Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] da hingegen das davon frisch außgepreßte
öl den Leib gelind öffnet.

Die Bitteren Mandlen haben ebenmässig
viel ölichten/ aber mit einem gewissen scharf-
licht etzenden saltz vermischten Saffts bey
sich/ daher sie zwar in dem menschlichen
Leib nicht viel schaden können/ sonderen die
krafft haben zu reinigen/ zu öffnen/ verstopf-
fungen zu lösen/ den Harn zu treiben/ und
die bläst und wind zu vertheilen. Vielen
Thieren aber sind sie ein tödliches Gifft/
wie wir dann An. 1678. und 1679. bey Herren
Dr. Jacob Wepfern/ dem berühmten Me-
dico
in Schaffhausen/ Storchen/ Hüner/
Tauben und Füchs/ denen wir die verstos-
senen Mandlen eingegeben/ damit gleich ge-
tödet haben/ welches er mit mehrerem be-
schrieben in seinem gelehrten Tractatu de Ci-
cut. Aquatic. pag. 235. & seqq.

Gebrauch.
Truncken-
heit.

Etliche schreiben/ daß die bittern Mandeln
die trunckenheit verhüten sollen. Man muß
aber/ nach der erinnerung Herren Nicolai
Braunii,
nicht zu viel sauffen/ sonst werden
sie wenig helffen.

Plutarchus lib. 1. sympos. quaest. VI. berich-
tet/ daß diese Sauffkunst von dem Artzet des
Drusi, welcher ein Sohn deß Käisers Tibe-
rii
ware/ hergeflossen seye; diser Artzt pfleg-
te vor der |mahlzeit fünff oder sechs bittere
Mandeln zu essen/ und also behielt er den sieg
über alle Trincker an der Taffel/ wenn er
aber den gebrauch der bitteren Mandel un-
derlassen/ wurde er alsdenn leichtlich von
dem Wein überwunden. Diese würckung
aber sollen sie haben/ weilen sie den Wein
gleich wider durch die eröffnete harngänge
abführen.

Die bitteren Mandeln werden zerstossen/
Viertägig
Fieber.
und mit einer Jmberbrühe vermischet/ wi-
der das viertägige Fieber offt gegeben/ son-
derlich auch in der frost.

Die Mandelkern stärcken die Brust/ Ma-
Schwind-
sucht.
Bauchflüß.
verlierung
der kräfften
in langwi-
rigenkranck-
heiten.
Häisere kä-
le/ schwind-
und lung-
sucht/ hu-
sten/ hitzi-
ger Harn/
versehrte
Nieren und
Blasen/
Wehetag
des Ge-
därms/ und
der mutter
Bauch-
grimmen/
Stein/
verstopf-
fung des
Leibs/
Nachwehe
der weiber.
Grimmen.
hitzige Fie-
ber/ Leibs-
verstopf-
fungen.
gen/ Gedärm/ Leber/ Nieren und Blasen/
wenn sie gantz frisch und safftig sind.

Die Mandelmüßlein sind dienlich den
schwindsüchtigen/ und die mit den Bauch-
flüssen behafftet/ oder in langwirigen kranck-
heiten von kräfften abkommen sind.

Das auß den safftigen süssen Mandlen
frisch außgepreßte öl/ hat eine besondere
krafft/ die rauche häisere käle zu lindern/ be-
kommt den schwind-und Lungensüchtigen wol/
stillet den Husten und den hitzigen Harn/ hei-
let die versehrten Nieren und Blasen/ benimmt
alle inneren wehtag des Gedärms und der
Mutter/ insonderheit aber hat es den ruhm
wider das Bauchgrimmen und reissenden
Stein/ beweget zugleich den Stulgang/ und
erweichet alle daselbst steckende harte mate-
ri/ miltert die nachwehe der Weiber. Man
nimt es auff drey oder vier loth ein. Aber
es soll frisch außgepreßt seyn.

Der Königliche Dänische Leib-Medi-
cus, Simon Pauli
schreibt in classe II. Qua-
dripart. botanic. p. m.
18. So in dem Grim-
men/ hitzigen Fiebern und anderen Kranck-
heiten sich starcke Leibs-verstopffungen an-
melden/ welche auff den Gebrauch aller-
hand anderer Artzneyen nicht weichen/ sol-
[Spaltenumbruch] le man dem Krancken ein Clystier von acht-
zehen loth süsses Mandelöls geben/ dadurch
nicht allein dem versteckten unflath fortge-
holffen/ sondern auch der Leib offen behalten
werde. Ferners rahtet er/ in dem SeitenstichSeitenstich/
Brust-
geschwär.

oder brustgeschwär/ den schmertzhafften ort
mit süssem Mandelöl offt warmlicht anzu-
schmieren. Auch solle man den neugebor-
nen Kindern alßbald süß Mandelöl einge-
ben/ damit sie von allem in Mutterleib e[r]-
haltenem unrath gereiniget/ und a[ls]o von den
Gichten behütet werden.

Auß den geschälten süssen Mandelkernen/Mackaro-
nen zu ma-
chen.

mit Zucker/ weiß Meel/ und Eyern wol un-
der einander gestossen und gerühret/ wird ein
Teig gemacht/ darauß die Mackronen for-
miert/ und in dem Ofen gebacken werden/
gibt sehr anmütige und kräfftige Brötlein
ab/ welche man auch den Krancken in ihrem
gesottenen wasser/ ja offt in Malvasier-wein
erweicht und zu essen gibt.

