werden die von der Netzhaut reflectirten Strahlen in den optischen Medien so gebrochen, dass sie nach ihrem Austritt aus dem Auge parallel sind. Ist das Auge B gleichfalls auf unendliche Ferne einge- richtet, so werden diese parallelen Strahlen von demselben zu einem Bilde vereinigt, das auf ein in grosser Ferne hinter O gelegenes Ob- ject bezogen wird. Der Augengrund erscheint also in aufrechtem und stark vergrössertem Bilde. Da aber die Voraussetzung, dass die Au- gen O und B beide auf parallele Strahlen eingerichtet seien, selten zutrifft, so muss man meistens, wie es die Fig. 149 darstellt, durch eine, am besten zwischen dem Auge B und dem Spiegel angebrachte, Concavlinse, den Strahlen eine solche Ablenkung geben, dass sie vom Auge B zu einem Bilde vereinigt werden können.
Die gebräuchlicheren Formen der Augenspiegel unterscheiden sich meistens nur durch die Beschaffenheit des angewandten Beleuchtungsapparats. Bei dem Augenspie- gel von Ruete besteht der letztere aus einem Hohlspiegel, beim Augenspiegel von Coccius aus einem Planspiegel mit einer Sammellinse, beim Augenspiegel von Ze- hender aus einem schwach convexen Metallspiegel mit einer stärkeren Convexlinse. Da es hier unsere Aufgabe ist die physikalischen Principien der optischen Instrumente auseinanderzusetzen, nicht aber ihren Gebrauch zu lehren, so können wir uns des Ein- gehens auf die Beschreibung der sehr zahlreichen Formen des Augenspiegels enthalten. Nur zwei Formen wollen wir hier noch erwähnen, weil bei denselben die Methode der Beleuchtung eine von den bisher angeführten abweichende ist. Es sind dies der Augenspiegel von Helmholtz und der Prismenspiegel von Meyerstein. Bei dem ersteren wird die Beleuchtung durch reflectirende Glasplatten erzeugt, deren man meh- rere über einander legt. Die von der Lichtquelle ausgehenden Strahlen werden von diesen Glasplatten nach dem Auge O reflectirt, die von O zurückgekehrten Strahlen werden dann an den Platten theils wieder nach der Lichtquelle zurückgeworfen, theils dringen sie durch dieselben, um dem Auge B, wie in Fig. 146, mittelst der Concav- linse ein virtuelles Bild zu liefern. Dieses Bild ist hierbei natürlich sehr lichtschwach. Meyerstein hat daher zweckmässig statt der Reflexion an Glasplatten die totale Reflexion im rechtwinkligen Prisma angewandt. Die Hypothenuse des Prismas wird so gehalten, dass die an ihr (wie in Fig. 98, §. 145) reflectirten Strahlen in das Auge O fallen. Die von hier zurückkehrenden Strahlen gelangen durch ein in dem Prisma angebrachtes Loch, ähnlich wie in Fig. 148 und 149 durch die Spiegelöffnung, in das Auge B. Man kann mit dieser Beleuchtungsmethode die Beobachtung im vir- tuellen oder im reellen Bilde verbinden.
Der Augenspiegel.
[Abbildung]
Fig. 149.
werden die von der Netzhaut reflectirten Strahlen in den optischen Medien so gebrochen, dass sie nach ihrem Austritt aus dem Auge parallel sind. Ist das Auge B gleichfalls auf unendliche Ferne einge- richtet, so werden diese parallelen Strahlen von demselben zu einem Bilde vereinigt, das auf ein in grosser Ferne hinter O gelegenes Ob- ject bezogen wird. Der Augengrund erscheint also in aufrechtem und stark vergrössertem Bilde. Da aber die Voraussetzung, dass die Au- gen O und B beide auf parallele Strahlen eingerichtet seien, selten zutrifft, so muss man meistens, wie es die Fig. 149 darstellt, durch eine, am besten zwischen dem Auge B und dem Spiegel angebrachte, Concavlinse, den Strahlen eine solche Ablenkung geben, dass sie vom Auge B zu einem Bilde vereinigt werden können.
