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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
apsunthion siriphion, nach dem Serifischen Inlande
der Egeischen see/ da es überflüßig wächset/ genennet
wird/ war der Isis heilig; gleichwie dem Osiris
der Eppich/ und das Rundkraut. Daher ward
es auch/ mit den Fiechtenzweigen/ in den Isischen
fest geprängen herüm getragen. Es pfleget eben üm die
zeit/ wan der Niel wächset/ zu blühen.

Die Seitenspiele warden an den heiligen tagen
darüm gebraucht/ damit/ durch derselben süßen klang/
das volk zur heiligen andacht bewegt/ und von weltli-
chen gedanken abgehalten würde. Von allen diesen
Festgeprängen schreibet Apulejus in seinem 8 und
11 b. weitleuftig.

Zur 16 und folgenden zeilen des 132 blats.

ALs nun der heilige Festtag/ schreibet Flavius Josef im
3 b. des 2 b. vor handen war/ welchen auch die Frauen
zu begehen pflegten; da stellete sie sich gegen ihren Eh-
herrn krank/ suchte die einsamkeit/ und dadurch gelegen-
heit den
Josef zu gewinnen. Und als sie dieselbe gefun-
den/ sprach sie ihn/ mit den allerschönsten und süßesten
worten/ flöhendlich an. Es were zwar/ sagte sie/ viel
besser gewesen/ daß ihr meiner ersten bitte nicht wider-
standen/ und entweder das ansehen der bittenden/ oder
die heftigkeit der liebe etwas bei euch gelten laßen; wel-
che mich zwinget zu vergessen/ daß ich eure Fraue bin/
indem ich euch mit so untertähnigen worten anflöhen
mus. Jedoch werdet ihr klug sein/ wan ihr euch noch
itzund bekwähmet/ und also euren vorigen fehler verbes-
sert. Ist es euch auch etwan darüm zu tuhn gewesen/
daß ihr aufs neue woltet gebähten sein; so tuhe ich nun
dasselbe viel inbrünstiger/ als zuvor iemahls. Dan eben
darüm habe ich mich krank gemacht/ und eure lie-
be geselschaft aller freude dieses Festes vorgezogen.
Oder habt ihr mir vielleicht nicht zugetrauet/ daß ichs
mit ernste meinete; so könt ihr nunmehr gewis
schliessen/ daß ich euch nicht betrüglich versuchet/
weil ich in solcher meinung beständig verharre.

Dar-
F f v

Anmaͤrkungen.
ἀψύνθιον σιρίφιον, nach dem Serifiſchen Inlande
der Egeiſchen ſee/ da es uͤberfluͤßig waͤchſet/ genennet
wird/ war der Iſis heilig; gleichwie dem Oſiris
der Eppich/ und das Rundkraut. Daher ward
es auch/ mit den Fiechtenzweigen/ in den Iſiſchen
feſt gepraͤngen heruͤm getragen. Es pfleget eben uͤm die
zeit/ wan der Niel waͤchſet/ zu bluͤhen.

Die Seitenſpiele warden an den heiligen tagen
daruͤm gebraucht/ damit/ durch derſelben ſuͤßen klang/
das volk zur heiligen andacht bewegt/ und von weltli-
chen gedanken abgehalten wuͤrde. Von allen dieſen
Feſtgepraͤngen ſchreibet Apulejus in ſeinem 8 und
11 b. weitleuftig.

Zur 16 und folgenden zeilen des 132 blats.