So bereitet man auch auß den gestossenenMandel-
muß und
Turten.

süssen Mandlen ein kräfftig liebliches müß-
lein/ wenn man sie mit Zucker und Roß-
wasser ein wenig ob gelinder glut kochet:
gibt eine speise/ sonderlich denen Krancken/
welche mit der Ruhr behafftet sind. So pfle-
gen auch die Pastetenbecker auß Mandlen/
Eyern/ Zucker und Teig anmütige Turten
zu backen/ welche gesunde und krancke stär-
cken können.

Das bitter Mandelöl hat ein sonderlichschwerlich
gehör/ sau-
sen der
Ohren.

Lob überkommen/ wider das schwerliche Ge-
hör und das sausen der Ohren/ so man
baumwollen darein tunckt/ und in die Oh-
ren thut: doch solle man es nicht zu offt ge-
brauchen/ damit das tympanum, oder zartes
gehör-häutlein nicht relaxiert, oder allzu luck
werde.

Jn allen Bauchflüssen wird auß den Man-Bauchflüß.
delkernen ein dienliche milch also zubereitet.
Nimm ein halb loth gebrannt hirschhorn/ sie-
de es in einer halb maß frischen brundwas-
sers/ so lang als man ein hart Ey siedet/ siech-
te das wasser/ alßdenn nimm ein vierling fri-
scher Mandelkern/ schütte sie in heiß wasser/
laß sie ein kleine weil darinn/ biß daß man
sie schälen kan/ demnach giesse kalt wasser
darunder/ damit ihnen die hitz kein kraft ent-
ziehe/ so sie geschält/ stosse sie gantz klein/
fasse sie in ein sauber tuch/ daran giesse ein
wenig von diesem gesottenen Hirschhorn-
wasser/ treibs mit einem Löffel und hartem
trucken umb und durch: alßdenn schütte das
übrige gesottene hirschhorn-wasser auch dar-
zu. Diese milch kan man nach gefallen
mit gutem Zucker und ein wenig Ros-was-
ser süß und lieblich machen. So die Müt-Mangel
der milch
bey den
Säugam-
men.

tern oder Säugamme wenig milch haben/ soll
man den Kindern von dieser Mandelmilch
zu trincken geben.

Es werden auch die verzückerten Mandel-Allerley
Ruhr des
Leibs.

kern wider allerley Ruhr deß Leibs nach be-
lieben genossen. Auß den Mandelkern/ Roß-
wasser und Zucker machen die Apothecker
ihre Marcipan/ damit die krancken/ welchen
alle speiß zu wider ist/ oder mit einem star-
cken durchlauff behafftet sind/ kräfftiglichdurchlauff.
zu stärcken/ denn sie geben dem Leib nah-
rung/ sind auch anmütig am geschmack.

Jn dem Seiten-stich/ wenn man zu Ader

gelassen/

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] da hingegen das davon friſch außgepreßte
oͤl den Leib gelind oͤffnet.

Die Bitteren Mandlen haben ebenmaͤſſig
viel oͤlichten/ aber mit einem gewiſſen ſcharf-
licht etzenden ſaltz vermiſchten Saffts bey
ſich/ daher ſie zwar in dem menſchlichen
Leib nicht viel ſchaden koͤnnen/ ſonderen die
krafft haben zu reinigen/ zu oͤffnen/ verſtopf-
fungen zu loͤſen/ den Harn zu treiben/ und
die blaͤſt und wind zu vertheilen. Vielen
Thieren aber ſind ſie ein toͤdliches Gifft/
wie wir dann An. 1678. und 1679. bey Herꝛen
Dr. Jacob Wepfern/ dem beruͤhmten Me-
dico
in Schaffhauſen/ Storchen/ Huͤner/
Tauben und Fuͤchs/ denen wir die verſtoſ-
ſenen Mandlen eingegeben/ damit gleich ge-
toͤdet haben/ welches er mit mehrerem be-
ſchrieben in ſeinem gelehrten Tractatu de Ci-
cut. Aquatic. pag. 235. & ſeqq.

Gebrauch.
Truncken-
heit.

Etliche ſchreiben/ daß die bittern Mandeln
die trunckenheit verhuͤten ſollen. Man muß
aber/ nach der erinnerung Herꝛen Nicolai
Braunii,
nicht zu viel ſauffen/ ſonſt werden
ſie wenig helffen.

Plutarchus lib. 1. ſympos. quæſt. VI. berich-
tet/ daß dieſe Sauffkunſt von dem Artzet des
Druſi, welcher ein Sohn deß Kaͤiſers Tibe-
rii
ware/ hergefloſſen ſeye; diſer Artzt pfleg-
te vor der |mahlzeit fuͤnff oder ſechs bittere
Mandeln zu eſſen/ und alſo behielt er den ſieg
uͤber alle Trincker an der Taffel/ wenn er
aber den gebrauch der bitteren Mandel un-
derlaſſen/ wurde er alsdenn leichtlich von
dem Wein uͤberwunden. Dieſe wuͤrckung
aber ſollen ſie haben/ weilen ſie den Wein
gleich wider durch die eroͤffnete harngaͤnge
abfuͤhren.

