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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] Castanien herausser/ und sind drey/ zwey/
bißweilen nur ein weisser Kern darinnen.
Man kan sie auch mit stangen herab schwin-
gen wie die welschen Nüß. Will man wis-
sen/ welche Castanien gut sind/ soll man sie
in kalt wasser schütten/ so fallen die frische
zu boden/ aber die verlegenen und bösen
schwimmen empor.

Jn der Jtaliänischen Landschafft Hetru-
ria oder Toscana sind der Kästenbäume
zwey geschlecht/ nemlich der zahme und wil-
de. Die zahmen sind widerumb zweyerley;
der eine bringt grosse Castanien/ der ander
kleine. Die zahmen Castanien/ so sie ein we-
nig gelegen/ lassen sich abschelen/ haben
einen lieblichern und süssern geschmack. A-
ber die wilden lassen sich nicht schelen/ oder
man siede sie zuvor/ gehören mehr für die
Schwein als für die Menschen.

Auff den Gebürgen/ da es an Getreyde
mangel/ nehren sich die Jnwohner von den
Castanien/ denn sie braten und essen sie.
Auch machen sie Meel und Brot darauß/
derohalben wo viel Castanien wachsen/ darf
man sich keiner hungersnoth besorgen.

Der Kästenbaum wächst lieber an berg-
ichten und schattichten orten/ als auff dem
Felde und sonnreichen Stellen.

Pferd-Ca-
stanien/
Castanea
equina.

Es ist noch ein ander frembd geschlecht
der Castanien/ welches Herr Matthiolus all-
hier wegen seiner schönen gestalt hat abmah-
len lassen. Disen zweig sampt der frucht hat
jhme von Constantinopel gesendet Herr Au-
gerius Busbekius,
Käiserlicher Gesandter all-
da. Es ist ein langer Baum/ tragt blätter
wie der Creutzbaum/ die haben sechs spalten
biß zum stiel/ der ist lang und dünn. Die
stachlichten schelffen vergleichen sich in der
grösse mit den unsern/ aber sie sind gelblicht/
an einer jeden ligt ein Castanien dicker und
runder als die unsere. Die rinde an dieser
Castanien ist schwartzlicht/ außgenommen
an dem vordern theil/ da sie an der stachlich-
ten schelffen hafftet/ ist sie weißlicht/ und
hat ein zeichen eines Hertzen. Unter dieser
schalen ist kein ander häutlein/ wie in unser
das rothe runtzlichte. Sie schmacken vast
wie die unsern/ sind doch süsser und nicht so
lieblich zu essen. Die Türcken nennen sie
Pferd-Castanien/ darumb daß sie den keu-
chenden Pferden sehr behülfflich sind. Er
wachst auch in Candien.

Der Kästenbaum liebet kalte Lufft/ je-
doch verschmähet er gelind/ warm und lau-
lichte auch nicht; in feuchtem Erdreich be-
lustiget er sich sehr/ sonderlich wächst er gern
an nidrigen und duncklen orten/ vorauß ge-
gen Mitternacht. Schwartzer grund/ kolen
und der weiche Tuffstein ist jhm bequem/ in
leimen/ letten/ heissen und mageren sand
mag er nicht wachsen. Er wird von den jun-
gen schößlingen/ so von der wurtzel auff-
wachsen/ fortgepflantzet/ wenn dieselben so
fern kommen/ daß sie faseln oder putzen ge-
winnen/ pflegt man sie zu versetzen. Er wird
auch von den kernen gezielet/ die setzet man
im Hornung |in ein gut wohl gebawt und
getünckt Erdreich/ einer spannen tief/ tieffer
sollen sie nicht gesetzt werden/ denn sie wach-
sen sonst nicht auß. Die spitze muß nicht
undersich/ sonder auff eine seit gewant wer-
[Spaltenumbruch] den/ damit des käums auffwachsen befür-
deret werde/ zu jedem kern muß ein stäblein
gestecket werden. Auß den gelegten kernen
wachsen bald schöne Bäume/ welche fleissig
umbhacket/ gewartet und außgeschneidet
werden müssen. Die Kästen/ so man setzen
will/ wirft man zuvor in ein wasser/ welche
zu boden fallen sind tauglich/ die aber em-
por schwimmen/ sind nichts nutz/ und von
den würmen meistens außgefressen. Das
peltzen ist ihnen gar nutzlich/ denn die frucht-
barkeit wird dardurch vermehrt. Die
art des äugelns ist hiezu am bequemsten/
doch muß das äuglein oder pfeiflein nicht
von einem in selbigem Jahr gewachsen/ son-
der von einem zweyjährigen schoß genom-
men werden. Wenn aber solches bey ange-
hendem safft geschehen soll/ eh die Augen
trucken/ als kan des peltzens erfahrner leicht-
lich erachten/ daß solche Kästen-peltzung/ da
man die geschlachten Bäume nicht zu gegen
hat/ schwerlich ins werck zu stellen seye. Zu
dem sind die Bäume und reiser truckener na-
tur/ welche nicht bald mit safft anlauffen/
noch die reiser wie andere geschwind fort-
wachsen/ wo aber die peltzung geräht/ so wer-
den die davon folgende Frücht zahm. Ande-
re setzen sie auff Eychstämmen/ da kommen
sie nicht uneben. Es wollen zwar etliche zwi-
schen grossen/ mittelmässigen und kleinen
kästen ein underscheid machen/ aber es be-
darff desselben nicht/ dieweil sie alle drey auf
einem Baum wachsen/ und nur von den ver-
käuffern also erklaubet werden.

