Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
Die Frau.
O wie lebt sie ihr Leben beglückt! wie liebt sie
den Mann nicht

Unaussprechlich! Jhm werden die Jahre zu flüchtigen
Tagen,

Und die Stunden zu schnellen Minuten. Der Eifer-
sucht Fackel

Hat sein Herz nie entflammt, nie hat ein quälender
Zweifel

Jhrer Keuschheit und Treu sein sanftes Lager umflattert.
Goldbedeckte Verführer der Unschuld, und witzige Narren,
Plaudrer ohne Gehirn, umgeben nie ihren Caffeetisch.
Sie auch bläht sich im Canapee nicht bey heiligen
Schwestern,

Welche mit Beten den Vormittag schänden, mit Lästern
den Abend.

Sie weint gern mitleidige Zähren beym Schicksal Zayrens,
Oder sie lacht des phlegmatischen Orgons. Auch spielt
sie am Flügel

Jhrem
Die Frau.
O wie lebt ſie ihr Leben begluͤckt! wie liebt ſie
den Mann nicht

Unausſprechlich! Jhm werden die Jahre zu fluͤchtigen
Tagen,

Und die Stunden zu ſchnellen Minuten. Der Eifer-
ſucht Fackel

Hat ſein Herz nie entflammt, nie hat ein quaͤlender
Zweifel

Jhrer Keuſchheit und Treu ſein ſanftes Lager umflattert.
Goldbedeckte Verfuͤhrer der Unſchuld, und witzige Narren,
Plaudrer ohne Gehirn, umgeben nie ihren Caffeetiſch.
Sie auch blaͤht ſich im Canapee nicht bey heiligen
Schweſtern,

Welche mit Beten den Vormittag ſchaͤnden, mit Laͤſtern
den Abend.

Sie weint gern mitleidige Zaͤhren beym Schickſal Zayrens,
Oder ſie lacht des phlegmatiſchen Orgons. Auch ſpielt
ſie am Fluͤgel

Jhrem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0054" n="32"/>
          <fw place="top" type="header">Die Frau.</fw><lb/>
          <l>O wie lebt &#x017F;ie ihr Leben beglu&#x0364;ckt! wie liebt &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">den Mann nicht</hi></l><lb/>
          <l>Unaus&#x017F;prechlich! Jhm werden die Jahre zu flu&#x0364;chtigen<lb/><hi rendition="#et">Tagen,</hi></l><lb/>
          <l>Und die Stunden zu &#x017F;chnellen Minuten. Der Eifer-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ucht Fackel</hi></l><lb/>
          <l>Hat &#x017F;ein Herz nie entflammt, nie hat ein qua&#x0364;lender<lb/><hi rendition="#et">Zweifel</hi></l><lb/>
          <l>Jhrer Keu&#x017F;chheit und Treu &#x017F;ein &#x017F;anftes Lager umflattert.</l><lb/>
          <l>Goldbedeckte Verfu&#x0364;hrer der Un&#x017F;chuld, und witzige Narren,</l><lb/>
          <l>Plaudrer ohne Gehirn, umgeben nie ihren Caffeeti&#x017F;ch.</l><lb/>
          <l>Sie auch bla&#x0364;ht &#x017F;ich im Canapee nicht bey heiligen<lb/><hi rendition="#et">Schwe&#x017F;tern,</hi></l><lb/>
          <l>Welche mit Beten den Vormittag &#x017F;cha&#x0364;nden, mit La&#x0364;&#x017F;tern<lb/><hi rendition="#et">den Abend.</hi></l><lb/>
          <l>Sie weint gern mitleidige Za&#x0364;hren beym Schick&#x017F;al Zayrens,</l><lb/>
          <l>Oder &#x017F;ie lacht des phlegmati&#x017F;chen Orgons. Auch &#x017F;pielt<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ie am Flu&#x0364;gel</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jhrem</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0054] Die Frau. O wie lebt ſie ihr Leben begluͤckt! wie liebt ſie den Mann nicht Unausſprechlich! Jhm werden die Jahre zu fluͤchtigen Tagen, Und die Stunden zu ſchnellen Minuten. Der Eifer- ſucht Fackel Hat ſein Herz nie entflammt, nie hat ein quaͤlender Zweifel Jhrer Keuſchheit und Treu ſein ſanftes Lager umflattert. Goldbedeckte Verfuͤhrer der Unſchuld, und witzige Narren, Plaudrer ohne Gehirn, umgeben nie ihren Caffeetiſch. Sie auch blaͤht ſich im Canapee nicht bey heiligen Schweſtern, Welche mit Beten den Vormittag ſchaͤnden, mit Laͤſtern den Abend. Sie weint gern mitleidige Zaͤhren beym Schickſal Zayrens, Oder ſie lacht des phlegmatiſchen Orgons. Auch ſpielt ſie am Fluͤgel Jhrem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/54
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/54>, abgerufen am 09.10.2024.