Die bitteren Mandeln werden zerſtoſſen/
Viertaͤgig
Fieber.
und mit einer Jmberbruͤhe vermiſchet/ wi-
der das viertaͤgige Fieber offt gegeben/ ſon-
derlich auch in der froſt.

Die Mandelkern ſtaͤrcken die Bruſt/ Ma-
Schwind-
ſucht.
Bauchfluͤß.
verlierung
der kraͤfftẽ
in langwi-
rigẽkranck-
heiten.
Haͤiſere kaͤ-
le/ ſchwind-
und lung-
ſucht/ hu-
ſten/ hitzi-
ger Harn/
verſehrte
Nieren uñ
Blaſen/
Wehetag
des Ge-
daͤrms/ uñ
der mutter
Bauch-
grimmen/
Stein/
verſtopf-
fung des
Leibs/
Nachwehe
der weiber.
Grimmen.
hitzige Fie-
ber/ Leibs-
verſtopf-
fungen.
gen/ Gedaͤrm/ Leber/ Nieren und Blaſen/
wenn ſie gantz friſch und ſafftig ſind.

Die Mandelmuͤßlein ſind dienlich den
ſchwindſuͤchtigen/ und die mit den Bauch-
fluͤſſen behafftet/ oder in langwirigen kranck-
heiten von kraͤfften abkommen ſind.

Das auß den ſafftigen ſuͤſſen Mandlen
friſch außgepreßte oͤl/ hat eine beſondere
krafft/ die rauche haͤiſere kaͤle zu lindern/ be-
kom̃t den ſchwind-und Lungenſuͤchtigen wol/
ſtillet den Huſten und den hitzigen Harn/ hei-
let die verſehrten Nieren und Blaſen/ benim̃t
alle inneren wehtag des Gedaͤrms und der
Mutter/ inſonderheit aber hat es den ruhm
wider das Bauchgrimmen und reiſſenden
Stein/ beweget zugleich den Stulgang/ und
erweichet alle daſelbſt ſteckende harte mate-
ri/ miltert die nachwehe der Weiber. Man
nimt es auff drey oder vier loth ein. Aber
es ſoll friſch außgepreßt ſeyn.

Der Koͤnigliche Daͤniſche Leib-Medi-
cus, Simon Pauli
ſchreibt in claſſe II. Qua-
dripart. botanic. p. m.
18. So in dem Grim-
men/ hitzigen Fiebern und anderen Kranck-
heiten ſich ſtarcke Leibs-verſtopffungen an-
melden/ welche auff den Gebrauch aller-
hand anderer Artzneyen nicht weichen/ ſol-
[Spaltenumbruch] le man dem Krancken ein Clyſtier von acht-
zehen loth ſuͤſſes Mandeloͤls geben/ dadurch
nicht allein dem verſteckten unflath fortge-
holffen/ ſondern auch der Leib offen behalten
werde. Ferners rahtet er/ in dem SeitenſtichSeitẽſtich/
Bruſt-
geſchwaͤr.

oder bruſtgeſchwaͤr/ den ſchmertzhafften ort
mit ſuͤſſem Mandeloͤl offt warmlicht anzu-
ſchmieren. Auch ſolle man den neugebor-
nen Kindern alßbald ſuͤß Mandeloͤl einge-
ben/ damit ſie von allem in Mutterleib e[r]-
haltenem unrath gereiniget/ und a[lſ]o von den
Gichten behuͤtet werden.

Auß den geſchaͤlten ſuͤſſen Mandelkernen/Mackaro-
nen zu ma-
chen.

mit Zucker/ weiß Meel/ und Eyern wol un-
der einander geſtoſſen und geruͤhret/ wird ein
Teig gemacht/ darauß die Mackronen for-
miert/ und in dem Ofen gebacken werden/
gibt ſehr anmuͤtige und kraͤfftige Broͤtlein
ab/ welche man auch den Krancken in ihrem
geſottenen waſſer/ ja offt in Malvaſier-wein
erweicht und zu eſſen gibt.

So bereitet man auch auß den geſtoſſenenMandel-
muß und
Turten.

ſuͤſſen Mandlen ein kraͤfftig liebliches muͤß-
lein/ wenn man ſie mit Zucker und Roß-
waſſer ein wenig ob gelinder glut kochet:
gibt eine ſpeiſe/ ſonderlich denen Krancken/
welche mit der Ruhr behafftet ſind. So pfle-
gen auch die Paſtetenbecker auß Mandlen/
Eyern/ Zucker und Teig anmuͤtige Turten
zu backen/ welche geſunde und krancke ſtaͤr-
cken koͤnnen.

Das bitter Mandeloͤl hat ein ſonderlichſchwerlich
gehoͤr/ ſau-
ſen der
Ohren.

Lob uͤberkommen/ wider das ſchwerliche Ge-
hoͤr und das ſauſen der Ohren/ ſo man
baumwollen darein tunckt/ und in die Oh-
ren thut: doch ſolle man es nicht zu offt ge-
brauchen/ damit das tympanum, oder zartes
gehoͤr-haͤutlein nicht relaxiert, oder allzu luck
werde.

