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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Neunte Capitel.
Ruhms/ den sie für Gott haben sol-
len?
Roman. III. 23. es sey Jüd oder
Griech/ Knecht oder Freyer.
Gal. III.
.
28. Wann sie dann in diesem Unrecht/
ein gleiches Recht haben: wie kan man sa-
gen: Gott sihet die Person dessen an/ jenes
nicht? Ein Richter/ zum Exempel/ der der-
gleichen unter uns Menschen tuht/ heißt
billich ein ungerechter Richter; weil er vor-
sezlich und wissentlich/ jenem sein Recht
nimt/ dem es gebürt/ und dem gibt/ dem
es nicht gebürt/ nur darum/ weil er bey
dem die Person/ das Geschlecht/ die
Nachbaurschafft/ Freundschaft hat/ bey je-
nem nicht. Nein! So bild sich Gott keines
ein! Keinem kan Gott sein Recht nehmen;
dann er hat keines. Keinem kan Gott neh-
men/ was ihm geburt; dann es geburt kei-
nem nichts. Ey so ist ewiglich von seiner
Natur alles ungerechtes Wesen/ und keine
grössere Ungerechtigkeit ist auszufinnen/
als daß Gott ungerecht seyn soll. Non li-
cet, ut de his, quae divino aguntur arbitrio
aliud dicas justum, aliud injustum; quia
quicquid a Deo agi vides atque convin-
ceris, necesse est plus quam justum esse

fatearis.

Das Neunte Capitel.
Ruhms/ den ſie fuͤr Gott haben ſol-
len?
Roman. III. 23. es ſey Juͤd oder
Griech/ Knecht oder Freyer.
Gal. III.
ꝟ.
28. Wann ſie dann in dieſem Unrecht/
ein gleiches Recht haben: wie kan man ſa-
gen: Gott ſihet die Perſon deſſen an/ jenes
nicht? Ein Richter/ zum Exempel/ der der-
gleichen unter uns Menſchen tuht/ heißt
billich ein ungerechter Richter; weil er vor-
ſezlich und wiſſentlich/ jenem ſein Recht
nimt/ dem es gebuͤrt/ und dem gibt/ dem
es nicht gebuͤrt/ nur darum/ weil er bey
dem die Perſon/ das Geſchlecht/ die
Nachbaurſchafft/ Freundſchaft hat/ bey je-
nem nicht. Nein! So bild ſich Gott keines
ein! Keinem kan Gott ſein Recht nehmen;
dann er hat keines. Keinem kan Gott neh-
men/ was ihm gebůrt; dann es gebůrt kei-
nem nichts. Ey ſo iſt ewiglich von ſeiner
Natur alles ungerechtes Weſen/ und keine
groͤſſere Ungerechtigkeit iſt auszufinnen/
als daß Gott ungerecht ſeyn ſoll. Non li-
cet, ut de his, quæ divino aguntur arbitrio
aliud dicas juſtum, aliud injuſtum; quia
quicquid à Deo agi vides atque convin-
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[286/0360] Das Neunte Capitel. Ruhms/ den ſie fuͤr Gott haben ſol- len? Roman. III. 23. es ſey Juͤd oder Griech/ Knecht oder Freyer. Gal. III. ꝟ. 28. Wann ſie dann in dieſem Unrecht/ ein gleiches Recht haben: wie kan man ſa- gen: Gott ſihet die Perſon deſſen an/ jenes nicht? Ein Richter/ zum Exempel/ der der- gleichen unter uns Menſchen tuht/ heißt billich ein ungerechter Richter; weil er vor- ſezlich und wiſſentlich/ jenem ſein Recht nimt/ dem es gebuͤrt/ und dem gibt/ dem es nicht gebuͤrt/ nur darum/ weil er bey dem die Perſon/ das Geſchlecht/ die Nachbaurſchafft/ Freundſchaft hat/ bey je- nem nicht. Nein! So bild ſich Gott keines ein! Keinem kan Gott ſein Recht nehmen; dann er hat keines. Keinem kan Gott neh- men/ was ihm gebůrt; dann es gebůrt kei- nem nichts. Ey ſo iſt ewiglich von ſeiner Natur alles ungerechtes Weſen/ und keine groͤſſere Ungerechtigkeit iſt auszufinnen/ als daß Gott ungerecht ſeyn ſoll. Non li- cet, ut de his, quæ divino aguntur arbitrio aliud dicas juſtum, aliud injuſtum; quia quicquid à Deo agi vides atque convin- ceris, neceſſe eſt plus quàm juſtum eſſe fatearis.

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/360>, abgerufen am 28.04.2024.