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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Das Mikroskop.
der Vergrösserungswerth des Instrumentes bestimmt ist, in ähnlicher
Weise wie vorhin das Mikrometer, so jetzt das Object auf den äusse-
ren Maassstab projiciren oder mit ihm binocular zur Deckung bringen.
Man hat dann, um die wahre Grösse zu finden, einfach die Länge
des Maassstabs, welche vom Object gedeckt wird, durch die Ver-
grösserungszahl zu dividiren. Deckt also z. B. das Bild 2 Millim. des
Maassstabs und ist die Vergrösserungszahl 40, so ist das Object
1/20 Millim. lang. Gewöhnlich bedient man sich jedoch zur Messung
der mikroskopischen Objecte genauerer Methoden, welche die Kennt-
niss der Vergrösserungsstärke gar nicht voraussetzen. Gegenwärtig
ist fast allgemein die Messung mit dem Ocularmikrometer einge-
führt. Letzteres besteht in einer feinen Theilung auf Glas und wird
auf das zwischen Ocular und Collectiv befindliche Diaphragma (Fig.
133 z y) gelegt. Es fällt daher mit dem hier entworfenen Bilde zu-
sammen und wird mit diesem durch die Ocularlinse vergrössert. Um
den Werth der Längeneinheit des Ocularmikrometers zu bestimmen,
legt man zuvor eine feine Theilung an Stelle des Objectes unter das
Mikroskop und sieht zu, wie viel Theilstriche des Ocularmikrometers
auf eine bestimmte Länge des untern Maassstabs kommen. Fallen
z. B. zwischen 1 Millimeter des letztern 50 Theilstriche des Ocular-
mikrometers, so ist der Werth eines Theilstrichs 1/50 Millim. Seltener
wird gegenwärtig das übrigens einer noch grössern Genauigkeit fähige
Schraubenmikrometer angewandt. Dasselbe ist im wesentlichen
ein durch Schrauben verschiebbarer Objecttisch, wobei die Grösse
der Verschiebung an der Grösse der Umdrehung der mit einer feinen
Theilung versehenen Schraube gemessen wird. Durch das Diaphragma
des Oculars muss bei Anwendung des Schraubenmikrometers ein
Spinnwebfaden gezogen sein. Man stellt nun vermittelst der Schraube
das Object genau so ein, dass der Spinnwebfaden mit dem einen
Ende seines Bildes zusammenfällt, notirt die Stellung der Schraube
und schraubt dann so lange, bis der Faden das andere Ende des
Bildes deckt, um nun wieder die Stellung der Schraube abzulesen.
Die Werthe der Drehungen des Schraubenmikrometers werden zuvor,
indem man einen feinen Maassstab auf Glas zum Object nimmt, ge-
messen.

Als Maasseinheit bedient man sich zu mikrometrischen Messungen am zweck-
mässigsten und gegenwärtig fast allgemein des Millimeter. Da aber immer zuweilen
auch noch andere Maasse vorkommen, und solche namentlich in älteren mikroskopi-
schen Schriften gefunden werden, so wollen wir eine kurze Tabelle zur Reduction
der gebräuchlichsten dieser Maasse auf das Millimeter beifügen.

1 Millimeter ist = 0,4433 Pariser Linie,
0,4724 englische Duodecimallinie,
0,4587 rheinische Linie,
0,4555 Wiener Linie.

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Das Mikroskop.
der Vergrösserungswerth des Instrumentes bestimmt ist, in ähnlicher
Weise wie vorhin das Mikrometer, so jetzt das Object auf den äusse-
ren Maassstab projiciren oder mit ihm binocular zur Deckung bringen.
Man hat dann, um die wahre Grösse zu finden, einfach die Länge
des Maassstabs, welche vom Object gedeckt wird, durch die Ver-
grösserungszahl zu dividiren. Deckt also z. B. das Bild 2 Millim. des
Maassstabs und ist die Vergrösserungszahl 40, so ist das Object
1/20 Millim. lang. Gewöhnlich bedient man sich jedoch zur Messung
der mikroskopischen Objecte genauerer Methoden, welche die Kennt-
niss der Vergrösserungsstärke gar nicht voraussetzen. Gegenwärtig
ist fast allgemein die Messung mit dem Ocularmikrometer einge-
führt. Letzteres besteht in einer feinen Theilung auf Glas und wird
auf das zwischen Ocular und Collectiv befindliche Diaphragma (Fig.
133 z y) gelegt. Es fällt daher mit dem hier entworfenen Bilde zu-
sammen und wird mit diesem durch die Ocularlinse vergrössert. Um
den Werth der Längeneinheit des Ocularmikrometers zu bestimmen,
legt man zuvor eine feine Theilung an Stelle des Objectes unter das
Mikroskop und sieht zu, wie viel Theilstriche des Ocularmikrometers
auf eine bestimmte Länge des untern Maassstabs kommen. Fallen
z. B. zwischen 1 Millimeter des letztern 50 Theilstriche des Ocular-
mikrometers, so ist der Werth eines Theilstrichs 1/50 Millim. Seltener
wird gegenwärtig das übrigens einer noch grössern Genauigkeit fähige
Schraubenmikrometer angewandt. Dasselbe ist im wesentlichen
ein durch Schrauben verschiebbarer Objecttisch, wobei die Grösse
der Verschiebung an der Grösse der Umdrehung der mit einer feinen
Theilung versehenen Schraube gemessen wird. Durch das Diaphragma
des Oculars muss bei Anwendung des Schraubenmikrometers ein
Spinnwebfaden gezogen sein. Man stellt nun vermittelst der Schraube
das Object genau so ein, dass der Spinnwebfaden mit dem einen
Ende seines Bildes zusammenfällt, notirt die Stellung der Schraube
und schraubt dann so lange, bis der Faden das andere Ende des
Bildes deckt, um nun wieder die Stellung der Schraube abzulesen.
Die Werthe der Drehungen des Schraubenmikrometers werden zuvor,
indem man einen feinen Maassstab auf Glas zum Object nimmt, ge-
messen.

