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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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wird. Genauer ergiebt sich der Einfluss der Röhrenlänge auf die Ver-
grösserung aus den in §. 184 Anm. entwickelten Beziehungen. Es
sind aber solche Veränderungen der Röhrenlänge leicht mit Undeut-
licherwerden des Bildes verknüpft, namentlich wenn man einen höhe-
ren Grad von Ueberverbesserung an dem Objectivsystem anbringen
musste.


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Einfluss der
Deckplättchen.
Immersions-
system.

Endlich ist bei stärkeren Vergrösserungen die in der Regel statt-
findende Bedeckung des Objectes mit einem Glasplättchen nicht ohne
Einfluss. Dieses Deckplättchen stellt eine planparallele Platte dar,
an deren Oberflächen schräg auffallende Lichtstrahlen gebrochen wer-
den müssen. Es hat dies den Einfluss, dass Lichtstrahlen, die von

[Abbildung] Fig. 132.
einem Punkt a (Fig. 132) kommen,
nach ihrem Durchtritt durch die Platte
so divergiren, als wenn sie von ver-
schiedenen über einander gelegenen
Punkten b, c ... ausgiengen. Soll
also das Objectivsystem alle diese
Strahlen trotzdem wieder in einem
einzigen Punkt vereinigen, so muss
dasselbe offenbar dergestalt beschaf-
fen sein, dass es Strahlen, die von einem einzigen Punkte aus
divergirend auf die unterste Objectivlinse fallen, in einer hinter einan-
der gelegenen Reihe von Punkten, welche aber umgekehrt geordnet
ist wie die Reihe a, b, c ..., vereinigen würde. Zu einem gegebe-
nen Objectivsystem passen daher eigentlich immer nur Deckplättchen
von bestimmter Dicke. Man kann nun zwar, indem man die Abstände
der einzelnen Linsen ändert, ein und dasselbe Objectivsystem auch
für Deckplättchen von verschiedener Dicke brauchbar machen. Je
dicker das Deckplättchen ist, um so näher muss man die einzelnen
Linsen einander bringen, damit jene Abweichung verschwinde. In der
Regel zieht man es jedoch vor das Objectivsystem unverändert zu
lassen und nur Deckplättchen von einer bestimmten, gerade geeigne-
ten Dicke zu gebrauchen.

Stärkere Annäherung der einzelnen Linsen eines Objectivsystems
bewirkt eine stärkere Vergrösserung. Man würde also bei Anwen-
dung der nämlichen Linsencombination um so bedeutendere Vergrös-
serungen erzielen können, je dickerer Deckplättchen man sich bediente.
Man kann jedoch hierbei immer nur bis zu einer sehr mässigen Grenze
gehen, weil sonst, bei der kleineren Brennweite stärker vergrössern-
der Linsen, das Deckplättchen dicker wäre, als der Abstand des Ob-
jectivs vom Objecte betragen darf. Dasselbe was durch ein dickeres
Deckplättchen erreicht wurde, lässt sich aber auch erzielen, indem
man zwischen das letztere und das Objectiv eine stärker brechende

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wird. Genauer ergiebt sich der Einfluss der Röhrenlänge auf die Ver-
grösserung aus den in §. 184 Anm. entwickelten Beziehungen. Es
sind aber solche Veränderungen der Röhrenlänge leicht mit Undeut-
licherwerden des Bildes verknüpft, namentlich wenn man einen höhe-
ren Grad von Ueberverbesserung an dem Objectivsystem anbringen
musste.


187
Einfluss der
Deckplättchen.
Immersions-
system.

Endlich ist bei stärkeren Vergrösserungen die in der Regel statt-
findende Bedeckung des Objectes mit einem Glasplättchen nicht ohne
Einfluss. Dieses Deckplättchen stellt eine planparallele Platte dar,
an deren Oberflächen schräg auffallende Lichtstrahlen gebrochen wer-
den müssen. Es hat dies den Einfluss, dass Lichtstrahlen, die von

