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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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auch weiß, durchaus gleich von Consistence und gar nicht stinckend ist;
und bösen getheilet, wenn er gar zu flüßig, dünn, bleich und stinckend ist.
Wird gezeuget, wenn das Serum Sanguinis durch langwierige Stagna-
tion
dick wird, so muß es endlich verderben und würcklich von der Fäul-
niß angegriffen werden. Siehe auch Cataplasma.

Pustulae, insgemein Blattern, worunter viel und mancherley ver-
standen werden, als die Pocken, Masern, Friesel, Krätz, Hitz-Blätterlein,
Venus-Blumen etc. welche an behörigen Oertern nachzuschlagen.

Pustulae nocturnae, siehe Epinyctides.

Putor, ein böser fauler Geruch.

Putredo, Putrefactio, die Fäule, Fäulniß, ist eine Dissolution oder
Vonander-Lösung der Mixtion oder derjenigen Theilgen, welche zum Be-
stand-Wesen eines gewissen Mixti erfordert werden: wenn dahero ein
Corpus von der Fäulniß angegriffen wird, so wird zugleich dessen Gestalt,
Textur, Geschmack, Farbe, Geruch, Krafft gäntzlich umgekehret. Es
kommt auch in der Chymie die Fäulung vor, wodurch die innerliche Bewe-
gung der Theilgen in den Concretis verstanden wird, welche nicht nur
desselben Beschaffenheit, sondern auch das Corpus selbsten verändert, in-
dem durch Hülffe dieser, nachdem die geistreichen und sauren Theilgen weg-
getrieben, die flüchtigen Saltz-Theilgen zugleich auch mit den schwefelich-
ten und groben, bituminösen zum Vorschein kommen.

Putredini resistentia, werden diejenigen Artzney-Mittel genannt,
welche der Fäulniß widerstehen, und die widern atürlichen Zähigkeiten dis-
continui
ren, solche sind fol. Sabin. Nicotian. Scord. ol. Terebinth. viri-
dis Hartmanni, divin. Fernel. ae, Tinctur. Myrrh.
und Aloes, un-
guent. fuscum Würtzii, unguent. aegyptiac. basilic.
mit Mercur. praecipi-
tat. emplastr. de Ranis cum Mercur. Arcan. corallin. &c.

Putrefacientia, Fäulniß-machende Mittel, sind unter den Chirur-
gi
schen Mitteln solche, welche das gantze von einander lösen, und zwar die
hefftigsten; sie zerfleischen nicht nur das zarte, sondern auch das harte
Fleisch ohne einigen Schorff, sie verderben und bringen es zur Fäulniß,
und zwar solches durch eine bös-artige Krafft, dahero das Verzehren und
die Aas-artige Fäulniß der Substanz der Theile folget. Es müssen deßwe-
gen diese Mittel mit sehr grosser Behutsamkeit appliciret werden, weil sie
öffters Schaden nach sich lassen. Solche aber sind Lapis corrosivus, eine
scharffe Lauge, Mercur. praecipit. und sublimat. Butyrum Antimonii, Sanda-
rach. Graecor. Chrysocoll. Ranunculus virid. Aconitum, Eruca.

Pylorus,

PU
auch weiß, durchaus gleich von Conſiſtence und gar nicht ſtinckend iſt;
und boͤſen getheilet, wenn er gar zu fluͤßig, duͤnn, bleich und ſtinckend iſt.
Wird gezeuget, wenn das Serum Sanguinis durch langwierige Stagna-
tion
dick wird, ſo muß es endlich verderben und wuͤrcklich von der Faͤul-
niß angegriffen werden. Siehe auch Cataplaſma.

Puſtulæ, insgemein Blattern, worunter viel und mancherley ver-
ſtanden werden, als die Pocken, Maſern, Frieſel, Kraͤtz, Hitz-Blaͤtterlein,
Venus-Blumen ꝛc. welche an behoͤrigen Oertern nachzuſchlagen.

Puſtulæ nocturnæ, ſiehe Epinyctides.

Putor, ein boͤſer fauler Geruch.

Putredo, Putrefactio, die Faͤule, Faͤulniß, iſt eine Diſſolution oder
Vonander-Loͤſung der Mixtion oder derjenigen Theilgen, welche zum Be-
ſtand-Weſen eines gewiſſen Mixti erfordert werden: wenn dahero ein
Corpus von der Faͤulniß angegriffen wird, ſo wird zugleich deſſen Geſtalt,
Textur, Geſchmack, Farbe, Geruch, Krafft gaͤntzlich umgekehret. Es
kommt auch in der Chymie die Faͤulung vor, wodurch die innerliche Bewe-
gung der Theilgen in den Concretis verſtanden wird, welche nicht nur
deſſelben Beſchaffenheit, ſondern auch das Corpus ſelbſten veraͤndert, in-
dem durch Huͤlffe dieſer, nachdem die geiſtreichen und ſauren Theilgen weg-
getrieben, die fluͤchtigen Saltz-Theilgen zugleich auch mit den ſchwefelich-
ten und groben, bituminoͤſen zum Vorſchein kommen.

