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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von der Elektricität.
geschieden. Davon verbindet sich zwar der Sauerstoff mit dem Zink,
indem sich schwefelsaures Zinkoxyd bildet, aber der Wasserstoff
bleibt an dem Kupfer haften, und es entsteht so ein Polarisationsstrom
zwischen Wasserstoff und Kupfer, der zwar etwas schwächer ist als
der Strom zwischen Wasserstoff und Sauerstoff, aber doch die Stärke
des ursprünglichen Stroms beträchtlich zu schwächen vermag. Die
elektromotorische Kraft der Polarisation kommt in diesen Fällen ein-
fach an der elektromotorischen Kraft der Kette in Abzug: der Effect
ist daher derselbe, als wenn die letztere veränderlich wäre. Die ge-
sammte elektromotorische Kraft sinkt vom Moment der Schliessung
an allmälig auf ein Minimum, bei dem zuweilen nahezu der ursprüng-
liche Strom aufgehoben sein kann. Völlig wird jedoch diese Grenze,
auch wenn e > E ist, nicht erreicht, da, wie wir oben gesehen ha-
ben, die Polarisation von der Stromintensität abhängig und daher,
wenn die letztere durch eine bedeutende Grösse von e klein ist, eben-
falls relativ gering wird. Setzt man eine grössere Zahl von Elemen-
ten zu einer Säule zusammen, so nimmt die Stromintensität um so
schneller ab, je grösser die Anzahl der Elemente ist, da mit dieser
die Intensität des primären Stroms zunimmt. Wir haben bei der
constanten Kette in §. 309 nachgewiesen, wie diese Polarisa-
tionsströme vermieden werden können, indem man solche Combina-
tionen von Metallen und Flüssigkeiten wählt, bei welchen eine blei-
bende Ansammlung von Zersetzungsproducten nicht stattfinden kann.

Auf ähnliche Weise, wie man in den galvanischen Elementen

[Abbildung] Fig. 223.
die Polarisation vermeidet, lässt sich dies auch in der
äussern Schliessung eines durch flüssige Leiter geführ-
ten Stromes bewerkstelligen. Man bedient sich hierzu
der s. g. unpolarisirbaren Elektroden. Die am häu-
figsten angewandten Elektroden dieser Art sind amal-
gamirte Zinkplatten in Zinkvitriollösung. Man ver-
wendet solche namentlich zu elektrophysiologischen
Versuchen, um entweder constante Ströme thierischen
Theilen zuzuführen, oder um die von thierischen Theilen
(Muskeln, Nerven) entwickelten Ströme abzuleiten.
In beiden Fällen muss man zugleich dafür Sorge tra-
gen, dass die thierischen Theile von keiner sie an-
greifenden Flüssigkeit benetzt werden. Für Reizungsver-
suche füllt man daher zwei Glasröhren, wie deren eine in
Fig. 223 dargestellt ist, mit Zinkvitriollösung, in wel-
che die amalgamirte Zinkplatte z taucht. Unten ist
die Röhre durch einen plastischen Thonpfropf t ver-
schlossen; an ihrem oberen Ende ist der Stiel s an-
geschmolzen, durch welchen der Apparat mittelst eines
Kugelcharniers vollkommen beweglich an einem Stativ

Von der Elektricität.
geschieden. Davon verbindet sich zwar der Sauerstoff mit dem Zink,
indem sich schwefelsaures Zinkoxyd bildet, aber der Wasserstoff
bleibt an dem Kupfer haften, und es entsteht so ein Polarisationsstrom
zwischen Wasserstoff und Kupfer, der zwar etwas schwächer ist als
der Strom zwischen Wasserstoff und Sauerstoff, aber doch die Stärke
des ursprünglichen Stroms beträchtlich zu schwächen vermag. Die
elektromotorische Kraft der Polarisation kommt in diesen Fällen ein-
fach an der elektromotorischen Kraft der Kette in Abzug: der Effect
ist daher derselbe, als wenn die letztere veränderlich wäre. Die ge-
sammte elektromotorische Kraft sinkt vom Moment der Schliessung
an allmälig auf ein Minimum, bei dem zuweilen nahezu der ursprüng-
liche Strom aufgehoben sein kann. Völlig wird jedoch diese Grenze,
auch wenn e > E ist, nicht erreicht, da, wie wir oben gesehen ha-
ben, die Polarisation von der Stromintensität abhängig und daher,
wenn die letztere durch eine bedeutende Grösse von e klein ist, eben-
falls relativ gering wird. Setzt man eine grössere Zahl von Elemen-
ten zu einer Säule zusammen, so nimmt die Stromintensität um so
schneller ab, je grösser die Anzahl der Elemente ist, da mit dieser
die Intensität des primären Stroms zunimmt. Wir haben bei der
constanten Kette in §. 309 nachgewiesen, wie diese Polarisa-
tionsströme vermieden werden können, indem man solche Combina-
tionen von Metallen und Flüssigkeiten wählt, bei welchen eine blei-
bende Ansammlung von Zersetzungsproducten nicht stattfinden kann.

