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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Neunte Capitel.
ihm ist: Also wenig kan er auch andere sei-
ne Gaben verachten; weil alles/ was er
gemacht hat/ sehr gut war/
Gen. I. 31.
So wird nun Kunst/ Weißheit/ Verstand/
Adel/ und dergleichen/ was von seiner Hand
kommet/ nicht von ihm selbst despectiret.
Weißheit bleibt Weißheit; Verstand/
Verstand; Kunst/ Kunst/ sie sey wo sie wol-
le; Uberal bleiben es seine Geschenk und
Gaben; daß sie aber nit überal/ und zu allen
Zeiten/ und von jederman so geehret und ge-
achtet werden äusserlich/ mit eben dieser oder
jener Art der Ehre/ oder auf solche oder sol-
che Weise/ an dem oder dem Ort/ hat es seine
Ursachen/ die zum Teihl oben angezeigt/
zum Teihl ihm allein wissend sind/ und fol-
get ja nit: Die oder die Ehr hat die Kunst/
Weißheit/ Verstand nicht/ an dem oder
dem Ort nit: Darum hat es gar keine Ehr
nicht. Nein! Alle Weise lieben doch die
Weißheit/ die Verständige den Verstand;
die Künstler die Kunst; ja oft gehet die Ehr
recht an/ wann einer schon längst todt ist/ da
man gern seinen Aschen von ihm suchen
wolt/ und in Gold einfassen/ und hinden

nach
M vij

Das Neunte Capitel.
ihm iſt: Alſo wenig kan er auch andere ſei-
ne Gaben verachten; weil alles/ was er
gemacht hat/ ſehr gut war/
Gen. I. 31.
So wird nun Kunſt/ Weißheit/ Verſtand/
Adel/ und dergleichen/ was von ſeiner Hand
kommet/ nicht von ihm ſelbſt deſpectiret.
Weißheit bleibt Weißheit; Verſtand/
Verſtand; Kunſt/ Kunſt/ ſie ſey wo ſie wol-
le; Uberal bleiben es ſeine Geſchenk und
Gaben; daß ſie aber nit uͤberal/ und zu allen
Zeiten/ und von jederman ſo geehret und ge-
achtet werden aͤuſſerlich/ mit eben dieſer oder
jener Art der Ehre/ oder auf ſolche oder ſol-
che Weiſe/ an dem oder dem Ort/ hat es ſeine
Urſachen/ die zum Teihl oben angezeigt/
zum Teihl ihm allein wiſſend ſind/ und fol-
get ja nit: Die oder die Ehr hat die Kunſt/
Weißheit/ Verſtand nicht/ an dem oder
dem Ort nit: Darum hat es gar keine Ehr
nicht. Nein! Alle Weiſe lieben doch die
Weißheit/ die Verſtaͤndige den Verſtand;
die Kuͤnſtler die Kunſt; ja oft gehet die Ehr
recht an/ wann einer ſchon laͤngſt todt iſt/ da
man gern ſeinen Aſchen von ihm ſuchen
wolt/ und in Gold einfaſſen/ und hinden

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M vij
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[277/0351] Das Neunte Capitel. ihm iſt: Alſo wenig kan er auch andere ſei- ne Gaben verachten; weil alles/ was er gemacht hat/ ſehr gut war/ Gen. I. 31. So wird nun Kunſt/ Weißheit/ Verſtand/ Adel/ und dergleichen/ was von ſeiner Hand kommet/ nicht von ihm ſelbſt deſpectiret. Weißheit bleibt Weißheit; Verſtand/ Verſtand; Kunſt/ Kunſt/ ſie ſey wo ſie wol- le; Uberal bleiben es ſeine Geſchenk und Gaben; daß ſie aber nit uͤberal/ und zu allen Zeiten/ und von jederman ſo geehret und ge- achtet werden aͤuſſerlich/ mit eben dieſer oder jener Art der Ehre/ oder auf ſolche oder ſol- che Weiſe/ an dem oder dem Ort/ hat es ſeine Urſachen/ die zum Teihl oben angezeigt/ zum Teihl ihm allein wiſſend ſind/ und fol- get ja nit: Die oder die Ehr hat die Kunſt/ Weißheit/ Verſtand nicht/ an dem oder dem Ort nit: Darum hat es gar keine Ehr nicht. Nein! Alle Weiſe lieben doch die Weißheit/ die Verſtaͤndige den Verſtand; die Kuͤnſtler die Kunſt; ja oft gehet die Ehr recht an/ wann einer ſchon laͤngſt todt iſt/ da man gern ſeinen Aſchen von ihm ſuchen wolt/ und in Gold einfaſſen/ und hinden nach M vij

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/351>, abgerufen am 27.04.2024.