Jn allen Bauchfluͤſſen wird auß den Man-Bauchfluͤß.
delkernen ein dienliche milch alſo zubereitet.
Nim̃ ein halb loth gebrannt hirſchhorn/ ſie-
de es in einer halb maß friſchen bruñwaſ-
ſers/ ſo lang als man ein hart Ey ſiedet/ ſiech-
te das waſſer/ alßdenn nim̃ ein vierling fri-
ſcher Mandelkern/ ſchuͤtte ſie in heiß waſſer/
laß ſie ein kleine weil darinn/ biß daß man
ſie ſchaͤlen kan/ demnach gieſſe kalt waſſer
darunder/ damit ihnen die hitz kein kraft ent-
ziehe/ ſo ſie geſchaͤlt/ ſtoſſe ſie gantz klein/
faſſe ſie in ein ſauber tuch/ daran gieſſe ein
wenig von dieſem geſottenen Hirſchhorn-
waſſer/ treibs mit einem Loͤffel und hartem
trucken umb und durch: alßdenn ſchuͤtte das
uͤbrige geſottene hirſchhorn-waſſer auch dar-
zu. Dieſe milch kan man nach gefallen
mit gutem Zucker und ein wenig Ros-waſ-
ſer ſuͤß und lieblich machen. So die Muͤt-Mangel
der milch
bey den
Saͤugam-
men.

tern oder Saͤugam̃e wenig milch haben/ ſoll
man den Kindern von dieſer Mandelmilch
zu trincken geben.

Es werden auch die verzuͤckerten Mandel-Allerley
Ruhr des
Leibs.

kern wider allerley Ruhr deß Leibs nach be-
lieben genoſſen. Auß den Mandelkern/ Roß-
waſſer und Zucker machen die Apothecker
ihre Marcipan/ damit die krancken/ welchen
alle ſpeiß zu wider iſt/ oder mit einem ſtar-
cken durchlauff behafftet ſind/ kraͤfftiglichdurchlauff.
zu ſtaͤrcken/ denn ſie geben dem Leib nah-
rung/ ſind auch anmuͤtig am geſchmack.

