Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Erbnutzbarkeit.
chen Nutzbarkeit (dominus utilis). Das
Grundeigenthum
(dominium directum)
aber nennt man den Theil der Proprietät,
welcher durch die Einschränckung dem Eigen-
thümer der Erbnutzbarkeit benommen ist, und
einem andern zugehört. Wer das Grundei-
genthum hat, ist der Lehnherr (dominus di-
rectus).
Weil die Proprietät das Recht die
Sache zu veräussern und zu verändern in sich
schließt (§ 198. 256. 257.); so kann na-
türlicher Weise die Proprietät entwe-
der in Ansehung des Rechts zu ver-
äussern, oder in Ansehung des Rechts
die Sache zu verändern, oder in An-
sehung beyder eingeschränckt werden;
folglich wenn das Recht zu veräussern
eingeschränckt wird, so kann der Ei-
genthümer der erblichen Nutzbarkeit
des Guts entweder die Sache gar nicht,
oder bloß unter einer gewissen Bedin-
gung veräussern.
Es erhellet aber vor
sich, daß der Eigenthümer der Erb-
nutzbarkeit eines Guts allein allen Nu-
tzen von der Sache hat.
Weil übri-
gens das ursprüngliche Eigenthum ein völli-
ges Eigenthum ist (§. 195. 198.); so kann
die Erbnutzbarkeit, oder auch das
Grund-Eigenthum ursprünglich nicht
erlangt werden, als bloß durch einen
Vertrag mit demjenigen, welcher das
völlige Eigenthum hat (§. 314. 438.),
und der, welcher es dem andern ein-

räu-

Von der Erbnutzbarkeit.
chen Nutzbarkeit (dominus utilis). Das
Grundeigenthum
(dominium directum)
aber nennt man den Theil der Proprietaͤt,
welcher durch die Einſchraͤnckung dem Eigen-
thuͤmer der Erbnutzbarkeit benommen iſt, und
einem andern zugehoͤrt. Wer das Grundei-
genthum hat, iſt der Lehnherr (dominus di-
rectus).
Weil die Proprietaͤt das Recht die
Sache zu veraͤuſſern und zu veraͤndern in ſich
ſchließt (§ 198. 256. 257.); ſo kann na-
tuͤrlicher Weiſe die Proprietaͤt entwe-
der in Anſehung des Rechts zu ver-
aͤuſſern, oder in Anſehung des Rechts
die Sache zu veraͤndern, oder in An-
ſehung beyder eingeſchraͤnckt werden;
folglich wenn das Recht zu veraͤuſſern
eingeſchraͤnckt wird, ſo kann der Ei-
genthuͤmer der erblichen Nutzbarkeit
des Guts entweder die Sache gar nicht,
oder bloß unter einer gewiſſen Bedin-
gung veraͤuſſern.
Es erhellet aber vor
ſich, daß der Eigenthuͤmer der Erb-
nutzbarkeit eines Guts allein allen Nu-
tzen von der Sache hat.
Weil uͤbri-
gens das urſpruͤngliche Eigenthum ein voͤlli-
ges Eigenthum iſt (§. 195. 198.); ſo kann
die Erbnutzbarkeit, oder auch das
Grund-Eigenthum urſpruͤnglich nicht
erlangt werden, als bloß durch einen
Vertrag mit demjenigen, welcher das
voͤllige Eigenthum hat (§. 314. 438.),
und der, welcher es dem andern ein-

