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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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oben bereits gedacht worden. Inzwischen erscheinet aus dem Verfahren so viel/ daß selbiges illegal gewesen/ wie davon ebenfalls vorher schon weitere Erwehnung geschehen. Der tapffere Otto, der unter denen Kaysern den Nahmen des IV. geführet/ hatte ein weit besser Glück verdienet/ mann der erzürnte Himmel unserm Teutschlande damahls nur verständige und klügere Zeiten gegeben. Denn weil dieser Herr/ die von GOTT und Rechtswegen ihme zustehende Italienischen Lande/ der Gräfin Mathildis, aus den Händen des Pabsts wieder heraus zureissen suchte; also muste er darüber in einen grausamen Päbstlichen Bann gerathen. Die wenige Klugheit/ so die Teutschen in diesem Stücke bewiesen/ brachte es dahin / daß dieses unächten Bannes wegen/ der rechtschaffene Kayser/ in grossem Elende und fast von jederman verlassen/ sterben muste: daß er aber vor seinem Ende/ seinen Köchen/ ihn mit Füssen zu treten/ befohlen haben solte/ wie etliche Teller-Lecker daher schwatzen/ verdienet nicht den geringsten Glauben. Dann/ hatte Kayser Otto IV. das Hertz/ dem Pabst die vorenthaltenen Länder mit Gewalt wieder abzunehmen/ so muß man sich auch von ihm einbilden / daß er den nachher erfolgten ungerechten Päbstlichen Bann ohne Zweiffel vorher gesehen. Wie solte er nun auf den Unverstand verfallen seyn/ daß er/ zu Verbüssung dieses unnützen Bannes/ seinen Kayserl. Leib von denen Füffen einiger schmutzigen Küchen-Jungen hätte zertreten lassen? Wahr ists/ einige Fürsten haben in dem finstern Pabstthum wohl noch grössere Thorheiten begangen: und man findet deren/ die ihren Verstande so gar gram waren/ daß sie sich in eine Münch-Kutte einhülten/ und darinnen verscheren liessen. Allein Kayser Otto IV. war ein Herr von ungemeinen Gemüths-Gaben/ der/ ob er schon in den damahligen blinden Zeiten/ dem Aberglauben folgen muste/ sich doch so weit nicht vergangen/ daß er dergleichen/ einem grossen Herrn gantz unanständige Dinge solte vorgenommen haben. Hertzog Heinrich Julius, Bischof zu Halberstadt / war ein Herr von einer vortreflichen Gelehrsamkeit/ darneben auch ein ungemeiner Liebhaber der Gerechtigkeit/ dergestalt/ daß zu wünschen wäre/ es möchte viele solche Heinrich Julios geben. Denen Papisten/ ist er deswegen ein Dorn im Auge/ weil er kein Liebhaber ihrer Lehre zu seyn begehrte. Höchstandenckbar aber hat in vorigen 30. jährigen Kriege/ der berühmte und tapffere Hertzog Christian sich gemachet/ dessen Thaler: Gottes freund/ der Pfaffen Feind/ sattsam bekannt ist: Und sein Heldenmuth gab dem Kayser Ferdinando II. nicht wenig zuschaffen. Ob auch gleich das Glück/ mit seinem Unternehmen nicht allemahl zusammen treffen wolte/ so bliebe doch seine Tapfferkeit unveränderlich. Mit was Klugheit/ der letztere Hertzog von Zell / Georg Wilhelm, seine Lande regieret gehabt/ und wie er deswegen bey

Vid. Ursperg. Chronic. l. 2. Cuspin. in hoc Imperat.
Vid. spen. Syllog. Gen. p. 541. & Theatr. Europ. T. 1.