[Abbildung] Fig. 132.
einem Punkt a (Fig. 132) kommen,
nach ihrem Durchtritt durch die Platte
so divergiren, als wenn sie von ver-
schiedenen über einander gelegenen
Punkten b, c … ausgiengen. Soll
also das Objectivsystem alle diese
Strahlen trotzdem wieder in einem
einzigen Punkt vereinigen, so muss
dasselbe offenbar dergestalt beschaf-
fen sein, dass es Strahlen, die von einem einzigen Punkte aus
divergirend auf die unterste Objectivlinse fallen, in einer hinter einan-
der gelegenen Reihe von Punkten, welche aber umgekehrt geordnet
ist wie die Reihe a, b, c …, vereinigen würde. Zu einem gegebe-
nen Objectivsystem passen daher eigentlich immer nur Deckplättchen
von bestimmter Dicke. Man kann nun zwar, indem man die Abstände
der einzelnen Linsen ändert, ein und dasselbe Objectivsystem auch
für Deckplättchen von verschiedener Dicke brauchbar machen. Je
dicker das Deckplättchen ist, um so näher muss man die einzelnen
Linsen einander bringen, damit jene Abweichung verschwinde. In der
Regel zieht man es jedoch vor das Objectivsystem unverändert zu
lassen und nur Deckplättchen von einer bestimmten, gerade geeigne-
ten Dicke zu gebrauchen.

Stärkere Annäherung der einzelnen Linsen eines Objectivsystems
bewirkt eine stärkere Vergrösserung. Man würde also bei Anwen-
dung der nämlichen Linsencombination um so bedeutendere Vergrös-
serungen erzielen können, je dickerer Deckplättchen man sich bediente.
Man kann jedoch hierbei immer nur bis zu einer sehr mässigen Grenze
gehen, weil sonst, bei der kleineren Brennweite stärker vergrössern-
der Linsen, das Deckplättchen dicker wäre, als der Abstand des Ob-
jectivs vom Objecte betragen darf. Dasselbe was durch ein dickeres
Deckplättchen erreicht wurde, lässt sich aber auch erzielen, indem
man zwischen das letztere und das Objectiv eine stärker brechende

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[284/0306] Von dem Lichte. wird. Genauer ergiebt sich der Einfluss der Röhrenlänge auf die Ver- grösserung aus den in §. 184 Anm. entwickelten Beziehungen. Es sind aber solche Veränderungen der Röhrenlänge leicht mit Undeut- licherwerden des Bildes verknüpft, namentlich wenn man einen höhe- ren Grad von Ueberverbesserung an dem Objectivsystem anbringen musste. Endlich ist bei stärkeren Vergrösserungen die in der Regel statt- findende Bedeckung des Objectes mit einem Glasplättchen nicht ohne Einfluss. Dieses Deckplättchen stellt eine planparallele Platte dar, an deren Oberflächen schräg auffallende Lichtstrahlen gebrochen wer- den müssen. Es hat dies den Einfluss, dass Lichtstrahlen, die von [Abbildung Fig. 132.] einem Punkt a (Fig. 132) kommen, nach ihrem Durchtritt durch die Platte so divergiren, als wenn sie von ver- schiedenen über einander gelegenen Punkten b, c … ausgiengen. Soll also das Objectivsystem alle diese Strahlen trotzdem wieder in einem einzigen Punkt vereinigen, so muss dasselbe offenbar dergestalt beschaf- fen sein, dass es Strahlen, die von einem einzigen Punkte aus divergirend auf die unterste Objectivlinse fallen, in einer hinter einan- der gelegenen Reihe von Punkten, welche aber umgekehrt geordnet ist wie die Reihe a, b, c …, vereinigen würde. Zu einem gegebe- nen Objectivsystem passen daher eigentlich immer nur Deckplättchen von bestimmter Dicke. Man kann nun zwar, indem man die Abstände der einzelnen Linsen ändert, ein und dasselbe Objectivsystem auch für Deckplättchen von verschiedener Dicke brauchbar machen. Je dicker das Deckplättchen ist, um so näher muss man die einzelnen Linsen einander bringen, damit jene Abweichung verschwinde. In der Regel zieht man es jedoch vor das Objectivsystem unverändert zu lassen und nur Deckplättchen von einer bestimmten, gerade geeigne- ten Dicke zu gebrauchen. Stärkere Annäherung der einzelnen Linsen eines Objectivsystems bewirkt eine stärkere Vergrösserung. Man würde also bei Anwen- dung der nämlichen Linsencombination um so bedeutendere Vergrös- serungen erzielen können, je dickerer Deckplättchen man sich bediente. Man kann jedoch hierbei immer nur bis zu einer sehr mässigen Grenze gehen, weil sonst, bei der kleineren Brennweite stärker vergrössern- der Linsen, das Deckplättchen dicker wäre, als der Abstand des Ob- jectivs vom Objecte betragen darf. Dasselbe was durch ein dickeres Deckplättchen erreicht wurde, lässt sich aber auch erzielen, indem man zwischen das letztere und das Objectiv eine stärker brechende

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/306>, abgerufen am 29.04.2024.