raͤu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0543" n="507"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Erbnutzbarkeit.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">chen Nutzbarkeit</hi><hi rendition="#aq">(dominus utilis).</hi><hi rendition="#fr">Das<lb/>
Grundeigenthum</hi><hi rendition="#aq">(dominium directum)</hi><lb/>
aber nennt man den Theil der Proprieta&#x0364;t,<lb/>
welcher durch die Ein&#x017F;chra&#x0364;nckung dem Eigen-<lb/>
thu&#x0364;mer der Erbnutzbarkeit benommen i&#x017F;t, und<lb/>
einem andern zugeho&#x0364;rt. Wer das Grundei-<lb/>
genthum hat, i&#x017F;t <hi rendition="#fr">der Lehnherr</hi> <hi rendition="#aq">(dominus di-<lb/>
rectus).</hi> Weil die Proprieta&#x0364;t das Recht die<lb/>
Sache zu vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern und zu vera&#x0364;ndern in &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chließt (§ 198. 256. 257.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann na-<lb/>
tu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e die Proprieta&#x0364;t entwe-<lb/>
der in An&#x017F;ehung des Rechts zu ver-<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern, oder in An&#x017F;ehung des Rechts<lb/>
die Sache zu vera&#x0364;ndern, oder in An-<lb/>
&#x017F;ehung beyder einge&#x017F;chra&#x0364;nckt werden;<lb/>
folglich wenn das Recht zu vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
einge&#x017F;chra&#x0364;nckt wird, &#x017F;o kann der Ei-<lb/>
genthu&#x0364;mer der erblichen Nutzbarkeit<lb/>
des Guts entweder die Sache gar nicht,<lb/>
oder bloß unter einer gewi&#x017F;&#x017F;en Bedin-<lb/>
gung vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern.</hi> Es erhellet aber vor<lb/>
&#x017F;ich, <hi rendition="#fr">daß der Eigenthu&#x0364;mer der Erb-<lb/>
nutzbarkeit eines Guts allein allen Nu-<lb/>
tzen von der Sache hat.</hi> Weil u&#x0364;bri-<lb/>
gens das ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche Eigenthum ein vo&#x0364;lli-<lb/>
ges Eigenthum i&#x017F;t (§. 195. 198.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann<lb/>
die Erbnutzbarkeit, oder auch das<lb/>
Grund-Eigenthum ur&#x017F;pru&#x0364;nglich nicht<lb/>
erlangt werden, als bloß durch einen<lb/>
Vertrag mit demjenigen, welcher das<lb/>
vo&#x0364;llige Eigenthum hat (§. 314. 438.),<lb/>
und der, welcher es dem andern ein-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ra&#x0364;u-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[507/0543] Von der Erbnutzbarkeit. chen Nutzbarkeit (dominus utilis). Das Grundeigenthum (dominium directum) aber nennt man den Theil der Proprietaͤt, welcher durch die Einſchraͤnckung dem Eigen- thuͤmer der Erbnutzbarkeit benommen iſt, und einem andern zugehoͤrt. Wer das Grundei- genthum hat, iſt der Lehnherr (dominus di- rectus). Weil die Proprietaͤt das Recht die Sache zu veraͤuſſern und zu veraͤndern in ſich ſchließt (§ 198. 256. 257.); ſo kann na- tuͤrlicher Weiſe die Proprietaͤt entwe- der in Anſehung des Rechts zu ver- aͤuſſern, oder in Anſehung des Rechts die Sache zu veraͤndern, oder in An- ſehung beyder eingeſchraͤnckt werden; folglich wenn das Recht zu veraͤuſſern eingeſchraͤnckt wird, ſo kann der Ei- genthuͤmer der erblichen Nutzbarkeit des Guts entweder die Sache gar nicht, oder bloß unter einer gewiſſen Bedin- gung veraͤuſſern. Es erhellet aber vor ſich, daß der Eigenthuͤmer der Erb- nutzbarkeit eines Guts allein allen Nu- tzen von der Sache hat. Weil uͤbri- gens das urſpruͤngliche Eigenthum ein voͤlli- ges Eigenthum iſt (§. 195. 198.); ſo kann die Erbnutzbarkeit, oder auch das Grund-Eigenthum urſpruͤnglich nicht erlangt werden, als bloß durch einen Vertrag mit demjenigen, welcher das voͤllige Eigenthum hat (§. 314. 438.), und der, welcher es dem andern ein- raͤu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/543
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/543>, abgerufen am 02.05.2024.