Jm Elsaß werden die Kästenbäum in
grosser anzahl/ ja gantze Kastanien-Wäl-
der gesehen/ und die Frucht hin und wider
in Teutschland versendet. Jn Jtalien sind
sie gar gemein/ allda man die Tarentini-
sche und Neapolitanische Kastanien inson-
derheit rühmet. Jm Frantzösischen Del-
phinat stehen die Wälder auch voll Kästen-
bäum/ deren Frucht/ so man für die beste
haltet/ in gantz Franckreich geführet wird.
Sie wächst auch im Schweitzerland/ Pün-
ten/ Saphoyen/ Pays de Vaux, und in der
Churfürstlichen Pfaltz. Man findet ihne
auch in der Americanischen Jnsul Virgi-
nia und Florida.

Jn der Königlichen Landschafft PeruPernani-
sche Cast[a]-
nien/ Ca-
stanea Pe-
ruana.
Castanca
reni lepo-
rino siml-
lis, C. B.

wird ein sonderliche art der Kastanien ange-
troffen/ welche Carolus Clusius lib. 1. rarior.
plant. histor. c.
5. also beschreibet. Diese Ca-
stanien/ wenn sie an beyden seiten nicht ein
wenig eingetruckt wäre/ insonderheit wo der
stiel stehet/ ist umb etwas kugel-rund/ und
mit einer dicklicht/ brüchigen und schwam-
michter Rinde bedeckt. Sie ist braunschwartz
und doch ein wenig gelblicht: zu underst be-
finden sich viel dünne aber starcke dörn/ so in
der schalen/ welche den kernen einschliesset/
steiff anhangen: die Schale oder schelffe ist
auch dunckel-schwartz/ nicht dick/ zähe und
schwerlich zu brechen/ inwendig aber glatt
und gläntzend/ in welcher der kerne liget/ so
an der grösse und farb einer geschelten Man-
dlen/ an der gestalt aber den Hasen-nieren
sich vergleichet/ und an dem geschmack mit
den gemeinen Mandlen und Kastanien über-
ein komt.

So ist auch ein sonderbahr geschlecht/

der
T

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] Caſtanien herauſſer/ und ſind drey/ zwey/
bißweilen nur ein weiſſer Kern darinnen.
Man kan ſie auch mit ſtangen herab ſchwin-
gen wie die welſchen Nuͤß. Will man wiſ-
ſen/ welche Caſtanien gut ſind/ ſoll man ſie
in kalt waſſer ſchuͤtten/ ſo fallen die friſche
zu boden/ aber die verlegenen und boͤſen
ſchwimmen empor.