Die gebräuchlicheren Formen der Augenspiegel unterscheiden sich meistens nur durch die Beschaffenheit des angewandten Beleuchtungsapparats. Bei dem Augenspie- gel von Ruete besteht der letztere aus einem Hohlspiegel, beim Augenspiegel von Coccius aus einem Planspiegel mit einer Sammellinse, beim Augenspiegel von Ze- hender aus einem schwach convexen Metallspiegel mit einer stärkeren Convexlinse. Da es hier unsere Aufgabe ist die physikalischen Principien der optischen Instrumente auseinanderzusetzen, nicht aber ihren Gebrauch zu lehren, so können wir uns des Ein- gehens auf die Beschreibung der sehr zahlreichen Formen des Augenspiegels enthalten. Nur zwei Formen wollen wir hier noch erwähnen, weil bei denselben die Methode der Beleuchtung eine von den bisher angeführten abweichende ist. Es sind dies der Augenspiegel von Helmholtz und der Prismenspiegel von Meyerstein. Bei dem ersteren wird die Beleuchtung durch reflectirende Glasplatten erzeugt, deren man meh- rere über einander legt. Die von der Lichtquelle ausgehenden Strahlen werden von diesen Glasplatten nach dem Auge O reflectirt, die von O zurückgekehrten Strahlen werden dann an den Platten theils wieder nach der Lichtquelle zurückgeworfen, theils dringen sie durch dieselben, um dem Auge B, wie in Fig. 146, mittelst der Concav- linse ein virtuelles Bild zu liefern. Dieses Bild ist hierbei natürlich sehr lichtschwach. Meyerstein hat daher zweckmässig statt der Reflexion an Glasplatten die totale Reflexion im rechtwinkligen Prisma angewandt. Die Hypothenuse des Prismas wird so gehalten, dass die an ihr (wie in Fig. 98, §. 145) reflectirten Strahlen in das Auge O fallen. Die von hier zurückkehrenden Strahlen gelangen durch ein in dem Prisma angebrachtes Loch, ähnlich wie in Fig. 148 und 149 durch die Spiegelöffnung, in das Auge B. Man kann mit dieser Beleuchtungsmethode die Beobachtung im vir- tuellen oder im reellen Bilde verbinden.
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[303/0325]
Der Augenspiegel.
[Abbildung Fig. 149.]
werden die von der Netzhaut reflectirten Strahlen in den optischen
Medien so gebrochen, dass sie nach ihrem Austritt aus dem Auge
parallel sind. Ist das Auge B gleichfalls auf unendliche Ferne einge-
richtet, so werden diese parallelen Strahlen von demselben zu einem
Bilde vereinigt, das auf ein in grosser Ferne hinter O gelegenes Ob-
ject bezogen wird. Der Augengrund erscheint also in aufrechtem und
stark vergrössertem Bilde. Da aber die Voraussetzung, dass die Au-
gen O und B beide auf parallele Strahlen eingerichtet seien, selten
zutrifft, so muss man meistens, wie es die Fig. 149 darstellt, durch
eine, am besten zwischen dem Auge B und dem Spiegel angebrachte,
Concavlinse, den Strahlen eine solche Ablenkung geben, dass sie vom
Auge B zu einem Bilde vereinigt werden können.
Die gebräuchlicheren Formen der Augenspiegel unterscheiden sich meistens nur
durch die Beschaffenheit des angewandten Beleuchtungsapparats. Bei dem Augenspie-
gel von Ruete besteht der letztere aus einem Hohlspiegel, beim Augenspiegel von
Coccius aus einem Planspiegel mit einer Sammellinse, beim Augenspiegel von Ze-
hender aus einem schwach convexen Metallspiegel mit einer stärkeren Convexlinse.
Da es hier unsere Aufgabe ist die physikalischen Principien der optischen Instrumente
auseinanderzusetzen, nicht aber ihren Gebrauch zu lehren, so können wir uns des Ein-
gehens auf die Beschreibung der sehr zahlreichen Formen des Augenspiegels enthalten.
Nur zwei Formen wollen wir hier noch erwähnen, weil bei denselben die Methode
der Beleuchtung eine von den bisher angeführten abweichende ist. Es sind dies der
Augenspiegel von Helmholtz und der Prismenspiegel von Meyerstein. Bei dem
ersteren wird die Beleuchtung durch reflectirende Glasplatten erzeugt, deren man meh-
rere über einander legt. Die von der Lichtquelle ausgehenden Strahlen werden von
diesen Glasplatten nach dem Auge O reflectirt, die von O zurückgekehrten Strahlen
werden dann an den Platten theils wieder nach der Lichtquelle zurückgeworfen, theils
dringen sie durch dieselben, um dem Auge B, wie in Fig. 146, mittelst der Concav-
linse ein virtuelles Bild zu liefern. Dieses Bild ist hierbei natürlich sehr lichtschwach.
Meyerstein hat daher zweckmässig statt der Reflexion an Glasplatten die totale
Reflexion im rechtwinkligen Prisma angewandt. Die Hypothenuse des Prismas wird
so gehalten, dass die an ihr (wie in Fig. 98, §. 145) reflectirten Strahlen in das
Auge O fallen. Die von hier zurückkehrenden Strahlen gelangen durch ein in dem
Prisma angebrachtes Loch, ähnlich wie in Fig. 148 und 149 durch die Spiegelöffnung,
in das Auge B. Man kann mit dieser Beleuchtungsmethode die Beobachtung im vir-
tuellen oder im reellen Bilde verbinden.
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/325>, abgerufen am 06.05.2024.
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