzt wird. Zu was voꝛ einem Rechte die Erſi- tzung und Verjaͤh- rung ge- hoͤre. §. 464. Weil aber derjenige, welcher mit keinem guten Gewiſſen eine Sache beſitzet, dieſelbe dem Eigenthumsherrn wieder zu erſtatten ſchuldig iſt (§. 201. 261.); folglich, wenn er ſie wiedergeben will, wiſſen kann, ob ſie der Eigenthumsherr haben will, oder nicht, und alſo hier die Vermuthung einer Verlaßung gar nicht ſtatt findet (§. 203. 27.); ſo iſt der Beſitz mit keinem guten Gewiſſen der Erſi- Daß ein gutes Ge- wiſſen zur Ver- jaͤhrung erfordert wird. Nat. u. Voͤlckerrecht. T

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/325>, abgerufen am 01.05.2024.