Jn der Jtaliaͤniſchen Landſchafft Hetru-
ria oder Toſcana ſind der Kaͤſtenbaͤume
zwey geſchlecht/ nemlich der zahme und wil-
de. Die zahmen ſind widerumb zweyerley;
der eine bringt groſſe Caſtanien/ der ander
kleine. Die zahmen Caſtanien/ ſo ſie ein we-
nig gelegen/ laſſen ſich abſchelen/ haben
einen lieblichern und ſuͤſſern geſchmack. A-
ber die wilden laſſen ſich nicht ſchelen/ oder
man ſiede ſie zuvor/ gehoͤren mehr fuͤr die
Schwein als fuͤr die Menſchen.

Auff den Gebuͤrgen/ da es an Getreyde
mangel/ nehren ſich die Jnwohner von den
Caſtanien/ denn ſie braten und eſſen ſie.
Auch machen ſie Meel und Brot darauß/
derohalben wo viel Caſtanien wachſen/ darf
man ſich keiner hungersnoth beſorgen.

Der Kaͤſtenbaum waͤchſt lieber an berg-
ichten und ſchattichten orten/ als auff dem
Felde und ſonnreichen Stellen.

Pferd-Ca-
ſtanien/
Caſtanea
equina.

Es iſt noch ein ander frembd geſchlecht
der Caſtanien/ welches Herꝛ Matthiolus all-
hier wegen ſeiner ſchoͤnen geſtalt hat abmah-
len laſſen. Diſen zweig ſampt der frucht hat
jhme von Conſtantinopel geſendet Herꝛ Au-
gerius Busbekius,
Kaͤiſerlicher Geſandter all-
da. Es iſt ein langer Baum/ tragt blaͤtter
wie der Creutzbaum/ die haben ſechs ſpalten
biß zum ſtiel/ der iſt lang und duͤnn. Die
ſtachlichten ſchelffen vergleichen ſich in der
groͤſſe mit den unſern/ aber ſie ſind gelblicht/
an einer jeden ligt ein Caſtanien dicker und
runder als die unſere. Die rinde an dieſer
Caſtanien iſt ſchwartzlicht/ außgenommen
an dem vordern theil/ da ſie an der ſtachlich-
ten ſchelffen hafftet/ iſt ſie weißlicht/ und
hat ein zeichen eines Hertzen. Unter dieſer
ſchalen iſt kein ander haͤutlein/ wie in unſer
das rothe runtzlichte. Sie ſchmacken vaſt
wie die unſern/ ſind doch ſuͤſſer und nicht ſo
lieblich zu eſſen. Die Tuͤrcken nennen ſie
Pferd-Caſtanien/ darumb daß ſie den keu-
chenden Pferden ſehr behuͤlfflich ſind. Er
wachſt auch in Candien.

Der Kaͤſtenbaum liebet kalte Lufft/ je-
doch verſchmaͤhet er gelind/ warm und lau-
lichte auch nicht; in feuchtem Erdreich be-
luſtiget er ſich ſehr/ ſonderlich waͤchſt er gern
an nidrigen und duncklen orten/ vorauß ge-
gen Mitternacht. Schwartzer grund/ kolen
und der weiche Tuffſtein iſt jhm bequem/ in
leimen/ letten/ heiſſen und mageren ſand
mag er nicht wachſen. Er wird von den jun-
gen ſchoͤßlingen/ ſo von der wurtzel auff-
wachſen/ fortgepflantzet/ wenn dieſelben ſo
fern kommen/ daß ſie faſeln oder putzen ge-
winnen/ pflegt man ſie zu verſetzen. Er wird
auch von den kernen gezielet/ die ſetzet man
im Hornung |in ein gut wohl gebawt und
getuͤnckt Erdreich/ einer ſpannen tief/ tieffer
ſollen ſie nicht geſetzt werden/ denn ſie wach-
ſen ſonſt nicht auß. Die ſpitze muß nicht
underſich/ ſonder auff eine ſeit gewant wer-
[Spaltenumbruch] den/ damit des kaͤums auffwachſen befuͤr-
deret werde/ zu jedem kern muß ein ſtaͤblein
geſtecket werden. Auß den gelegten kernen
wachſen bald ſchoͤne Baͤume/ welche fleiſſig
umbhacket/ gewartet und außgeſchneidet
werden muͤſſen. Die Kaͤſten/ ſo man ſetzen
will/ wirft man zuvor in ein waſſer/ welche
zu boden fallen ſind tauglich/ die aber em-
por ſchwimmen/ ſind nichts nutz/ und von
den wuͤrmen meiſtens außgefreſſen. Das
peltzen iſt ihnen gar nutzlich/ denn die frucht-
barkeit wird dardurch vermehrt. Die
art des aͤugelns iſt hiezu am bequemſten/
doch muß das aͤuglein oder pfeiflein nicht
von einem in ſelbigem Jahr gewachſen/ ſon-
der von einem zweyjaͤhrigen ſchoß genom-
men werden. Wenn aber ſolches bey ange-
hendem ſafft geſchehen ſoll/ eh die Augen
trucken/ als kan des peltzens erfahrner leicht-
lich erachten/ daß ſolche Kaͤſten-peltzung/ da
man die geſchlachten Baͤume nicht zu gegen
hat/ ſchwerlich ins werck zu ſtellen ſeye. Zu
dem ſind die Baͤume und reiſer truckener na-
tur/ welche nicht bald mit ſafft anlauffen/
noch die reiſer wie andere geſchwind fort-
wachſen/ wo aber die peltzung geraͤht/ ſo wer-
den die davon folgende Fruͤcht zahm. Ande-
re ſetzen ſie auff Eychſtaͤmmen/ da kommen
ſie nicht uneben. Es wollen zwar etliche zwi-
ſchen groſſen/ mittelmaͤſſigen und kleinen
kaͤſten ein underſcheid machen/ aber es be-
darff deſſelben nicht/ dieweil ſie alle drey auf
einem Baum wachſen/ und nur von den ver-
kaͤuffern alſo erklaubet werden.