Jn dem Seiten-ſtich/ wenn man zu Ader

gelaſſen/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0135" n="119"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Baum-und Staud-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/><cb/>
da hingegen das davon fri&#x017F;ch außgepreßte<lb/>
o&#x0364;l den Leib gelind o&#x0364;ffnet.</p><lb/>
            <p>Die Bitteren Mandlen haben ebenma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
viel o&#x0364;lichten/ aber mit einem gewi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;charf-<lb/>
licht etzenden &#x017F;altz vermi&#x017F;chten Saffts bey<lb/>
&#x017F;ich/ daher &#x017F;ie zwar in dem men&#x017F;chlichen<lb/>
Leib nicht viel &#x017F;chaden ko&#x0364;nnen/ &#x017F;onderen die<lb/>
krafft haben zu reinigen/ zu o&#x0364;ffnen/ ver&#x017F;topf-<lb/>
fungen zu lo&#x0364;&#x017F;en/ den Harn zu treiben/ und<lb/>
die bla&#x0364;&#x017F;t und wind zu vertheilen. Vielen<lb/>
Thieren aber &#x017F;ind &#x017F;ie ein to&#x0364;dliches Gifft/<lb/>
wie wir dann An. 1678. und 1679. bey Her&#xA75B;en<lb/>
Dr. Jacob Wepfern/ dem beru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
dico</hi> in Schaffhau&#x017F;en/ Storchen/ Hu&#x0364;ner/<lb/>
Tauben und Fu&#x0364;chs/ denen wir die ver&#x017F;to&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enen Mandlen eingegeben/ damit gleich ge-<lb/>
to&#x0364;det haben/ welches er mit mehrerem be-<lb/>
&#x017F;chrieben in &#x017F;einem gelehrten <hi rendition="#aq">Tractatu de Ci-<lb/>
cut. Aquatic. pag. 235. &amp; &#x017F;eqq.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <note place="left">Truncken-<lb/>
heit.</note>
            <p>Etliche &#x017F;chreiben/ daß die bittern Mandeln<lb/>
die trunckenheit verhu&#x0364;ten &#x017F;ollen. Man muß<lb/>
aber/ nach der erinnerung Her&#xA75B;en <hi rendition="#aq">Nicolai<lb/>
Braunii,</hi> nicht zu viel &#x017F;auffen/ &#x017F;on&#x017F;t werden<lb/>
&#x017F;ie wenig helffen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Plutarchus lib. 1. &#x017F;ympos. quæ&#x017F;t. VI.</hi> berich-<lb/>
tet/ daß die&#x017F;e Sauffkun&#x017F;t von dem Artzet des<lb/><hi rendition="#aq">Dru&#x017F;i,</hi> welcher ein Sohn deß Ka&#x0364;i&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Tibe-<lb/>
rii</hi> ware/ hergeflo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eye; di&#x017F;er Artzt pfleg-<lb/>
te vor der |mahlzeit fu&#x0364;nff oder &#x017F;echs bittere<lb/>
Mandeln zu e&#x017F;&#x017F;en/ und al&#x017F;o behielt er den &#x017F;ieg<lb/>
u&#x0364;ber alle Trincker an der Taffel/ wenn er<lb/>
aber den gebrauch der bitteren Mandel un-<lb/>
derla&#x017F;&#x017F;en/ wurde er alsdenn leichtlich von<lb/>
dem Wein u&#x0364;berwunden. Die&#x017F;e wu&#x0364;rckung<lb/>
aber &#x017F;ollen &#x017F;ie haben/ weilen &#x017F;ie den Wein<lb/>
gleich wider durch die ero&#x0364;ffnete harnga&#x0364;nge<lb/>
abfu&#x0364;hren.</p><lb/>
            <p>Die bitteren Mandeln werden zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/<lb/><note place="left">Vierta&#x0364;gig<lb/>
Fieber.</note>und mit einer Jmberbru&#x0364;he vermi&#x017F;chet/ wi-<lb/>
der das vierta&#x0364;gige Fieber offt gegeben/ &#x017F;on-<lb/>
derlich auch in der fro&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Die Mandelkern &#x017F;ta&#x0364;rcken die Bru&#x017F;t/ Ma-<lb/><note place="left">Schwind-<lb/>
&#x017F;ucht.<lb/>
Bauchflu&#x0364;ß.<lb/>
verlierung<lb/>
der kra&#x0364;fft&#x1EBD;<lb/>
in langwi-<lb/>
rig&#x1EBD;kranck-<lb/>
heiten.<lb/>
Ha&#x0364;i&#x017F;ere ka&#x0364;-<lb/>
le/ &#x017F;chwind-<lb/>
und lung-<lb/>
&#x017F;ucht/ hu-<lb/>
&#x017F;ten/ hitzi-<lb/>
ger Harn/<lb/>
ver&#x017F;ehrte<lb/>
Nieren uñ<lb/>
Bla&#x017F;en/<lb/>
Wehetag<lb/>
des Ge-<lb/>
da&#x0364;rms/ uñ<lb/>
der mutter<lb/>
Bauch-<lb/>
grimmen/<lb/>
Stein/<lb/>
ver&#x017F;topf-<lb/>
fung des<lb/>
Leibs/<lb/>
Nachwehe<lb/>
der weiber.<lb/>
Grimmen.<lb/>
hitzige Fie-<lb/>
ber/ Leibs-<lb/>
ver&#x017F;topf-<lb/>
fungen.</note>gen/ Geda&#x0364;rm/ Leber/ Nieren und Bla&#x017F;en/<lb/>
wenn &#x017F;ie gantz fri&#x017F;ch und &#x017F;afftig &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Die Mandelmu&#x0364;ßlein &#x017F;ind dienlich den<lb/>
&#x017F;chwind&#x017F;u&#x0364;chtigen/ und die mit den Bauch-<lb/>
flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en behafftet/ oder in langwirigen kranck-<lb/>
heiten von kra&#x0364;fften abkommen &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Das auß den &#x017F;afftigen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Mandlen<lb/>
