Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Contracten.
und man dem Geld leihen kann, dem man
schon vorher Geld für Zinsen geliehen; so ist
es natürlicher Weise erlaubt, wegen
der rechtmäßigen Ursache der Zinsen
die empfangenen Zinsen, dem der sie
schuldig war, von neuem als ein Ca-
pital zu verzinsen zu leihen.
Daher er-
hellet, daß Zinsen verzinsen an und vor
sich selbst nicht unerlaubt sey.

§. 652.

Die Handschrift (chirographum) ist eineVon der
Hand-
schrift u.
was ein
hand-
schriftli-
cher Con-
tract sey.

Schrift, darinnen man bekennet, daß man
eine Sache, die durch den Gebrauch ver-
braucht wird, vom andern empfangen habe,
und sie in eben der Art wiederzugeben ver-
spricht: Ein Contract, welcher vermittelst
einer Handschrift vollzogen wird, ein hand-
schriftlicher Contract
(contractus chiro-
grapharius).
Daher erhellet ferner, was
ein handschriftlicher Gläubiger und
Schuldner, und eine handschriftliche
Schuld sey
(creditor & debitor chirogra-
pharius, debitum chirographarium).
Es
erhellet auch, daß der handschriftliche
Contract nichts anders als ein Borgen
sey, so schriftlich vollzogen worden (§.
528.), oder auch ein schriftlich verfaß-
tes Leihen auf Zinsen
(§. 650.).

§. 653.

Da man in einer Handschrift verspricht,Was
man von
einem
hand-
schriftli-

was man empfangen, in eben der Art wieder
zu geben (§. 652.); so ist derjenige, wel-

cher

Contracten.
und man dem Geld leihen kann, dem man
ſchon vorher Geld fuͤr Zinſen geliehen; ſo iſt
es natuͤrlicher Weiſe erlaubt, wegen
der rechtmaͤßigen Urſache der Zinſen
die empfangenen Zinſen, dem der ſie
ſchuldig war, von neuem als ein Ca-
pital zu verzinſen zu leihen.
Daher er-
hellet, daß Zinſen verzinſen an und vor
ſich ſelbſt nicht unerlaubt ſey.

§. 652.

Die Handſchrift (chirographum) iſt eineVon der
Hand-
ſchrift u.
was ein
hand-
ſchriftli-
cher Con-
tract ſey.

Schrift, darinnen man bekennet, daß man
eine Sache, die durch den Gebrauch ver-
braucht wird, vom andern empfangen habe,
und ſie in eben der Art wiederzugeben ver-
ſpricht: Ein Contract, welcher vermittelſt
einer Handſchrift vollzogen wird, ein hand-
ſchriftlicher Contract
(contractus chiro-
grapharius).
Daher erhellet ferner, was
ein handſchriftlicher Glaͤubiger und
Schuldner, und eine handſchriftliche
Schuld ſey
(creditor & debitor chirogra-
pharius, debitum chirographarium).
Es
erhellet auch, daß der handſchriftliche
Contract nichts anders als ein Borgen
ſey, ſo ſchriftlich vollzogen worden (§.
528.), oder auch ein ſchriftlich verfaß-
tes Leihen auf Zinſen
(§. 650.).

§. 653.

Da man in einer Handſchrift verſpricht,Was
man von
einem
hand-
ſchriftli-

was man empfangen, in eben der Art wieder
zu geben (§. 652.); ſo iſt derjenige, wel-

