Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
Die Schöpfung der Hölle.
Auch in den dunkeln Wettern des Zorns dem Richter
von ferne

Nachzuschauen, erweckt den Gedanken, mit tiefer An-
betung

Gottes Gerichte zu hören. Erfülle den lauteren
Wunsch dann!

Noch hat die einsame Nacht, mit ihrem langsamen Wagen,
Nicht die Hälfte des Himmels erreicht; der silberne
Mond hängt

Ueber Eden; die ganze Natur schweigt feyrend, und
Stille,

Heilige Stille beherrscht den um uns schlafenden Erdkreis.
Also ersuchte den himmlischen Gast der Vater der
Menschen,

Und mit traurigem Ton gab ihm der Engel zur Antwort:
Adam, was legst du mir auf? Und was verlangst
du zu hören?

Du befiehlst mir, den Schmerz zu erneuern, der, un-
aussprechlich,

Meine
Die Schoͤpfung der Hoͤlle.
Auch in den dunkeln Wettern des Zorns dem Richter
von ferne

Nachzuſchauen, erweckt den Gedanken, mit tiefer An-
betung

Gottes Gerichte zu hoͤren. Erfuͤlle den lauteren
Wunſch dann!

Noch hat die einſame Nacht, mit ihrem langſamen Wagen,
Nicht die Haͤlfte des Himmels erreicht; der ſilberne
Mond haͤngt

Ueber Eden; die ganze Natur ſchweigt feyrend, und
Stille,

Heilige Stille beherrſcht den um uns ſchlafenden Erdkreis.
Alſo erſuchte den himmliſchen Gaſt der Vater der
Menſchen,

Und mit traurigem Ton gab ihm der Engel zur Antwort:
Adam, was legſt du mir auf? Und was verlangſt
du zu hoͤren?

Du befiehlſt mir, den Schmerz zu erneuern, der, un-
ausſprechlich,

Meine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0090" n="68"/>
            <fw place="top" type="header">Die Scho&#x0364;pfung der Ho&#x0364;lle.</fw><lb/>
            <l>Auch in den dunkeln Wettern des Zorns dem Richter<lb/><hi rendition="#et">von ferne</hi></l><lb/>
            <l>Nachzu&#x017F;chauen, erweckt den Gedanken, mit tiefer An-<lb/><hi rendition="#et">betung</hi></l><lb/>
            <l>Gottes Gerichte zu ho&#x0364;ren. Erfu&#x0364;lle den lauteren<lb/><hi rendition="#et">Wun&#x017F;ch dann!</hi></l><lb/>
            <l>Noch hat die ein&#x017F;ame Nacht, mit ihrem lang&#x017F;amen Wagen,</l><lb/>
            <l>Nicht die Ha&#x0364;lfte des Himmels erreicht; der &#x017F;ilberne<lb/><hi rendition="#et">Mond ha&#x0364;ngt</hi></l><lb/>
            <l>Ueber Eden; die ganze Natur &#x017F;chweigt feyrend, und<lb/><hi rendition="#et">Stille,</hi></l><lb/>
            <l>Heilige Stille beherr&#x017F;cht den um uns &#x017F;chlafenden Erdkreis.</l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o er&#x017F;uchte den himmli&#x017F;chen Ga&#x017F;t der Vater der<lb/><hi rendition="#et">Men&#x017F;chen,</hi></l><lb/>
            <l>Und mit traurigem Ton gab ihm der Engel zur Antwort:</l><lb/>
            <l>Adam, was leg&#x017F;t du mir auf? Und was verlang&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">du zu ho&#x0364;ren?</hi></l><lb/>
            <l>Du befiehl&#x017F;t mir, den Schmerz zu erneuern, der, un-<lb/><hi rendition="#et">aus&#x017F;prechlich,</hi></l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Meine</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0090] Die Schoͤpfung der Hoͤlle. Auch in den dunkeln Wettern des Zorns dem Richter von ferne Nachzuſchauen, erweckt den Gedanken, mit tiefer An- betung Gottes Gerichte zu hoͤren. Erfuͤlle den lauteren Wunſch dann! Noch hat die einſame Nacht, mit ihrem langſamen Wagen, Nicht die Haͤlfte des Himmels erreicht; der ſilberne Mond haͤngt Ueber Eden; die ganze Natur ſchweigt feyrend, und Stille, Heilige Stille beherrſcht den um uns ſchlafenden Erdkreis. Alſo erſuchte den himmliſchen Gaſt der Vater der Menſchen, Und mit traurigem Ton gab ihm der Engel zur Antwort: Adam, was legſt du mir auf? Und was verlangſt du zu hoͤren? Du befiehlſt mir, den Schmerz zu erneuern, der, un- ausſprechlich, Meine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/90
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/90>, abgerufen am 10.10.2024.