fri&#x017F;ch außgepreßte o&#x0364;l/ hat eine be&#x017F;ondere<lb/>
krafft/ die rauche ha&#x0364;i&#x017F;ere ka&#x0364;le zu lindern/ be-<lb/>
kom&#x0303;t den &#x017F;chwind-und Lungen&#x017F;u&#x0364;chtigen wol/<lb/>
&#x017F;tillet den Hu&#x017F;ten und den hitzigen Harn/ hei-<lb/>
let die ver&#x017F;ehrten Nieren und Bla&#x017F;en/ benim&#x0303;t<lb/>
alle inneren wehtag des Geda&#x0364;rms und der<lb/>
Mutter/ in&#x017F;onderheit aber hat es den ruhm<lb/>
wider das Bauchgrimmen und rei&#x017F;&#x017F;enden<lb/>
Stein/ beweget zugleich den Stulgang/ und<lb/>
erweichet alle da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;teckende harte mate-<lb/>
ri/ miltert die nachwehe der Weiber. Man<lb/>
nimt es auff drey oder vier loth ein. Aber<lb/>
es &#x017F;oll fri&#x017F;ch außgepreßt &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Der Ko&#x0364;nigliche Da&#x0364;ni&#x017F;che Leib-<hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
cus, Simon Pauli</hi> &#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">in cla&#x017F;&#x017F;e II. Qua-<lb/>
dripart. botanic. p. m.</hi> 18. So in dem Grim-<lb/>
men/ hitzigen Fiebern und anderen Kranck-<lb/>
heiten &#x017F;ich &#x017F;tarcke Leibs-ver&#x017F;topffungen an-<lb/>
melden/ welche auff den Gebrauch aller-<lb/>
hand anderer Artzneyen nicht weichen/ &#x017F;ol-<lb/><cb/>
le man dem Krancken ein Cly&#x017F;tier von acht-<lb/>
zehen loth &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es Mandelo&#x0364;ls geben/ dadurch<lb/>
nicht allein dem ver&#x017F;teckten unflath fortge-<lb/>
holffen/ &#x017F;ondern auch der Leib offen behalten<lb/>
werde. Ferners rahtet er/ in dem Seiten&#x017F;tich<note place="right">Seit&#x1EBD;&#x017F;tich/<lb/>
Bru&#x017F;t-<lb/>
ge&#x017F;chwa&#x0364;r.</note><lb/>
oder bru&#x017F;tge&#x017F;chwa&#x0364;r/ den &#x017F;chmertzhafften ort<lb/>
mit &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;em Mandelo&#x0364;l offt warmlicht anzu-<lb/>
&#x017F;chmieren. Auch &#x017F;olle man den neugebor-<lb/>
nen Kindern alßbald &#x017F;u&#x0364;ß Mandelo&#x0364;l einge-<lb/>
ben/ damit &#x017F;ie von allem in Mutterleib e<supplied>r</supplied>-<lb/>
haltenem unrath gereiniget/ und a<supplied>l&#x017F;</supplied>o von den<lb/>
Gichten behu&#x0364;tet werden.</p><lb/>
            <p>Auß den ge&#x017F;cha&#x0364;lten &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Mandelkernen/<note place="right">Mackaro-<lb/>
nen zu ma-<lb/>
chen.</note><lb/>
mit Zucker/ weiß Meel/ und Eyern wol un-<lb/>
der einander ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en und geru&#x0364;hret/ wird ein<lb/>
Teig gemacht/ darauß die Mackronen for-<lb/>
miert/ und in dem Ofen gebacken werden/<lb/>
gibt &#x017F;ehr anmu&#x0364;tige und kra&#x0364;fftige Bro&#x0364;tlein<lb/>
ab/ welche man auch den Krancken in ihrem<lb/>
ge&#x017F;ottenen wa&#x017F;&#x017F;er/ ja offt in Malva&#x017F;ier-wein<lb/>
erweicht und zu e&#x017F;&#x017F;en gibt.</p><lb/>
            <p>So bereitet man auch auß den ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen<note place="right">Mandel-<lb/>
muß und<lb/>
Turten.</note><lb/>
&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Mandlen ein kra&#x0364;fftig liebliches mu&#x0364;ß-<lb/>
lein/ wenn man &#x017F;ie mit Zucker und Roß-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er ein wenig ob gelinder glut kochet:<lb/>
gibt eine &#x017F;pei&#x017F;e/ &#x017F;onderlich denen Krancken/<lb/>
welche mit der Ruhr behafftet &#x017F;ind. So pfle-<lb/>
gen auch die Pa&#x017F;tetenbecker auß Mandlen/<lb/>
Eyern/ Zucker und Teig anmu&#x0364;tige Turten<lb/>
zu backen/ welche ge&#x017F;unde und krancke &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
cken ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <p>Das bitter Mandelo&#x0364;l hat ein &#x017F;onderlich<note place="right">&#x017F;chwerlich<lb/>
geho&#x0364;r/ &#x017F;au-<lb/>
&#x017F;en der<lb/>
Ohren.</note><lb/>
Lob u&#x0364;berkommen/ wider das &#x017F;chwerliche Ge-<lb/>
ho&#x0364;r und das &#x017F;au&#x017F;en der Ohren/ &#x017F;o man<lb/>
baumwollen darein tunckt/ und in die Oh-<lb/>
ren thut: doch &#x017F;olle man es nicht zu offt ge-<lb/>
brauchen/ damit das <hi rendition="#aq">tympanum,</hi> oder zartes<lb/>
geho&#x0364;r-ha&#x0364;utlein nicht <hi rendition="#aq">relaxiert,</hi> oder allzu luck<lb/>
werde.</p><lb/>
            <p>Jn allen Bauchflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wird auß den Man-<note place="right">Bauchflu&#x0364;ß.</note><lb/>
delkernen ein dienliche milch al&#x017F;o zubereitet.<lb/>