Jm Elſaß werden die Kaͤſtenbaͤum in
groſſer anzahl/ ja gantze Kaſtanien-Waͤl-
der geſehen/ und die Frucht hin und wider
in Teutſchland verſendet. Jn Jtalien ſind
ſie gar gemein/ allda man die Tarentini-
ſche und Neapolitaniſche Kaſtanien inſon-
derheit ruͤhmet. Jm Frantzoͤſiſchen Del-
phinat ſtehen die Waͤlder auch voll Kaͤſten-
baͤum/ deren Frucht/ ſo man fuͤr die beſte
haltet/ in gantz Franckreich gefuͤhret wird.
Sie waͤchſt auch im Schweitzerland/ Puͤn-
ten/ Saphoyen/ Pays de Vaux, und in der
Churfuͤrſtlichen Pfaltz. Man findet ihne
auch in der Americaniſchen Jnſul Virgi-
nia und Florida.

Jn der Koͤniglichen Landſchafft PeruPernani-
ſche Caſt[a]-
nien/ Ca-
ſtanea Pe-
ruana.
Caſtanca
reni lepo-
rino ſiml-
lis, C. B.

wird ein ſonderliche art der Kaſtanien ange-
troffen/ welche Carolus Cluſius lib. 1. rarior.
plant. hiſtor. c.
5. alſo beſchreibet. Dieſe Ca-
ſtanien/ wenn ſie an beyden ſeiten nicht ein
wenig eingetruckt waͤre/ inſonderheit wo der
ſtiel ſtehet/ iſt umb etwas kugel-rund/ und
mit einer dicklicht/ bruͤchigen und ſchwam-
michter Rinde bedeckt. Sie iſt braunſchwartz
und doch ein wenig gelblicht: zu underſt be-
finden ſich viel duͤnne aber ſtarcke doͤrn/ ſo in
der ſchalen/ welche den kernen einſchlieſſet/
ſteiff anhangen: die Schale oder ſchelffe iſt
auch dunckel-ſchwartz/ nicht dick/ zaͤhe und
ſchwerlich zu brechen/ inwendig aber glatt
und glaͤntzend/ in welcher der kerne liget/ ſo
an der groͤſſe und farb einer geſchelten Man-
dlen/ an der geſtalt aber den Haſen-nieren
ſich vergleichet/ und an dem geſchmack mit
den gemeinen Mandlen und Kaſtanien uͤber-
ein komt.