Putredini reſiſtentia, werden diejenigen Artzney-Mittel genannt,
welche der Faͤulniß widerſtehen, und die widern atuͤrlichen Zaͤhigkeiten dis-
continui
ren, ſolche ſind fol. Sabin. Nicotian. Scord. ol. Terebinth. 🜄 viri-
dis Hartmanni, 🜄 divin. Fernel. 🜄♆æ, Tinctur. Myrrh.
und Aloes, un-
guent. fuſcum Würtzii, unguent. ægyptiac. baſilic.
mit Mercur. præcipi-
tat. emplaſtr. de Ranis cum Mercur. Arcan. corallin. &c.

Putrefacientia, Faͤulniß-machende Mittel, ſind unter den Chirur-
gi
ſchen Mitteln ſolche, welche das gantze von einander loͤſen, und zwar die
hefftigſten; ſie zerfleiſchen nicht nur das zarte, ſondern auch das harte
Fleiſch ohne einigen Schorff, ſie verderben und bringen es zur Faͤulniß,
und zwar ſolches durch eine boͤs-artige Krafft, dahero das Verzehren und
die Aas-artige Faͤulniß der Subſtanz der Theile folget. Es muͤſſen deßwe-
gen dieſe Mittel mit ſehr groſſer Behutſamkeit appliciret werden, weil ſie
oͤffters Schaden nach ſich laſſen. Solche aber ſind Lapis corroſivus, eine
ſcharffe Lauge, Mercur. præcipit. und ſublimat. Butyrum Antimonii, Sanda-
rach. Græcor. Chryſocoll. Ranunculus virid. Aconitum, Eruca.

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[783/0795] PU auch weiß, durchaus gleich von Conſiſtence und gar nicht ſtinckend iſt; und boͤſen getheilet, wenn er gar zu fluͤßig, duͤnn, bleich und ſtinckend iſt. Wird gezeuget, wenn das Serum Sanguinis durch langwierige Stagna- tion dick wird, ſo muß es endlich verderben und wuͤrcklich von der Faͤul- niß angegriffen werden. Siehe auch Cataplaſma. Puſtulæ, insgemein Blattern, worunter viel und mancherley ver- ſtanden werden, als die Pocken, Maſern, Frieſel, Kraͤtz, Hitz-Blaͤtterlein, Venus-Blumen ꝛc. welche an behoͤrigen Oertern nachzuſchlagen. Puſtulæ nocturnæ, ſiehe Epinyctides. Putor, ein boͤſer fauler Geruch. Putredo, Putrefactio, die Faͤule, Faͤulniß, iſt eine Diſſolution oder Vonander-Loͤſung der Mixtion oder derjenigen Theilgen, welche zum Be- ſtand-Weſen eines gewiſſen Mixti erfordert werden: wenn dahero ein Corpus von der Faͤulniß angegriffen wird, ſo wird zugleich deſſen Geſtalt, Textur, Geſchmack, Farbe, Geruch, Krafft gaͤntzlich umgekehret. Es kommt auch in der Chymie die Faͤulung vor, wodurch die innerliche Bewe- gung der Theilgen in den Concretis verſtanden wird, welche nicht nur deſſelben Beſchaffenheit, ſondern auch das Corpus ſelbſten veraͤndert, in- dem durch Huͤlffe dieſer, nachdem die geiſtreichen und ſauren Theilgen weg- getrieben, die fluͤchtigen Saltz-Theilgen zugleich auch mit den ſchwefelich- ten und groben, bituminoͤſen zum Vorſchein kommen. Putredini reſiſtentia, werden diejenigen Artzney-Mittel genannt, welche der Faͤulniß widerſtehen, und die widern atuͤrlichen Zaͤhigkeiten dis- continuiren, ſolche ſind fol. Sabin. Nicotian. Scord. ol. Terebinth. 🜄 viri- dis Hartmanni, 🜄 divin. Fernel. 🜄♆æ, Tinctur. Myrrh. und Aloes, un- guent. fuſcum Würtzii, unguent. ægyptiac. baſilic. mit Mercur. præcipi- tat. emplaſtr. de Ranis cum Mercur. Arcan. corallin. &c. Putrefacientia, Faͤulniß-machende Mittel, ſind unter den Chirur- giſchen Mitteln ſolche, welche das gantze von einander loͤſen, und zwar die hefftigſten; ſie zerfleiſchen nicht nur das zarte, ſondern auch das harte Fleiſch ohne einigen Schorff, ſie verderben und bringen es zur Faͤulniß, und zwar ſolches durch eine boͤs-artige Krafft, dahero das Verzehren und die Aas-artige Faͤulniß der Subſtanz der Theile folget. Es muͤſſen deßwe- gen dieſe Mittel mit ſehr groſſer Behutſamkeit appliciret werden, weil ſie oͤffters Schaden nach ſich laſſen. Solche aber ſind Lapis corroſivus, eine ſcharffe Lauge, Mercur. præcipit. und ſublimat. Butyrum Antimonii, Sanda- rach. Græcor. Chryſocoll. Ranunculus virid. Aconitum, Eruca. Pylorus,

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/795>, abgerufen am 02.05.2024.