Nim&#x0303; ein halb loth gebrannt hir&#x017F;chhorn/ &#x017F;ie-<lb/>
de es in einer halb maß fri&#x017F;chen bruñwa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers/ &#x017F;o lang als man ein hart Ey &#x017F;iedet/ &#x017F;iech-<lb/>
te das wa&#x017F;&#x017F;er/ alßdenn nim&#x0303; ein vierling fri-<lb/>
&#x017F;cher Mandelkern/ &#x017F;chu&#x0364;tte &#x017F;ie in heiß wa&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
laß &#x017F;ie ein kleine weil darinn/ biß daß man<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;cha&#x0364;len kan/ demnach gie&#x017F;&#x017F;e kalt wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
darunder/ damit ihnen die hitz kein kraft ent-<lb/>
ziehe/ &#x017F;o &#x017F;ie ge&#x017F;cha&#x0364;lt/ &#x017F;to&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie gantz klein/<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie in ein &#x017F;auber tuch/ daran gie&#x017F;&#x017F;e ein<lb/>
wenig von die&#x017F;em ge&#x017F;ottenen Hir&#x017F;chhorn-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er/ treibs mit einem Lo&#x0364;ffel und hartem<lb/>
trucken umb und durch: alßdenn &#x017F;chu&#x0364;tte das<lb/>
u&#x0364;brige ge&#x017F;ottene hir&#x017F;chhorn-wa&#x017F;&#x017F;er auch dar-<lb/>
zu. Die&#x017F;e milch kan man nach gefallen<lb/>
mit gutem Zucker und ein wenig Ros-wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;u&#x0364;ß und lieblich machen. So die Mu&#x0364;t-<note place="right">Mangel<lb/>
der milch<lb/>
bey den<lb/>
Sa&#x0364;ugam-<lb/>
men.</note><lb/>
tern oder Sa&#x0364;ugam&#x0303;e wenig milch haben/ &#x017F;oll<lb/>
man den Kindern von die&#x017F;er Mandelmilch<lb/>
zu trincken geben.</p><lb/>
            <p>Es werden auch die verzu&#x0364;ckerten Mandel-<note place="right">Allerley<lb/>
Ruhr des<lb/>
Leibs.</note><lb/>
kern wider allerley Ruhr deß Leibs nach be-<lb/>
lieben geno&#x017F;&#x017F;en. Auß den Mandelkern/ Roß-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er und Zucker machen die Apothecker<lb/>
ihre Marcipan/ damit die krancken/ welchen<lb/>
alle &#x017F;peiß zu wider i&#x017F;t/ oder mit einem &#x017F;tar-<lb/>
cken durchlauff behafftet &#x017F;ind/ kra&#x0364;fftiglich<note place="right">durchlauff.</note><lb/>
zu &#x017F;ta&#x0364;rcken/ denn &#x017F;ie geben dem Leib nah-<lb/>
rung/ &#x017F;ind auch anmu&#x0364;tig am ge&#x017F;chmack.</p><lb/>
            <p>Jn dem Seiten-&#x017F;tich/ wenn man zu Ader<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gela&#x017F;&#x017F;en/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0135] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. da hingegen das davon friſch außgepreßte oͤl den Leib gelind oͤffnet. Die Bitteren Mandlen haben ebenmaͤſſig viel oͤlichten/ aber mit einem gewiſſen ſcharf- licht etzenden ſaltz vermiſchten Saffts bey ſich/ daher ſie zwar in dem menſchlichen Leib nicht viel ſchaden koͤnnen/ ſonderen die krafft haben zu reinigen/ zu oͤffnen/ verſtopf- fungen zu loͤſen/ den Harn zu treiben/ und die blaͤſt und wind zu vertheilen. Vielen Thieren aber ſind ſie ein toͤdliches Gifft/ wie wir dann An. 1678. und 1679. bey Herꝛen Dr. Jacob Wepfern/ dem beruͤhmten Me- dico in Schaffhauſen/ Storchen/ Huͤner/ Tauben und Fuͤchs/ denen wir die verſtoſ- ſenen Mandlen eingegeben/ damit gleich ge- toͤdet haben/ welches er mit mehrerem be- ſchrieben in ſeinem gelehrten Tractatu de Ci- cut. Aquatic. pag. 235. & ſeqq. Gebrauch. Etliche ſchreiben/ daß die bittern Mandeln die trunckenheit verhuͤten ſollen. Man muß aber/ nach der erinnerung Herꝛen Nicolai Braunii, nicht zu viel ſauffen/ ſonſt werden ſie wenig helffen. Plutarchus lib. 1. ſympos. quæſt. VI. berich- tet/ daß dieſe Sauffkunſt von dem Artzet des Druſi, welcher ein Sohn deß Kaͤiſers Tibe- rii ware/ hergefloſſen ſeye; diſer Artzt pfleg- te vor der |mahlzeit fuͤnff oder ſechs bittere Mandeln zu eſſen/ und alſo behielt er den ſieg uͤber alle Trincker an der Taffel/ wenn er aber den gebrauch der bitteren Mandel un- derlaſſen/ wurde er alsdenn leichtlich von dem Wein uͤberwunden. Dieſe wuͤrckung aber ſollen ſie haben/ weilen ſie den Wein gleich wider durch die eroͤffnete harngaͤnge abfuͤhren. Die bitteren Mandeln werden zerſtoſſen/ und mit einer Jmberbruͤhe vermiſchet/ wi- der das viertaͤgige Fieber offt gegeben/ ſon- derlich auch in der froſt. Viertaͤgig Fieber. Die Mandelkern ſtaͤrcken die Bruſt/ Ma- gen/ Gedaͤrm/ Leber/ Nieren und Blaſen/ wenn ſie gantz friſch und ſafftig ſind. Schwind- ſucht. Bauchfluͤß. verlierung der kraͤfftẽ in langwi- rigẽkranck- heiten. Haͤiſere kaͤ- le/ ſchwind- und