Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Vierter Gesang.
Doch schnell entschloß er sich, zum Graf von Hold zu
gehn.
Kein Geld und auch kein Wein, das war nicht aus-
zustehn.
Er fand den Graf allein, und gar bey einem Buche,
Und macht ihm seinen Gruß mit einem schweren Flu-
che.
Ein Teufel war genung für Fähndrichs niedrer Art,
Er schwur bey tausenden, so bald er Hauptmann ward.
Das Wetter! (fieng er an,) du willst wohl gar studi-
ren?
Welch hagelmäßig Buch, mir graut, es anzurühren!
Dein alter Strom ist doch ein rechter Erzpedant,
Schickt die Gelehrsamkeit sich wohl für deinen Stand?
Wirf die Scharteken weg, und sauf ein Glas Bur-
gunder.
Was hilft bey Mädchens dir der ganze dumme Plun-
der?
Die Zeit ward heute mir recht wettermäßig lang;
Jch weiß nicht, welch ein Geist mich zu Belinden
zwang;
Allein so hab ich mich mein Tage nicht gequälet.

Der
G 2

Vierter Geſang.
Doch ſchnell entſchloß er ſich, zum Graf von Hold zu
gehn.
Kein Geld und auch kein Wein, das war nicht aus-
zuſtehn.
Er fand den Graf allein, und gar bey einem Buche,
Und macht ihm ſeinen Gruß mit einem ſchweren Flu-
che.
Ein Teufel war genung fuͤr Faͤhndrichs niedrer Art,
Er ſchwur bey tauſenden, ſo bald er Hauptmann ward.
Das Wetter! (fieng er an,) du willſt wohl gar ſtudi-
ren?
Welch hagelmaͤßig Buch, mir graut, es anzuruͤhren!
Dein alter Strom iſt doch ein rechter Erzpedant,
Schickt die Gelehrſamkeit ſich wohl fuͤr deinen Stand?
Wirf die Scharteken weg, und ſauf ein Glas Bur-
gunder.
Was hilft bey Maͤdchens dir der ganze dumme Plun-
der?
Die Zeit ward heute mir recht wettermaͤßig lang;
Jch weiß nicht, welch ein Geiſt mich zu Belinden
zwang;
Allein ſo hab ich mich mein Tage nicht gequaͤlet.

Der
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="10">
              <pb facs="#f0107" n="99"/>
              <fw place="top" type="header">Vierter Ge&#x017F;ang.</fw><lb/>
              <l>Doch &#x017F;chnell ent&#x017F;chloß er &#x017F;ich, zum Graf von Hold zu</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">gehn.</hi> </l><lb/>
              <l>Kein Geld und auch kein Wein, das war nicht aus-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">zu&#x017F;tehn.</hi> </l><lb/>
              <l>Er fand den Graf allein, und gar bey einem Buche,</l><lb/>
              <l>Und macht ihm &#x017F;einen Gruß mit einem &#x017F;chweren Flu-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">che.</hi> </l><lb/>
              <l>Ein Teufel war genung fu&#x0364;r Fa&#x0364;hndrichs niedrer Art,</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;chwur bey tau&#x017F;enden, &#x017F;o bald er Hauptmann ward.</l><lb/>
              <l>Das Wetter! (fieng er an,) du will&#x017F;t wohl gar &#x017F;tudi-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ren?</hi> </l><lb/>
              <l>Welch hagelma&#x0364;ßig Buch, mir graut, es anzuru&#x0364;hren!</l><lb/>
              <l>Dein alter Strom i&#x017F;t doch ein rechter Erzpedant,</l><lb/>
              <l>Schickt die Gelehr&#x017F;amkeit &#x017F;ich wohl fu&#x0364;r deinen Stand?</l><lb/>
              <l>Wirf die Scharteken weg, und &#x017F;auf ein Glas Bur-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">gunder.</hi> </l><lb/>
              <l>Was hilft bey Ma&#x0364;dchens dir der ganze dumme Plun-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">der?</hi> </l><lb/>
              <l>Die Zeit ward heute mir recht wetterma&#x0364;ßig lang;</l><lb/>
              <l>Jch weiß nicht, welch ein Gei&#x017F;t mich zu Belinden</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">zwang;</hi> </l><lb/>
              <l>Allein &#x017F;o hab ich mich mein Tage nicht gequa&#x0364;let.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">G 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0107] Vierter Geſang. Doch ſchnell entſchloß er ſich, zum Graf von Hold zu gehn. Kein Geld und auch kein Wein, das war nicht aus- zuſtehn. Er fand den Graf allein, und gar bey einem Buche, Und macht ihm ſeinen Gruß mit einem ſchweren Flu- che. Ein Teufel war genung fuͤr Faͤhndrichs niedrer Art, Er ſchwur bey tauſenden, ſo bald er Hauptmann ward. Das Wetter! (fieng er an,) du willſt wohl gar ſtudi- ren? Welch hagelmaͤßig Buch, mir graut, es anzuruͤhren! Dein alter Strom iſt doch ein rechter Erzpedant, Schickt die Gelehrſamkeit ſich wohl fuͤr deinen Stand? Wirf die Scharteken weg, und ſauf ein Glas Bur- gunder. Was hilft bey Maͤdchens dir der ganze dumme Plun- der? Die Zeit ward heute mir recht wettermaͤßig lang; Jch weiß nicht, welch ein Geiſt mich zu Belinden zwang; Allein ſo hab ich mich mein Tage nicht gequaͤlet. Der G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/107
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/107>, abgerufen am 26.04.2024.