So iſt auch ein ſonderbahr geſchlecht/

der
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[145/0161] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. Caſtanien herauſſer/ und ſind drey/ zwey/ bißweilen nur ein weiſſer Kern darinnen. Man kan ſie auch mit ſtangen herab ſchwin- gen wie die welſchen Nuͤß. Will man wiſ- ſen/ welche Caſtanien gut ſind/ ſoll man ſie in kalt waſſer ſchuͤtten/ ſo fallen die friſche zu boden/ aber die verlegenen und boͤſen ſchwimmen empor. Jn der Jtaliaͤniſchen Landſchafft Hetru- ria oder Toſcana ſind der Kaͤſtenbaͤume zwey geſchlecht/ nemlich der zahme und wil- de. Die zahmen ſind widerumb zweyerley; der eine bringt groſſe Caſtanien/ der ander kleine. Die zahmen Caſtanien/ ſo ſie ein we- nig gelegen/ laſſen ſich abſchelen/ haben einen lieblichern und ſuͤſſern geſchmack. A- ber die wilden laſſen ſich nicht ſchelen/ oder man ſiede ſie zuvor/ gehoͤren mehr fuͤr die Schwein als fuͤr die Menſchen. Auff den Gebuͤrgen/ da es an Getreyde mangel/ nehren ſich die Jnwohner von den Caſtanien/ denn ſie braten und eſſen ſie. Auch machen ſie Meel und Brot darauß/ derohalben wo viel Caſtanien wachſen/ darf man ſich keiner hungersnoth beſorgen. Der Kaͤſtenbaum waͤchſt lieber an berg- ichten und ſchattichten orten/ als auff dem Felde und ſonnreichen Stellen. Es iſt noch ein ander frembd geſchlecht der Caſtanien/ welches Herꝛ Matthiolus all- hier wegen ſeiner ſchoͤnen geſtalt hat abmah- len laſſen. Diſen zweig ſampt der frucht hat jhme von Conſtantinopel geſendet Herꝛ Au- gerius Busbekius, Kaͤiſerlicher Geſandter all- da. Es iſt ein langer Baum/ tragt blaͤtter wie der Creutzbaum/ die haben ſechs ſpalten biß zum ſtiel/ der iſt lang und duͤnn. Die ſtachlichten ſchelffen vergleichen ſich in der groͤſſe mit den unſern/ aber ſie ſind gelblicht/ an einer jeden ligt ein Caſtanien dicker und runder als die unſere. Die rinde an dieſer Caſtanien iſt ſchwartzlicht/ außgenommen an dem vordern theil/ da ſie an der ſtachlich- ten ſchelffen hafftet/ iſt ſie weißlicht/ und hat ein zeichen eines Hertzen. Unter dieſer ſchalen iſt kein ander haͤutlein/ wie in unſer das rothe runtzlichte. Sie ſchmacken vaſt wie die unſern/ ſind doch ſuͤſſer und nicht ſo lieblich zu eſſen. Die Tuͤrcken nennen ſie Pferd-Caſtanien/ darumb daß ſie den keu- chenden Pferden ſehr behuͤlfflich ſind. Er wachſt auch in Candien. Der Kaͤſtenbaum liebet kalte Lufft/ je- doch verſchmaͤhet er gelind/ warm und lau- lichte auch nicht; in feuchtem Erdreich be- luſtiget er ſich ſehr/ ſonderlich waͤchſt er gern an nidrigen und duncklen orten/ vorauß ge- gen Mitternacht. Schwartzer grund/ kolen und der weiche Tuffſtein iſt jhm bequem/ in leimen/ letten/ heiſſen und mageren ſand mag er nicht wachſen. Er wird von den jun- gen ſchoͤßlingen/ ſo von der wurtzel auff- wachſen/ fortgepflantzet/ wenn dieſelben ſo fern kommen/ daß ſie faſeln oder putzen ge- winnen/ pflegt man ſie zu verſetzen. Er wird auch von den kernen gezielet/ die ſetzet man im Hornung |in ein gut wohl gebawt und getuͤnckt Erdreich/ einer ſpannen tief/ tieffer ſollen ſie nicht geſetzt werden/ denn ſie wach- ſen ſonſt nicht auß. Die ſpitze muß nicht underſich/ ſonder auff eine ſeit gewant wer- den/ damit