cher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0467" n="431"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Contracten.</hi></fw><lb/>
und man dem Geld leihen kann, dem man<lb/>
&#x017F;chon vorher Geld fu&#x0364;r Zin&#x017F;en geliehen; &#x017F;o <hi rendition="#fr">i&#x017F;t<lb/>
es natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e erlaubt, wegen<lb/>
der rechtma&#x0364;ßigen Ur&#x017F;ache der Zin&#x017F;en<lb/>
die empfangenen Zin&#x017F;en, dem der &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chuldig war, von neuem als ein Ca-<lb/>
pital zu verzin&#x017F;en zu leihen.</hi> Daher er-<lb/>
hellet, <hi rendition="#fr">daß Zin&#x017F;en verzin&#x017F;en an und vor<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht unerlaubt &#x017F;ey.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 652.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Die Hand&#x017F;chrift</hi><hi rendition="#aq">(chirographum)</hi> i&#x017F;t eine<note place="right">Von der<lb/>
Hand-<lb/>
&#x017F;chrift u.<lb/>
was ein<lb/>
hand-<lb/>
&#x017F;chriftli-<lb/>
cher Con-<lb/>
tract &#x017F;ey.</note><lb/>
Schrift, darinnen man bekennet, daß man<lb/>
eine Sache, die durch den Gebrauch ver-<lb/>
braucht wird, vom andern empfangen habe,<lb/>
und &#x017F;ie in eben der Art wiederzugeben ver-<lb/>
&#x017F;pricht: Ein Contract, welcher vermittel&#x017F;t<lb/>
einer Hand&#x017F;chrift vollzogen wird, ein <hi rendition="#fr">hand-<lb/>
&#x017F;chriftlicher Contract</hi> <hi rendition="#aq">(contractus chiro-<lb/>
grapharius).</hi> Daher erhellet ferner, was<lb/><hi rendition="#fr">ein hand&#x017F;chriftlicher Gla&#x0364;ubiger</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Schuldner,</hi> und <hi rendition="#fr">eine hand&#x017F;chriftliche<lb/>
Schuld &#x017F;ey</hi> <hi rendition="#aq">(creditor &amp; debitor chirogra-<lb/>
pharius, debitum chirographarium).</hi> Es<lb/>
erhellet auch, <hi rendition="#fr">daß der hand&#x017F;chriftliche<lb/>
Contract nichts anders als ein Borgen<lb/>
&#x017F;ey, &#x017F;o &#x017F;chriftlich vollzogen worden (§.<lb/>
528.), oder auch ein &#x017F;chriftlich verfaß-<lb/>
tes Leihen auf Zin&#x017F;en</hi> (§. 650.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 653.</head><lb/>
              <p>Da man in einer Hand&#x017F;chrift ver&#x017F;pricht,<note place="right">Was<lb/>
man von<lb/>
einem<lb/>
hand-<lb/>
&#x017F;chriftli-</note><lb/>
was man empfangen, in eben der Art wieder<lb/>
zu geben (§. 652.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t derjenige, wel-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">cher</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0467] Contracten. und man dem Geld leihen kann, dem man ſchon vorher Geld fuͤr Zinſen geliehen; ſo iſt es natuͤrlicher Weiſe erlaubt, wegen der rechtmaͤßigen Urſache der Zinſen die empfangenen Zinſen, dem der ſie ſchuldig war, von neuem als ein Ca- pital zu verzinſen zu leihen. Daher er- hellet, daß Zinſen verzinſen an und vor ſich ſelbſt nicht unerlaubt ſey. §. 652. Die Handſchrift (chirographum) iſt eine Schrift, darinnen man bekennet, daß man eine Sache, die durch den Gebrauch ver- braucht wird, vom andern empfangen habe, und ſie in eben der Art wiederzugeben ver- ſpricht: Ein Contract, welcher vermittelſt einer Handſchrift vollzogen wird, ein hand- ſchriftlicher Contract (contractus chiro- grapharius). Daher erhellet ferner, was ein handſchriftlicher Glaͤubiger und Schuldner, und eine handſchriftliche Schuld ſey (creditor & debitor chirogra- pharius, debitum chirographarium). Es erhellet auch, daß der handſchriftliche Contract nichts anders als ein Borgen ſey, ſo ſchriftlich vollzogen worden (§. 528.), oder auch ein ſchriftlich verfaß- tes Leihen auf Zinſen (§. 650.). Von der Hand- ſchrift u. was ein hand- ſchriftli- cher Con- tract ſey. §. 653. Da man in einer Handſchrift verſpricht, was man empfangen, in eben der Art wieder zu geben (§. 652.); ſo iſt derjenige, wel- cher Was man von einem hand- ſchriftli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/467
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/467>, abgerufen am 27.04.2024.