oben bereits gedacht worden. Inzwischen erscheinet aus dem Verfahren so viel/ daß selbiges illegal gewesen/ wie davon ebenfalls vorher schon weitere Erwehnung geschehen. Der tapffere Otto, der unter denen Kaysern den Nahmen des IV. geführet/ hatte ein weit besser Glück verdienet/ mann der erzürnte Himmel unserm Teutschlande damahls nur verständige und klügere Zeiten gegeben. Denn weil dieser Herr/ die von GOTT und Rechtswegen ihme zustehende Italienischen Lande/ der Gräfin Mathildis, aus den Händen des Pabsts wieder heraus zureissen suchte; also muste er darüber in einen grausamen Päbstlichen Bann gerathen. Die wenige Klugheit/ so die Teutschen in diesem Stücke bewiesen/ brachte es dahin / daß dieses unächten Bannes wegen/ der rechtschaffene Kayser/ in grossem Elende und fast von jederman verlassen/ sterben muste: daß er aber vor seinem Ende/ seinen Köchen/ ihn mit Füssen zu treten/ befohlen haben solte/ wie etliche Teller-Lecker daher schwatzen/ verdienet nicht den geringsten Glauben. Dann/ hatte Kayser Otto IV. das Hertz/ dem Pabst die vorenthaltenen Länder mit Gewalt wieder abzunehmen/ so muß man sich auch von ihm einbilden / daß er den nachher erfolgten ungerechten Päbstlichen Bann ohne Zweiffel vorher gesehen. Wie solte er nun auf den Unverstand verfallen seyn/ daß er/ zu Verbüssung dieses unnützen Bannes/ seinen Kayserl. Leib von denen Füffen einiger schmutzigen Küchen-Jungen hätte zertreten lassen? Wahr ists/ einige Fürsten haben in dem finstern Pabstthum wohl noch grössere Thorheiten begangen: und man findet deren/ die ihren Verstande so gar gram waren/ daß sie sich in eine Münch-Kutte einhülten/ und darinnen verscheren liessen. Allein Kayser Otto IV. war ein Herr von ungemeinen Gemüths-Gaben/ der/ ob er schon in den damahligen blinden Zeiten/ dem Aberglauben folgen muste/ sich doch so weit nicht vergangen/ daß er dergleichen/ einem grossen Herrn gantz unanständige Dinge solte vorgenommen haben. Hertzog Heinrich Julius, Bischof zu Halberstadt / war ein Herr von einer vortreflichen Gelehrsamkeit/ darneben auch ein ungemeiner Liebhaber der Gerechtigkeit/ dergestalt/ daß zu wünschen wäre/ es möchte viele solche Heinrich Julios geben. Denen Papisten/ ist er deswegen ein Dorn im Auge/ weil er kein Liebhaber ihrer Lehre zu seyn begehrte. Höchstandenckbar aber hat in vorigen 30. jährigen Kriege/ der berühmte und tapffere Hertzog Christian sich gemachet/ dessen Thaler: Gottes freund/ der Pfaffen Feind/ sattsam bekannt ist: Und sein Heldenmuth gab dem Kayser Ferdinando II. nicht wenig zuschaffen. Ob auch gleich das Glück/ mit seinem Unternehmen nicht allemahl zusammen treffen wolte/ so bliebe doch seine Tapfferkeit unveränderlich. Mit was Klugheit/ der letztere Hertzog von Zell / Georg Wilhelm, seine Lande regieret gehabt/ und wie er deswegen bey

Vid. Ursperg. Chronic. l. 2. Cuspin. in hoc Imperat.
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oben                      bereits gedacht worden. Inzwischen erscheinet aus dem Verfahren so viel/ daß                      selbiges illegal gewesen/ wie davon ebenfalls vorher schon weitere Erwehnung                      geschehen. Der tapffere Otto, der unter denen Kaysern den Nahmen des IV.                      geführet/ hatte ein weit besser Glück verdienet/ mann der erzürnte Himmel                      unserm Teutschlande damahls nur verständige und klügere Zeiten gegeben. Denn                      weil dieser Herr/ die von GOTT und Rechtswegen ihme zustehende Italienischen                      Lande/ der Gräfin Mathildis, aus den Händen des Pabsts wieder heraus zureissen                      suchte; also muste er darüber in einen grausamen Päbstlichen Bann gerathen. Die                      wenige Klugheit/ so die Teutschen in diesem Stücke bewiesen/ brachte es dahin                     / daß dieses unächten Bannes wegen/ der rechtschaffene Kayser/ in grossem                      Elende und fast von jederman verlassen/ sterben muste: daß er aber vor seinem                      Ende/ seinen Köchen/ ihn mit Füssen zu treten/ befohlen haben solte/ wie                      etliche Teller-Lecker <note place="foot">Vid. Ursperg. Chronic. l. 2. Cuspin. in                          hoc Imperat.</note> daher schwatzen/ verdienet nicht den geringsten                      Glauben. Dann/ hatte Kayser Otto IV. das Hertz/ dem Pabst die vorenthaltenen                      Länder mit Gewalt wieder abzunehmen/ so muß man sich auch von ihm einbilden /                      daß er den nachher erfolgten ungerechten Päbstlichen Bann ohne Zweiffel vorher                      gesehen. Wie solte er nun auf den Unverstand verfallen seyn/ daß er/ zu                      Verbüssung dieses unnützen Bannes/ seinen Kayserl. Leib von denen Füffen                      einiger schmutzigen Küchen-Jungen hätte zertreten lassen? Wahr ists/ einige                      Fürsten haben in dem finstern Pabstthum wohl noch grössere Thorheiten begangen:                      und man findet deren/ die ihren Verstande so gar gram waren/ daß sie sich in                      eine Münch-Kutte einhülten/ und darinnen verscheren liessen. Allein Kayser Otto                      IV. war ein Herr von ungemeinen Gemüths-Gaben/ der/ ob er schon in den                      damahligen blinden Zeiten/ dem Aberglauben folgen muste/ sich doch so weit                      nicht vergangen/ daß er dergleichen/ einem grossen Herrn gantz unanständige                      Dinge solte vorgenommen haben. Hertzog Heinrich Julius, Bischof zu Halberstadt /                      war ein Herr von einer vortreflichen Gelehrsamkeit/ darneben auch ein                      ungemeiner Liebhaber der Gerechtigkeit/ dergestalt/ daß zu wünschen wäre/ es                      möchte viele solche Heinrich Julios geben. Denen Papisten/ ist er deswegen ein                      Dorn im Auge/ weil er kein Liebhaber ihrer Lehre zu seyn begehrte.                      Höchstandenckbar aber hat in vorigen 30. jährigen Kriege/ der berühmte und                      tapffere Hertzog Christian sich gemachet/ dessen Thaler: Gottes freund/ der                      Pfaffen Feind/ <note place="foot">Vid. spen. Syllog. Gen. p. 541. &amp; Theatr.                          Europ. T. 1.</note> sattsam bekannt ist: Und sein Heldenmuth gab dem Kayser                      Ferdinando II. nicht wenig zuschaffen. Ob auch gleich das Glück/ mit seinem                      Unternehmen nicht allemahl zusammen treffen wolte/ so bliebe doch seine                      Tapfferkeit unveränderlich. Mit was Klugheit/ der letztere Hertzog von Zell /                      Georg Wilhelm, seine Lande regieret gehabt/ und wie er deswegen bey
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[334/0382] oben bereits gedacht worden. Inzwischen erscheinet aus dem Verfahren so viel/ daß selbiges illegal gewesen/ wie davon ebenfalls vorher schon weitere Erwehnung geschehen. Der tapffere Otto, der unter denen Kaysern den Nahmen des IV. geführet/ hatte ein weit besser Glück verdienet/ mann der erzürnte Himmel unserm Teutschlande damahls nur verständige und klügere Zeiten gegeben. Denn weil dieser Herr/ die von GOTT und Rechtswegen ihme zustehende Italienischen Lande/ der Gräfin Mathildis, aus den Händen des Pabsts wieder heraus zureissen suchte; also muste er darüber in einen grausamen Päbstlichen Bann gerathen. Die wenige Klugheit/ so die Teutschen in diesem Stücke bewiesen/ brachte es dahin / daß dieses unächten Bannes wegen/ der rechtschaffene Kayser/ in grossem Elende und fast von jederman verlassen/ sterben muste: daß er aber vor seinem Ende/ seinen Köchen/ ihn mit Füssen zu treten/ befohlen haben solte/ wie etliche Teller-Lecker daher schwatzen/ verdienet nicht den geringsten Glauben. Dann/ hatte Kayser Otto IV. das Hertz/ dem Pabst die vorenthaltenen Länder mit Gewalt wieder abzunehmen/ so muß man sich auch von ihm einbilden / daß er den nachher erfolgten ungerechten Päbstlichen Bann ohne Zweiffel vorher gesehen. Wie solte er nun auf den Unverstand verfallen seyn/ daß er/ zu Verbüssung dieses unnützen Bannes/ seinen Kayserl. Leib von denen Füffen einiger schmutzigen Küchen-Jungen hätte zertreten lassen? Wahr ists/ einige Fürsten haben in dem finstern Pabstthum wohl noch grössere Thorheiten begangen: und man findet deren/ die ihren Verstande so gar gram waren/ daß sie sich in eine Münch-Kutte einhülten/ und darinnen verscheren liessen. Allein Kayser Otto IV. war ein Herr von ungemeinen Gemüths-Gaben/ der/ ob er schon in den damahligen blinden Zeiten/ dem Aberglauben folgen muste/ sich doch so weit nicht vergangen/ daß er dergleichen/ einem grossen Herrn gantz unanständige Dinge solte vorgenommen haben. Hertzog Heinrich Julius, Bischof zu Halberstadt / war ein Herr von einer vortreflichen Gelehrsamkeit/ darneben auch ein ungemeiner Liebhaber der Gerechtigkeit/ dergestalt/ daß zu wünschen wäre/ es möchte viele solche Heinrich Julios geben. Denen Papisten/ ist er deswegen ein Dorn im Auge/ weil er kein Liebhaber ihrer Lehre zu seyn begehrte. Höchstandenckbar aber hat in vorigen 30. jährigen Kriege/ der berühmte und tapffere Hertzog Christian sich gemachet/ dessen Thaler: Gottes freund/ der Pfaffen Feind/ sattsam bekannt ist: Und sein Heldenmuth gab dem Kayser Ferdinando II. nicht wenig zuschaffen. Ob auch gleich das Glück/ mit seinem Unternehmen nicht allemahl zusammen treffen wolte/ so bliebe doch seine Tapfferkeit unveränderlich. Mit was Klugheit/ der letztere Hertzog von Zell / Georg Wilhelm, seine Lande regieret gehabt/ und wie er deswegen bey Vid. Ursperg. Chronic. l. 2. Cuspin. in hoc Imperat. Vid. spen. Syllog. Gen. p. 541. & Theatr. Europ. T. 1.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/382>, abgerufen am 29.04.2024.