lung- ſucht/ hu- ſten/ hitzi- ger Harn/ verſehrte Nieren uñ Blaſen/ Wehetag des Ge- daͤrms/ uñ der mutter Bauch- grimmen/ Stein/ verſtopf- fung des Leibs/ Nachwehe der weiber. Grimmen. hitzige Fie- ber/ Leibs- verſtopf- fungen. Die Mandelmuͤßlein ſind dienlich den ſchwindſuͤchtigen/ und die mit den Bauch- fluͤſſen behafftet/ oder in langwirigen kranck- heiten von kraͤfften abkommen ſind. Das auß den ſafftigen ſuͤſſen Mandlen friſch außgepreßte oͤl/ hat eine beſondere krafft/ die rauche haͤiſere kaͤle zu lindern/ be- kom̃t den ſchwind-und Lungenſuͤchtigen wol/ ſtillet den Huſten und den hitzigen Harn/ hei- let die verſehrten Nieren und Blaſen/ benim̃t alle inneren wehtag des Gedaͤrms und der Mutter/ inſonderheit aber hat es den ruhm wider das Bauchgrimmen und reiſſenden Stein/ beweget zugleich den Stulgang/ und erweichet alle daſelbſt ſteckende harte mate- ri/ miltert die nachwehe der Weiber. Man nimt es auff drey oder vier loth ein. Aber es ſoll friſch außgepreßt ſeyn. Der Koͤnigliche Daͤniſche Leib-Medi- cus, Simon Pauli ſchreibt in claſſe II. Qua- dripart. botanic. p. m. 18. So in dem Grim- men/ hitzigen Fiebern und anderen Kranck- heiten ſich ſtarcke Leibs-verſtopffungen an- melden/ welche auff den Gebrauch aller- hand anderer Artzneyen nicht weichen/ ſol- le man dem Krancken ein Clyſtier von acht- zehen loth ſuͤſſes Mandeloͤls geben/ dadurch nicht allein dem verſteckten unflath fortge- holffen/ ſondern auch der Leib offen behalten werde. Ferners rahtet er/ in dem Seitenſtich oder bruſtgeſchwaͤr/ den ſchmertzhafften ort mit ſuͤſſem Mandeloͤl offt warmlicht anzu- ſchmieren. Auch ſolle man den neugebor- nen Kindern alßbald ſuͤß Mandeloͤl einge- ben/ damit ſie von allem in Mutterleib er- haltenem unrath gereiniget/ und alſo von den Gichten behuͤtet werden. Seitẽſtich/ Bruſt- geſchwaͤr. Auß den geſchaͤlten ſuͤſſen Mandelkernen/ mit Zucker/ weiß Meel/ und Eyern wol un- der einander geſtoſſen und geruͤhret/ wird ein Teig gemacht/ darauß die Mackronen for- miert/ und in dem Ofen gebacken werden/ gibt ſehr anmuͤtige und kraͤfftige Broͤtlein ab/ welche man auch den Krancken in ihrem geſottenen waſſer/ ja offt in Malvaſier-wein erweicht und zu eſſen gibt. Mackaro- nen zu ma- chen. So bereitet man auch auß den geſtoſſenen ſuͤſſen Mandlen ein kraͤfftig liebliches muͤß- lein/ wenn man ſie mit Zucker und Roß- waſſer ein wenig ob gelinder glut kochet: gibt eine ſpeiſe/ ſonderlich denen Krancken/ welche mit der Ruhr behafftet ſind. So pfle- gen auch die Paſtetenbecker auß Mandlen/ Eyern/ Zucker und Teig anmuͤtige Turten zu backen/ welche geſunde und krancke ſtaͤr- cken koͤnnen. Mandel- muß und Turten. Das bitter Mandeloͤl hat ein ſonderlich Lob uͤberkommen/ wider das ſchwerliche Ge- hoͤr und das ſauſen der Ohren/ ſo man baumwollen darein tunckt/ und in die Oh- ren thut: doch ſolle man es nicht zu offt ge- brauchen/ damit das tympanum, oder zartes gehoͤr-haͤutlein nicht relaxiert, oder allzu luck werde. ſchwerlich gehoͤr/ ſau- ſen der Ohren. Jn allen Bauchfluͤſſen wird auß den Man- delkernen ein dienliche milch alſo zubereitet. Nim̃ ein halb loth gebrannt hirſchhorn/ ſie- de es in einer halb maß friſchen bruñwaſ- ſers/ ſo lang als man ein hart Ey ſiedet/ ſiech- te das waſſer/ alßdenn nim̃ ein vierling fri- ſcher Mandelkern/ ſchuͤtte ſie in heiß waſſer/ laß ſie ein kleine weil darinn/ biß daß man ſie ſchaͤlen kan/ demnach gieſſe kalt waſſer darunder/ damit ihnen die hitz kein kraft ent- ziehe/ ſo ſie geſchaͤlt/ ſtoſſe ſie gantz klein/ faſſe ſie in ein ſauber tuch/ daran gieſſe ein wenig von dieſem geſottenen Hirſchhorn- waſſer/ treibs mit einem Loͤffel und hartem trucken umb und durch: alßdenn ſchuͤtte das uͤbrige geſottene hirſchhorn-waſſer auch dar- zu. Dieſe milch kan man nach gefallen mit gutem Zucker und ein wenig Ros-waſ- ſer ſuͤß und lieblich machen. So die Muͤt- tern oder Saͤugam̃e wenig milch haben/ ſoll man den Kindern von dieſer Mandelmilch zu trincken geben. Bauchfluͤß. Mangel der milch bey den Saͤugam- men. Es werden auch die verzuͤckerten Mandel- kern wider allerley Ruhr deß Leibs nach be- lieben genoſſen. Auß den Mandelkern/ Roß- waſſer und Zucker machen die Apothecker ihre Marcipan/ damit die krancken/ welchen alle ſpeiß zu wider iſt/ oder mit einem ſtar- cken durchlauff behafftet ſind/ kraͤfftiglich zu ſtaͤrcken/ denn ſie geben dem Leib nah- rung/ ſind auch anmuͤtig am geſchmack. Allerley Ruhr des Leibs. durchlauff. Jn dem Seiten-ſtich/ wenn man zu Ader gelaſſen/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/135
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/135>, abgerufen am 05.05.2024.