Als Maasseinheit bedient man sich zu mikrometrischen Messungen am zweck-
mässigsten und gegenwärtig fast allgemein des Millimeter. Da aber immer zuweilen
auch noch andere Maasse vorkommen, und solche namentlich in älteren mikroskopi-
schen Schriften gefunden werden, so wollen wir eine kurze Tabelle zur Reduction
der gebräuchlichsten dieser Maasse auf das Millimeter beifügen.

1 Millimeter ist = 0,4433 Pariser Linie,
0,4724 englische Duodecimallinie,
0,4587 rheinische Linie,
0,4555 Wiener Linie.

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[291/0313] Das Mikroskop. der Vergrösserungswerth des Instrumentes bestimmt ist, in ähnlicher Weise wie vorhin das Mikrometer, so jetzt das Object auf den äusse- ren Maassstab projiciren oder mit ihm binocular zur Deckung bringen. Man hat dann, um die wahre Grösse zu finden, einfach die Länge des Maassstabs, welche vom Object gedeckt wird, durch die Ver- grösserungszahl zu dividiren. Deckt also z. B. das Bild 2 Millim. des Maassstabs und ist die Vergrösserungszahl 40, so ist das Object 1/20 Millim. lang. Gewöhnlich bedient man sich jedoch zur Messung der mikroskopischen Objecte genauerer Methoden, welche die Kennt- niss der Vergrösserungsstärke gar nicht voraussetzen. Gegenwärtig ist fast allgemein die Messung mit dem Ocularmikrometer einge- führt. Letzteres besteht in einer feinen Theilung auf Glas und wird auf das zwischen Ocular und Collectiv befindliche Diaphragma (Fig. 133 z y) gelegt. Es fällt daher mit dem hier entworfenen Bilde zu- sammen und wird mit diesem durch die Ocularlinse vergrössert. Um den Werth der Längeneinheit des Ocularmikrometers zu bestimmen, legt man zuvor eine feine Theilung an Stelle des Objectes unter das Mikroskop und sieht zu, wie viel Theilstriche des Ocularmikrometers auf eine bestimmte Länge des untern Maassstabs kommen. Fallen z. B. zwischen 1 Millimeter des letztern 50 Theilstriche des Ocular- mikrometers, so ist der Werth eines Theilstrichs 1/50 Millim. Seltener wird gegenwärtig das übrigens einer noch grössern Genauigkeit fähige Schraubenmikrometer angewandt. Dasselbe ist im wesentlichen ein durch Schrauben verschiebbarer Objecttisch, wobei die Grösse der Verschiebung an der Grösse der Umdrehung der mit einer feinen Theilung versehenen Schraube gemessen wird. Durch das Diaphragma des Oculars muss bei Anwendung des Schraubenmikrometers ein Spinnwebfaden gezogen sein. Man stellt nun vermittelst der Schraube das Object genau so ein, dass der Spinnwebfaden mit dem einen Ende seines Bildes zusammenfällt, notirt die Stellung der Schraube und schraubt dann so lange, bis der Faden das andere Ende des Bildes deckt, um nun wieder die Stellung der Schraube abzulesen. Die Werthe der Drehungen des Schraubenmikrometers werden zuvor, indem man einen feinen Maassstab auf Glas zum Object nimmt, ge- messen. Als Maasseinheit bedient man sich zu mikrometrischen Messungen am zweck- mässigsten und gegenwärtig fast allgemein des Millimeter. Da aber immer zuweilen auch noch andere Maasse vorkommen, und solche namentlich in älteren mikroskopi- schen Schriften gefunden werden, so wollen wir eine kurze Tabelle zur Reduction der gebräuchlichsten dieser Maasse auf das Millimeter beifügen. 1 Millimeter ist = 0,4433 Pariser Linie, 0,4724 englische Duodecimallinie, 0,4587 rheinische Linie, 0,4555 Wiener Linie. 19 *

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/313>, abgerufen am 28.04.2024.