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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Verwandlungen.

Das Band berühret ihn, und Zephis sprach ergrimmet:
Elender, zittre nur vor meiner Zauberkunst;
Sogleich verwandle dich in einen leichten Dunst!
Du wolltest doch so gern dich von der Erd entfernen,
So geh und werde dann die Schnuppe von den Ster-
nen.

Du sollst in kühler Nacht mit wandelbarem Schein,
So wie du dir gewünscht, den Sternen ähnlich seyn:
Du wirst dich voller Stolz in hoher Luft befinden,
Die ganze Welt verschmähn, und endlich dich entzün-
den;

Das Feuer, welches dir die Kraft zu steigen gab,
Das stürze dich sodann auch zum Morast herab.
Jch ändre nie den Geist zugleich mit den Gestalten,
Du sollst die Eigenschaft, die du gehabt, behalten:
Die Dichterwelt soll sehn, daß du, und wer dir
gleicht,

Die Stern erreichen will, und nimmer sie erreicht.

Er sagt es; und Speront stürzt alsobald zur Er-
den.
Von

Verwandlungen.

Das Band beruͤhret ihn, und Zephis ſprach ergrimmet:
Elender, zittre nur vor meiner Zauberkunſt;
Sogleich verwandle dich in einen leichten Dunſt!
Du wollteſt doch ſo gern dich von der Erd entfernen,
So geh und werde dann die Schnuppe von den Ster-
nen.

Du ſollſt in kuͤhler Nacht mit wandelbarem Schein,
So wie du dir gewuͤnſcht, den Sternen aͤhnlich ſeyn:
Du wirſt dich voller Stolz in hoher Luft befinden,
Die ganze Welt verſchmaͤhn, und endlich dich entzuͤn-
den;

Das Feuer, welches dir die Kraft zu ſteigen gab,
Das ſtuͤrze dich ſodann auch zum Moraſt herab.
Jch aͤndre nie den Geiſt zugleich mit den Geſtalten,
Du ſollſt die Eigenſchaft, die du gehabt, behalten:
Die Dichterwelt ſoll ſehn, daß du, und wer dir
gleicht,

Die Stern erreichen will, und nimmer ſie erreicht.

Er ſagt es; und Speront ſtuͤrzt alſobald zur Er-
den.
Von
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[244/0308] Verwandlungen. Das Band beruͤhret ihn, und Zephis ſprach ergrimmet: Elender, zittre nur vor meiner Zauberkunſt; Sogleich verwandle dich in einen leichten Dunſt! Du wollteſt doch ſo gern dich von der Erd entfernen, So geh und werde dann die Schnuppe von den Ster- nen. Du ſollſt in kuͤhler Nacht mit wandelbarem Schein, So wie du dir gewuͤnſcht, den Sternen aͤhnlich ſeyn: Du wirſt dich voller Stolz in hoher Luft befinden, Die ganze Welt verſchmaͤhn, und endlich dich entzuͤn- den; Das Feuer, welches dir die Kraft zu ſteigen gab, Das ſtuͤrze dich ſodann auch zum Moraſt herab. Jch aͤndre nie den Geiſt zugleich mit den Geſtalten, Du ſollſt die Eigenſchaft, die du gehabt, behalten: Die Dichterwelt ſoll ſehn, daß du, und wer dir gleicht, Die Stern erreichen will, und nimmer ſie erreicht. Er ſagt es; und Speront ſtuͤrzt alſobald zur Er- den. Von

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/308>, abgerufen am 10.06.2024.