ALs nun der heilige Feſttag/ ſchreibet Flavius Joſef im
3 b. des 2 b. vor handen war/ welchen auch die Frauen
zu begehen pflegten; da ſtellete ſie ſich gegen ihren Eh-
herꝛn krank/ ſuchte die einſamkeit/ und dadurch gelegen-
heit den
Joſef zu gewinnen. Und als ſie dieſelbe gefun-
den/ ſprach ſie ihn/ mit den allerſchoͤnſten und ſuͤßeſten
worten/ floͤhendlich an. Es were zwar/ ſagte ſie/ viel
beſſer geweſen/ daß ihr meiner erſten bitte nicht wider-
ſtanden/ und entweder das anſehen der bittenden/ oder
die heftigkeit der liebe etwas bei euch gelten laßen; wel-
che mich zwinget zu vergeſſen/ daß ich eure Fraue bin/
indem ich euch mit ſo untertaͤhnigen worten anfloͤhen
mus. Jedoch werdet ihr klug ſein/ wan ihr euch noch
itzund bekwaͤhmet/ und alſo euren vorigen fehler verbeſ-
ſert. Iſt es euch auch etwan daruͤm zu tuhn geweſen/
daß ihr aufs neue woltet gebaͤhten ſein; ſo tuhe ich nun
daſſelbe viel inbruͤnſtiger/ als zuvor iemahls. Dan eben
daruͤm habe ich mich krank gemacht/ und eure lie-
be geſelſchaft aller freude dieſes Feſtes vorgezogen.
Oder habt ihr mir vielleicht nicht zugetrauet/ daß ichs
mit ernſte meinete; ſo koͤnt ihr nunmehr gewis
ſchlieſſen/ daß ich euch nicht betruͤglich verſuchet/
weil ich in ſolcher meinung beſtaͤndig verharre.

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[457/0481] Anmaͤrkungen. ἀψύνθιον σιρίφιον, nach dem Serifiſchen Inlande der Egeiſchen ſee/ da es uͤberfluͤßig waͤchſet/ genennet wird/ war der Iſis heilig; gleichwie dem Oſiris der Eppich/ und das Rundkraut. Daher ward es auch/ mit den Fiechtenzweigen/ in den Iſiſchen feſt gepraͤngen heruͤm getragen. Es pfleget eben uͤm die zeit/ wan der Niel waͤchſet/ zu bluͤhen. Die Seitenſpiele warden an den heiligen tagen daruͤm gebraucht/ damit/ durch derſelben ſuͤßen klang/ das volk zur heiligen andacht bewegt/ und von weltli- chen gedanken abgehalten wuͤrde. Von allen dieſen Feſtgepraͤngen ſchreibet Apulejus in ſeinem 8 und 11 b. weitleuftig. Zur 16 und folgenden zeilen des 132 blats. ALs nun der heilige Feſttag/ ſchreibet Flavius Joſef im 3 b. des 2 b. vor handen war/ welchen auch die Frauen zu begehen pflegten; da ſtellete ſie ſich gegen ihren Eh- herꝛn krank/ ſuchte die einſamkeit/ und dadurch gelegen- heit den Joſef zu gewinnen. Und als ſie dieſelbe gefun- den/ ſprach ſie ihn/ mit den allerſchoͤnſten und ſuͤßeſten worten/ floͤhendlich an. Es were zwar/ ſagte ſie/ viel beſſer geweſen/ daß ihr meiner erſten bitte nicht wider- ſtanden/ und entweder das anſehen der bittenden/ oder die heftigkeit der liebe etwas bei euch gelten laßen; wel- che mich zwinget zu vergeſſen/ daß ich eure Fraue bin/ indem ich euch mit ſo untertaͤhnigen worten anfloͤhen mus. Jedoch werdet ihr klug ſein/ wan ihr euch noch itzund bekwaͤhmet/ und alſo euren vorigen fehler verbeſ- ſert. Iſt es euch auch etwan daruͤm zu tuhn geweſen/ daß ihr aufs neue woltet gebaͤhten ſein; ſo tuhe ich nun daſſelbe viel inbruͤnſtiger/ als zuvor iemahls. Dan eben daruͤm habe ich mich krank gemacht/ und eure lie- be geſelſchaft aller freude dieſes Feſtes vorgezogen. Oder habt ihr mir vielleicht nicht zugetrauet/ daß ichs mit ernſte meinete; ſo koͤnt ihr nunmehr gewis ſchlieſſen/ daß ich euch nicht betruͤglich verſuchet/ weil ich in ſolcher meinung beſtaͤndig verharre. Dar- F f v

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/481>, abgerufen am 27.04.2024.