Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.Die 26. Frag/ des 4. Hundert. Weibs: und Mannspersonen/ gleich gemachthabe; weilen die große Nutzbarkeit/ und offentlich treibende Nothwendigkeit/ Jhme ein anders ge- rathen haben. Dann 1. sey daß Männliche Ge- schlecht/ von Natur/ an Leib/ und Verstand/ dem Weiblichen/ so schwach/ und gebrechlich/ über- legen. 2. Es werde auch/ in den Gesätzen/ und bey den Rechts gelehrten/ dem Männlichen Ge- schlecht eine größere Würdigkeit zugeeignet/ und under dem Mannlichen/ in den Rechten/ auch daß Weibliche begriffen. 3. So habe das Weib im Paradis/ vor dem Mann/ gesündiget. 4. Der Mann sey erstlich erschaffen worden/ und das Weib von demselben herkommen. 5. Kein Weibwer- de/ ohne dem Mann/ natürlicher weise/ schwanger. 6. Der Mann sey von Natur ein gantz volkom- mener Mensch/ der nicht zu einem Weib werden könne; hergegen man Exempel habe/ daß Wei- ber zu Männern worden: Daraus zu schliessen/ daß ein Mann edler/ würdiger/ und höher/ als ein Weib/ von Natur seye. Und obwoln vorge- worffen wird/ die Weiber große Gefahr in der Geburt auszustehen/ so sey doch dieselbe meisten- theils bald vorüber; hergegen die Männer mit stätiger Arbeit/ und großer Gefahr/ beladen seyen. Und weilen Sie sich umb das Gemeine Wesen hoch verdient machen/ so werd Jhnen auch billich zugelassen/ daß Sie die Weibspersonen er- ben mögen. Wann auch gleich die Männer nicht
Die 26. Frag/ des 4. Hundert. Weibs: und Mannsperſonen/ gleich gemachthabe; weilen die große Nutzbarkeit/ und offentlich treibende Nothwendigkeit/ Jhme ein anders ge- rathen haben. Dann 1. ſey daß Maͤnnliche Ge- ſchlecht/ von Natur/ an Leib/ und Verſtand/ dem Weiblichen/ ſo ſchwach/ und gebrechlich/ uͤber- legen. 2. Es werde auch/ in den Geſaͤtzen/ und bey den Rechts gelehrten/ dem Maͤnnlichen Ge- ſchlecht eine groͤßere Wuͤrdigkeit zugeeignet/ und under dem Mannlichen/ in den Rechten/ auch daß Weibliche begriffen. 3. So habe das Weib im Paradis/ vor dem Mann/ geſuͤndiget. 4. Der Mann ſey erſtlich erſchaffen worden/ und das Weib von demſelben herkom̃en. 5. Kein Weibwer- de/ ohne dem Mañ/ natuͤrlicher weiſe/ ſchwanger. 6. Der Mann ſey von Natur ein gantz volkom- mener Menſch/ der nicht zu einem Weib werden koͤnne; hergegen man Exempel habe/ daß Wei- ber zu Maͤnnern worden: Daraus zu ſchlieſſen/ daß ein Mann edler/ wuͤrdiger/ und hoͤher/ als ein Weib/ von Natur ſeye. Und obwoln vorge- worffen wird/ die Weiber große Gefahr in der Geburt auszuſtehen/ ſo ſey doch dieſelbe meiſten- theils bald voruͤber; hergegen die Maͤnner mit ſtaͤtiger Arbeit/ und großer Gefahr/ beladen ſeyen. Und weilen Sie ſich umb das Gemeine Weſen hoch verdient machen/ ſo werd Jhnen auch billich zugelaſſen/ daß Sie die Weibsperſonen er- ben moͤgen. Wann auch gleich die Maͤnner nicht
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Die 26. Frag/ des 4. Hundert.
Weibs: und Mannsperſonen/ gleich gemacht
habe; weilen die große Nutzbarkeit/ und offentlich
treibende Nothwendigkeit/ Jhme ein anders ge-
rathen haben. Dann 1. ſey daß Maͤnnliche Ge-
ſchlecht/ von Natur/ an Leib/ und Verſtand/ dem
Weiblichen/ ſo ſchwach/ und gebrechlich/ uͤber-
legen. 2. Es werde auch/ in den Geſaͤtzen/ und
bey den Rechts gelehrten/ dem Maͤnnlichen Ge-
ſchlecht eine groͤßere Wuͤrdigkeit zugeeignet/ und
under dem Mannlichen/ in den Rechten/ auch
daß Weibliche begriffen. 3. So habe das Weib
im Paradis/ vor dem Mann/ geſuͤndiget. 4. Der
Mann ſey erſtlich erſchaffen worden/ und das
Weib von demſelben herkom̃en. 5. Kein Weibwer-
de/ ohne dem Mañ/ natuͤrlicher weiſe/ ſchwanger.
6. Der Mann ſey von Natur ein gantz volkom-
mener Menſch/ der nicht zu einem Weib werden
koͤnne; hergegen man Exempel habe/ daß Wei-
ber zu Maͤnnern worden: Daraus zu ſchlieſſen/
daß ein Mann edler/ wuͤrdiger/ und hoͤher/ als
ein Weib/ von Natur ſeye. Und obwoln vorge-
worffen wird/ die Weiber große Gefahr in der
Geburt auszuſtehen/ ſo ſey doch dieſelbe meiſten-
theils bald voruͤber; hergegen die Maͤnner mit
ſtaͤtiger Arbeit/ und großer Gefahr/ beladen
ſeyen. Und weilen Sie ſich umb das Gemeine
Weſen hoch verdient machen/ ſo werd Jhnen auch
billich zugelaſſen/ daß Sie die Weibsperſonen er-
ben moͤgen. Wann auch gleich die Maͤnner
nicht
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