Auf ähnliche Weise, wie man in den galvanischen Elementen

[Abbildung] Fig. 223.
die Polarisation vermeidet, lässt sich dies auch in der
äussern Schliessung eines durch flüssige Leiter geführ-
ten Stromes bewerkstelligen. Man bedient sich hierzu
der s. g. unpolarisirbaren Elektroden. Die am häu-
figsten angewandten Elektroden dieser Art sind amal-
gamirte Zinkplatten in Zinkvitriollösung. Man ver-
wendet solche namentlich zu elektrophysiologischen
Versuchen, um entweder constante Ströme thierischen
Theilen zuzuführen, oder um die von thierischen Theilen
(Muskeln, Nerven) entwickelten Ströme abzuleiten.
In beiden Fällen muss man zugleich dafür Sorge tra-
gen, dass die thierischen Theile von keiner sie an-
greifenden Flüssigkeit benetzt werden. Für Reizungsver-
suche füllt man daher zwei Glasröhren, wie deren eine in
Fig. 223 dargestellt ist, mit Zinkvitriollösung, in wel-
che die amalgamirte Zinkplatte z taucht. Unten ist
die Röhre durch einen plastischen Thonpfropf t ver-
schlossen; an ihrem oberen Ende ist der Stiel s an-
geschmolzen, durch welchen der Apparat mittelst eines
Kugelcharniers vollkommen beweglich an einem Stativ

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[500/0522] Von der Elektricität. geschieden. Davon verbindet sich zwar der Sauerstoff mit dem Zink, indem sich schwefelsaures Zinkoxyd bildet, aber der Wasserstoff bleibt an dem Kupfer haften, und es entsteht so ein Polarisationsstrom zwischen Wasserstoff und Kupfer, der zwar etwas schwächer ist als der Strom zwischen Wasserstoff und Sauerstoff, aber doch die Stärke des ursprünglichen Stroms beträchtlich zu schwächen vermag. Die elektromotorische Kraft der Polarisation kommt in diesen Fällen ein- fach an der elektromotorischen Kraft der Kette in Abzug: der Effect ist daher derselbe, als wenn die letztere veränderlich wäre. Die ge- sammte elektromotorische Kraft sinkt vom Moment der Schliessung an allmälig auf ein Minimum, bei dem zuweilen nahezu der ursprüng- liche Strom aufgehoben sein kann. Völlig wird jedoch diese Grenze, auch wenn e > E ist, nicht erreicht, da, wie wir oben gesehen ha- ben, die Polarisation von der Stromintensität abhängig und daher, wenn die letztere durch eine bedeutende Grösse von e klein ist, eben- falls relativ gering wird. Setzt man eine grössere Zahl von Elemen- ten zu einer Säule zusammen, so nimmt die Stromintensität um so schneller ab, je grösser die Anzahl der Elemente ist, da mit dieser die Intensität des primären Stroms zunimmt. Wir haben bei der constanten Kette in §. 309 nachgewiesen, wie diese Polarisa- tionsströme vermieden werden können, indem man solche Combina- tionen von Metallen und Flüssigkeiten wählt, bei welchen eine blei- bende Ansammlung von Zersetzungsproducten nicht stattfinden kann. Auf ähnliche Weise, wie man in den galvanischen Elementen [Abbildung Fig. 223.] die Polarisation vermeidet, lässt sich dies auch in der äussern Schliessung eines durch flüssige Leiter geführ- ten Stromes bewerkstelligen. Man bedient sich hierzu der s. g. unpolarisirbaren Elektroden. Die am häu- figsten angewandten Elektroden dieser Art sind amal- gamirte Zinkplatten in Zinkvitriollösung. Man ver- wendet solche namentlich zu elektrophysiologischen Versuchen, um entweder constante Ströme thierischen Theilen zuzuführen, oder um die von thierischen Theilen (Muskeln, Nerven) entwickelten Ströme abzuleiten. In beiden Fällen muss man zugleich dafür Sorge tra- gen, dass die thierischen Theile von keiner sie an- greifenden Flüssigkeit benetzt werden. Für Reizungsver- suche füllt man daher zwei Glasröhren, wie deren eine in Fig. 223 dargestellt ist, mit Zinkvitriollösung, in wel- che die amalgamirte Zinkplatte z taucht. Unten ist die Röhre durch einen plastischen Thonpfropf t ver- schlossen; an ihrem oberen Ende ist der Stiel s an- geschmolzen, durch welchen der Apparat mittelst eines Kugelcharniers vollkommen beweglich an einem Stativ

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/522>, abgerufen am 28.04.2024.