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Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

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Die 69. Frag/ des 4. Hundert.
in gemein/ erinnere. Fürs 2. ist es nicht rathsam/
daß man den alten Leuten/ durch auslaßung der
Segenswort/ wegen der Leibesfrucht/ das Glück
absage/ sintemal wir nicht wißen/ was GOtt zu
thun willens ist/ und die Erfahrung bezeuget/
daß auch bißweilen alte Leut im Ehebett frucht-
bar seyn? Von gar alten Männern/ so noch
Kinder erzeuget/ ist ein gantzer hauff Exempel
verhanden. Von alten Weibs-Personen die-
nen hieher/ außer den Beyspielen/ so in H. Schrift
zu lesen/ des Keysers Henrici IV. fünffzigjährige
Braut/ Constantia, die hernach Keyser Fride-
richen den Andern geboren: item/ des lezten Her-
ren zu Gemmen Tochter/ Fr. Corda/ welche/ im
50. Jahr ihres Alters/ einen Sohn geboren/
dadurch der Stamm der Graven von Schauen-
burg ist fortgepflantzet: und erst/ vor wenig Jah-
ren/ ein steinaltes Weib/ in Ober Schwaben/ die
bey ihrem etlich und neunzig jährigen Ehemann
schwanger worden; wie ich hievon anderswo ge-
schriben. Fürs 3. müste man dergestalt auch den
Segen außen laßen/ wenn sonst Leute zusammen
geben werden/ da aus gewißen Ursachen zuschlies-
sen/ es müße die Ehe ohne Kinder seyn. D. Bi-
denbach/ in seinem Tractat von Ehesachen erzeh-
let/ daß in dem Württembergischen Ehegericht/
An. 1596. und 99. verstattet worden/ das Weiber
zu Männern/ so zum Ehestand untüchtig gewe-
sen/ sich ehelich verlobet. Solte man nun da die

Se-

Die 69. Frag/ des 4. Hundert.
in gemein/ erinnere. Fuͤrs 2. iſt es nicht rathſam/
daß man den alten Leuten/ durch auslaßung der
Segenswort/ wegen der Leibesfrucht/ das Gluͤck
abſage/ ſintemal wir nicht wißen/ was GOtt zu
thun willens iſt/ und die Erfahrung bezeuget/
daß auch bißweilen alte Leut im Ehebett frucht-
bar ſeyn? Von gar alten Maͤnnern/ ſo noch
Kinder erzeuget/ iſt ein gantzer hauff Exempel
verhanden. Von alten Weibs-Perſonen die-
nen hieher/ außer den Beyſpielen/ ſo in H. Schrift
zu leſen/ des Keyſers Henrici IV. fuͤnffzigjaͤhrige
Braut/ Conſtantia, die hernach Keyſer Fride-
richen den Andern geboren: item/ des lezten Her-
ren zu Gemmen Tochter/ Fr. Corda/ welche/ im
50. Jahr ihres Alters/ einen Sohn geboren/
dadurch der Stamm der Graven von Schauen-
burg iſt fortgepflantzet: und erſt/ vor wenig Jah-
ren/ ein ſteinaltes Weib/ in Ober Schwaben/ die
bey ihrem etlich und neunzig jaͤhrigen Ehemann
ſchwanger worden; wie ich hievon anderswo ge-
ſchriben. Fuͤrs 3. muͤſte man dergeſtalt auch den
Segen außen laßen/ wenn ſonſt Leute zuſammen
geben werden/ da aus gewißen Urſachen zuſchlieſ-
ſen/ es muͤße die Ehe ohne Kinder ſeyn. D. Bi-
denbach/ in ſeinem Tractat von Eheſachen erzeh-
let/ daß in dem Wuͤrttembergiſchen Ehegericht/
An. 1596. und 99. verſtattet worden/ das Weiber
zu Maͤnnern/ ſo zum Eheſtand untuͤchtig gewe-
ſen/ ſich ehelich verlobet. Solte man nun da die

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[358/0382] Die 69. Frag/ des 4. Hundert. in gemein/ erinnere. Fuͤrs 2. iſt es nicht rathſam/ daß man den alten Leuten/ durch auslaßung der Segenswort/ wegen der Leibesfrucht/ das Gluͤck abſage/ ſintemal wir nicht wißen/ was GOtt zu thun willens iſt/ und die Erfahrung bezeuget/ daß auch bißweilen alte Leut im Ehebett frucht- bar ſeyn? Von gar alten Maͤnnern/ ſo noch Kinder erzeuget/ iſt ein gantzer hauff Exempel verhanden. Von alten Weibs-Perſonen die- nen hieher/ außer den Beyſpielen/ ſo in H. Schrift zu leſen/ des Keyſers Henrici IV. fuͤnffzigjaͤhrige Braut/ Conſtantia, die hernach Keyſer Fride- richen den Andern geboren: item/ des lezten Her- ren zu Gemmen Tochter/ Fr. Corda/ welche/ im 50. Jahr ihres Alters/ einen Sohn geboren/ dadurch der Stamm der Graven von Schauen- burg iſt fortgepflantzet: und erſt/ vor wenig Jah- ren/ ein ſteinaltes Weib/ in Ober Schwaben/ die bey ihrem etlich und neunzig jaͤhrigen Ehemann ſchwanger worden; wie ich hievon anderswo ge- ſchriben. Fuͤrs 3. muͤſte man dergeſtalt auch den Segen außen laßen/ wenn ſonſt Leute zuſammen geben werden/ da aus gewißen Urſachen zuſchlieſ- ſen/ es muͤße die Ehe ohne Kinder ſeyn. D. Bi- denbach/ in ſeinem Tractat von Eheſachen erzeh- let/ daß in dem Wuͤrttembergiſchen Ehegericht/ An. 1596. und 99. verſtattet worden/ das Weiber zu Maͤnnern/ ſo zum Eheſtand untuͤchtig gewe- ſen/ ſich ehelich verlobet. Solte man nun da die Se-

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/382>, abgerufen am 07.05.2024.