des kaͤums auffwachſen befuͤr- deret werde/ zu jedem kern muß ein ſtaͤblein geſtecket werden. Auß den gelegten kernen wachſen bald ſchoͤne Baͤume/ welche fleiſſig umbhacket/ gewartet und außgeſchneidet werden muͤſſen. Die Kaͤſten/ ſo man ſetzen will/ wirft man zuvor in ein waſſer/ welche zu boden fallen ſind tauglich/ die aber em- por ſchwimmen/ ſind nichts nutz/ und von den wuͤrmen meiſtens außgefreſſen. Das peltzen iſt ihnen gar nutzlich/ denn die frucht- barkeit wird dardurch vermehrt. Die art des aͤugelns iſt hiezu am bequemſten/ doch muß das aͤuglein oder pfeiflein nicht von einem in ſelbigem Jahr gewachſen/ ſon- der von einem zweyjaͤhrigen ſchoß genom- men werden. Wenn aber ſolches bey ange- hendem ſafft geſchehen ſoll/ eh die Augen trucken/ als kan des peltzens erfahrner leicht- lich erachten/ daß ſolche Kaͤſten-peltzung/ da man die geſchlachten Baͤume nicht zu gegen hat/ ſchwerlich ins werck zu ſtellen ſeye. Zu dem ſind die Baͤume und reiſer truckener na- tur/ welche nicht bald mit ſafft anlauffen/ noch die reiſer wie andere geſchwind fort- wachſen/ wo aber die peltzung geraͤht/ ſo wer- den die davon folgende Fruͤcht zahm. Ande- re ſetzen ſie auff Eychſtaͤmmen/ da kommen ſie nicht uneben. Es wollen zwar etliche zwi- ſchen groſſen/ mittelmaͤſſigen und kleinen kaͤſten ein underſcheid machen/ aber es be- darff deſſelben nicht/ dieweil ſie alle drey auf einem Baum wachſen/ und nur von den ver- kaͤuffern alſo erklaubet werden. Jm Elſaß werden die Kaͤſtenbaͤum in groſſer anzahl/ ja gantze Kaſtanien-Waͤl- der geſehen/ und die Frucht hin und wider in Teutſchland verſendet. Jn Jtalien ſind ſie gar gemein/ allda man die Tarentini- ſche und Neapolitaniſche Kaſtanien inſon- derheit ruͤhmet. Jm Frantzoͤſiſchen Del- phinat ſtehen die Waͤlder auch voll Kaͤſten- baͤum/ deren Frucht/ ſo man fuͤr die beſte haltet/ in gantz Franckreich gefuͤhret wird. Sie waͤchſt auch im Schweitzerland/ Puͤn- ten/ Saphoyen/ Pays de Vaux, und in der Churfuͤrſtlichen Pfaltz. Man findet ihne auch in der Americaniſchen Jnſul Virgi- nia und Florida. Jn der Koͤniglichen Landſchafft Peru wird ein ſonderliche art der Kaſtanien ange- troffen/ welche Carolus Cluſius lib. 1. rarior. plant. hiſtor. c. 5. alſo beſchreibet. Dieſe Ca- ſtanien/ wenn ſie an beyden ſeiten nicht ein wenig eingetruckt waͤre/ inſonderheit wo der ſtiel ſtehet/ iſt umb etwas kugel-rund/ und mit einer dicklicht/ bruͤchigen und ſchwam- michter Rinde bedeckt. Sie iſt braunſchwartz und doch ein wenig gelblicht: zu underſt be- finden ſich viel duͤnne aber ſtarcke doͤrn/ ſo in der ſchalen/ welche den kernen einſchlieſſet/ ſteiff anhangen: die Schale oder ſchelffe iſt auch dunckel-ſchwartz/ nicht dick/ zaͤhe und ſchwerlich zu brechen/ inwendig aber glatt und glaͤntzend/ in welcher der kerne liget/ ſo an der groͤſſe und farb einer geſchelten Man- dlen/ an der geſtalt aber den Haſen-nieren ſich vergleichet/ und an dem geſchmack mit den gemeinen Mandlen und Kaſtanien uͤber- ein komt. Pernani- ſche Caſta- nien/ Ca- ſtanea Pe- ruana. Caſtanca reni lepo- rino ſiml- lis, C. B. So iſt auch ein ſonderbahr geſchlecht/ der T

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/161>, abgerufen am 27.04.2024.