Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Was wollen wir so dunckel sprechen? Wir wallen in der Dunckelheit. Wilst du mit deinem Licht durchbrechen, Schenckst du uns deine Heiterkeit, So können wir es offenbaren, Was wir im Jnneren bewahren, Und was so schwer zu deuten ist. Gieb doch an diesem Freuden-Tage, Daß jeder deutlich sing und sage, Was du vor eine Liebe bist. Du bist ein ewiger Regente, Allein du herrschest in der Zeit, Als deine Flamm in Ruhe brennte Jn jener tiefen Ewigkeit, Da wurdest du doch mit Verlangen Nach einer Creatur gefangen, Und diese Creatur sind wir, Wir und noch viele Millionen, Die nah und in der ferne wohnen, Wir alle schreiben uns von dir. Wir wissens wol, daß alle Lande Mit deiner Treu belehnet sind, Daß man in einem jeden Stande Gewisse GOttes Menschen findt, Und daß in Lausitz mehr Gemüther, Als wir, geniessen deiner Güter, Wir sind kein sonderlich Geschlecht. Wenn aber deine Vater-Augen Aufs
Was wollen wir ſo dunckel ſprechen? Wir wallen in der Dunckelheit. Wilſt du mit deinem Licht durchbrechen, Schenckſt du uns deine Heiterkeit, So koͤnnen wir es offenbaren, Was wir im Jnneren bewahren, Und was ſo ſchwer zu deuten iſt. Gieb doch an dieſem Freuden-Tage, Daß jeder deutlich ſing und ſage, Was du vor eine Liebe biſt. Du biſt ein ewiger Regente, Allein du herrſcheſt in der Zeit, Als deine Flamm in Ruhe brennte Jn jener tiefen Ewigkeit, Da wurdeſt du doch mit Verlangen Nach einer Creatur gefangen, Und dieſe Creatur ſind wir, Wir und noch viele Millionen, Die nah und in der ferne wohnen, Wir alle ſchreiben uns von dir. Wir wiſſens wol, daß alle Lande Mit deiner Treu belehnet ſind, Daß man in einem jeden Stande Gewiſſe GOttes Menſchen findt, Und daß in Lauſitz mehr Gemuͤther, Als wir, genieſſen deiner Guͤter, Wir ſind kein ſonderlich Geſchlecht. Wenn aber deine Vater-Augen Aufs
<TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <lg n="59"> <l> <pb facs="#f0076" n="66"/> <fw place="top" type="header">1723.</fw> </l><lb/> <l>O daß der angeflammten Triebe</l><lb/> <l>Nur eine einge Flamme waͤr.</l><lb/> <l>Du haſt uns alle angezuͤndet,</l><lb/> <l>Auf dich ſind wir allein gegruͤndet,</l><lb/> <l>Der Prediger, und wer ihn hoͤrt,</l><lb/> <l>Wer als ein reiner Funck entglommen,</l><lb/> <l>Hat einen Hauch von dir bekommen,</l><lb/> <l>Der wieder in dein Feuer faͤhrt.</l> </lg><lb/> <lg n="60"> <l>Was wollen wir ſo dunckel ſprechen?</l><lb/> <l>Wir wallen in der Dunckelheit.</l><lb/> <l>Wilſt du mit deinem Licht durchbrechen,</l><lb/> <l>Schenckſt du uns deine Heiterkeit,</l><lb/> <l>So koͤnnen wir es offenbaren,</l><lb/> <l>Was wir im Jnneren bewahren,</l><lb/> <l>Und was ſo ſchwer zu deuten iſt.</l><lb/> <l>Gieb doch an dieſem Freuden-Tage,</l><lb/> <l>Daß jeder deutlich ſing und ſage,</l><lb/> <l>Was du vor eine Liebe biſt.</l> </lg><lb/> <lg n="61"> <l>Du biſt ein ewiger Regente,</l><lb/> <l>Allein du herrſcheſt in der Zeit,</l><lb/> <l>Als deine Flamm in Ruhe brennte</l><lb/> <l>Jn jener tiefen Ewigkeit,</l><lb/> <l>Da wurdeſt du doch mit Verlangen</l><lb/> <l>Nach einer Creatur gefangen,</l><lb/> <l>Und dieſe Creatur ſind wir,</l><lb/> <l>Wir und noch viele Millionen,</l><lb/> <l>Die nah und in der ferne wohnen,</l><lb/> <l>Wir alle ſchreiben uns von dir.</l> </lg><lb/> <lg n="62"> <l>Wir wiſſens wol, daß alle Lande</l><lb/> <l>Mit deiner Treu belehnet ſind,</l><lb/> <l>Daß man in einem jeden Stande</l><lb/> <l>Gewiſſe GOttes Menſchen findt,</l><lb/> <l>Und daß in Lauſitz mehr Gemuͤther,</l><lb/> <l>Als wir, genieſſen deiner Guͤter,</l><lb/> <l>Wir ſind kein ſonderlich Geſchlecht.</l><lb/> <l>Wenn aber deine Vater-Augen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Aufs</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [66/0076]
1723.
O daß der angeflammten Triebe
Nur eine einge Flamme waͤr.
Du haſt uns alle angezuͤndet,
Auf dich ſind wir allein gegruͤndet,
Der Prediger, und wer ihn hoͤrt,
Wer als ein reiner Funck entglommen,
Hat einen Hauch von dir bekommen,
Der wieder in dein Feuer faͤhrt.
Was wollen wir ſo dunckel ſprechen?
Wir wallen in der Dunckelheit.
Wilſt du mit deinem Licht durchbrechen,
Schenckſt du uns deine Heiterkeit,
So koͤnnen wir es offenbaren,
Was wir im Jnneren bewahren,
Und was ſo ſchwer zu deuten iſt.
Gieb doch an dieſem Freuden-Tage,
Daß jeder deutlich ſing und ſage,
Was du vor eine Liebe biſt.
Du biſt ein ewiger Regente,
Allein du herrſcheſt in der Zeit,
Als deine Flamm in Ruhe brennte
Jn jener tiefen Ewigkeit,
Da wurdeſt du doch mit Verlangen
Nach einer Creatur gefangen,
Und dieſe Creatur ſind wir,
Wir und noch viele Millionen,
Die nah und in der ferne wohnen,
Wir alle ſchreiben uns von dir.
Wir wiſſens wol, daß alle Lande
Mit deiner Treu belehnet ſind,
Daß man in einem jeden Stande
Gewiſſe GOttes Menſchen findt,
Und daß in Lauſitz mehr Gemuͤther,
Als wir, genieſſen deiner Guͤter,
Wir ſind kein ſonderlich Geſchlecht.
Wenn aber deine Vater-Augen
Aufs
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |