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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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kabinet. Aengstlich trippelte Frau Bantes ihm nach. Er legte seine zitternde Hand an das Schloß der Thür; er öffnete diese leise; er wagte kaum zu athmen, und da ihm keine Stimme entgegen tönte, getraute er sich lange nicht, zum Bett hinzublicken. Sieh du hin, Mama! sprach er und war in ängstlicher Beklemmung.

Sie schläft ja sanft! sagte Frau Bantes. Er richtete die Augen dahin. Da lag Friederike harmlos im Bette, das zarte Gesicht mit den vom Morgenschlummer geschlossenen Augen noch an der gehörigen Stelle. Aber lebt sie? fragte Herr Bantes und hielt mißtrauisch das Steigen und Fallen der athmenden Brust seines Kindes für eine Täuschung der Augen. Erst wie er ihre warme Hand berührte, ward ihm wohl, und noch mehr, als sie, davon erwachend, ihre Augen aufschlug und ihr Erstes ein freundliches, doch verwunderungsvolles Lächeln war. Die Mama erklärte ihr nun den Besuch und erzählte das geheimnißvolle Verschwinden des Herrn von Hahn und die daraus entstandene neue Angst des Papa. Und allesammt waren sie nun zufrieden und fröhlich.

Ende gut, Alles gut.

Noch zufriedener und fröhlicher aber wurden sie, da allesammt an demselben Tage des Abends beim Nachtessen saßen und ein Wagen rasch durch die Straßen rollte und plötzlich vor dem Hause hielt.

kabinet. Aengstlich trippelte Frau Bantes ihm nach. Er legte seine zitternde Hand an das Schloß der Thür; er öffnete diese leise; er wagte kaum zu athmen, und da ihm keine Stimme entgegen tönte, getraute er sich lange nicht, zum Bett hinzublicken. Sieh du hin, Mama! sprach er und war in ängstlicher Beklemmung.

Sie schläft ja sanft! sagte Frau Bantes. Er richtete die Augen dahin. Da lag Friederike harmlos im Bette, das zarte Gesicht mit den vom Morgenschlummer geschlossenen Augen noch an der gehörigen Stelle. Aber lebt sie? fragte Herr Bantes und hielt mißtrauisch das Steigen und Fallen der athmenden Brust seines Kindes für eine Täuschung der Augen. Erst wie er ihre warme Hand berührte, ward ihm wohl, und noch mehr, als sie, davon erwachend, ihre Augen aufschlug und ihr Erstes ein freundliches, doch verwunderungsvolles Lächeln war. Die Mama erklärte ihr nun den Besuch und erzählte das geheimnißvolle Verschwinden des Herrn von Hahn und die daraus entstandene neue Angst des Papa. Und allesammt waren sie nun zufrieden und fröhlich.

Ende gut, Alles gut.

Noch zufriedener und fröhlicher aber wurden sie, da allesammt an demselben Tage des Abends beim Nachtessen saßen und ein Wagen rasch durch die Straßen rollte und plötzlich vor dem Hause hielt.

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[0153] kabinet. Aengstlich trippelte Frau Bantes ihm nach. Er legte seine zitternde Hand an das Schloß der Thür; er öffnete diese leise; er wagte kaum zu athmen, und da ihm keine Stimme entgegen tönte, getraute er sich lange nicht, zum Bett hinzublicken. Sieh du hin, Mama! sprach er und war in ängstlicher Beklemmung. Sie schläft ja sanft! sagte Frau Bantes. Er richtete die Augen dahin. Da lag Friederike harmlos im Bette, das zarte Gesicht mit den vom Morgenschlummer geschlossenen Augen noch an der gehörigen Stelle. Aber lebt sie? fragte Herr Bantes und hielt mißtrauisch das Steigen und Fallen der athmenden Brust seines Kindes für eine Täuschung der Augen. Erst wie er ihre warme Hand berührte, ward ihm wohl, und noch mehr, als sie, davon erwachend, ihre Augen aufschlug und ihr Erstes ein freundliches, doch verwunderungsvolles Lächeln war. Die Mama erklärte ihr nun den Besuch und erzählte das geheimnißvolle Verschwinden des Herrn von Hahn und die daraus entstandene neue Angst des Papa. Und allesammt waren sie nun zufrieden und fröhlich. Ende gut, Alles gut. Noch zufriedener und fröhlicher aber wurden sie, da allesammt an demselben Tage des Abends beim Nachtessen saßen und ein Wagen rasch durch die Straßen rollte und plötzlich vor dem Hause hielt.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/153>, abgerufen am 29.04.2024.