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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch]

Der lange Pfeffer hat seinen besonderen
Baum/ daran hangt er wie ein wurm oder
butzen an der Haselstauden/ mit viel kleinen
Körnlein besetzt. Dieser Pfeffer ist der
schärffste.

Der runde/ weisse und lange Pfeffer wer-
den meistentheils zu den Artzneyen gebraucht/
dargegen ist der schwartze runde Pfeffer mehr
in der küche bekannt.

Das Gewächs des runden Pfeffers/ wie
es allhie gestaltet/ hat Matthiolus nicht ge-
sehen/ ist aber ihme von einem Portugaleser/
welcher zu Calecut gewesen/ also abgemahlet
worden. Die gantze Trauben/ wie die Kör-
ner beysammen wachsen/ hat er offt gesehen/
und ist ihme erstlich von Francisco Calzolario
Apotheckeren zu Verona mitgetheilet worden.

Jn der abgerissenen Figur ist Matthioli
Pfeffer/ wie ihme ein Portugaleser densel-
bigen zugestellet/ mit M bezeichnet. Die
andern blätter hat Camerarius selber offt un-
der dem in menge gelegenen Pfeffer gesamlet/
und die Frucht in Essig gebeitzt/ mit dem
Jmber und Cardamömlein/ von guten
Freunden bekommen. Jst wol möglich/ daß
diese spitzige blätter/ die sonst sollen etwas klei-
ner seyn als die von den Citronen/ und sich
das gantze Gewächs an andere Bäume son-
derlich an den Dattelbaum und den baum
Faufel genannt/ wie die Weinstöck und Ep-
pich anhänget/ von dem jungen Gewächs
seyn/ oder vnterwegen zu sehr dürr worden.
Etliche zeigen auch an/ daß der weisse runde
Pfeffer nicht an einem Gewächs mit dem
schwartzen als ein vnzeitiger wachse/ viel-
mehr seye er ein absonderliches Gewächs/
vnterscheiden von andern/ wie die schwartze
und weisse Weinreben: wird weniger gefun-
den/ und ist auch viel besser als der schwartze.

[Abbildung]

Dieweilen aber des Matthioli Figur von
[Spaltenumbruch] fürnemmen Botanicis in Zweiffel gezogen
wird/ ist allhier ein bessere beygesetzt worden/
so den grossen und kleinen Pfeffer/ wie auch
die Trauben des schwartzen Pfeffers besser
fürbildet.

Der beste Pfeffer ist/ welcher nicht sehr
runtzlicht/ nicht verlegen oder wurmstichig/
auch nicht schuppicht/ sondern frisch/ schwer/
derb/ schwartz und am geschmack scharff
ist. Man fälschet auch den Pfeffer/ aber die-
ser betrug wird erkannt/ so man die Körner
ins Wasser legt/ denn der falsche Pfeffer
zergehet/ nach dem er weich worden/ aber
der rechte Pfeffer bleibet gantz.

Herr Johann Albrecht von Mandelslo
berichtet in seiner Morgenländischen Reise-
beschreibung im 141. blat/ daß in Malabar
der Pfeffer sehr häuffig wachse/ welcher we-
gen seiner groben Körner/ schwere und güte/
der allerbeste in gantz Jndien gehalten werde/
(nach diesem der auff Sumatra und dann
der auff Java) die Einwohner treiben darmit
sehr grossen Handel/ und werden jährlich
auß Cananar/ Calicut und Cochin etlich
tausend Centner außgeschiffet.

Herr Walther Schultzen beschreibet mit
mehrerem bericht/ in seiner Ostindianischen
Reise/ im 3. buch am 16. cap. den Pfeffer al-
so: Der Pfeffer ist zweyerley der runde und
der lange.

Der runde Pfeffer wird nicht weit von
dem Meer-Busen gesäet und gepflantzet/
auff einem fetten Lande/ und komt bey ein-
gesteckten Pfälen/ wie der Weinstock an den
Rebenpfälen/ empor. Wenn man ihn mit
asche und mist tünget/ wächset er länger
denn die gewöhnlichen Pfäle sind/ und hän-
get herunter wie der Hopffe/ oder die Türcki-
sche Bohnen/ ist auch so zähe wie dieselben/
und hat viel schößlinge/ welche/ wo sie sich
an keinen Bäumen oder Sträuchen auff-
helffen können/ nidrig bey der Erde hin-
kriechen. Säet man ihn auff ein fettes Land/
so bringet er innerhalb Jahrs/ häuffige
Früchte/ und nimbt an Fruchtbarkeit von
Jahren zu Jahren/ nach dem der Grund be-
schaffen/ zu oder ab. Die Wurtzel/ so er in
die Erde schlägt/ ist voll kleiner zäher faseln.
Die blätter sind den Ephen-blättern nicht
vngleich/ haben in der mitte eine breite hol-
kehle/ davon viel strichlein an beyden seiten
abgehen; sie wachsen auß den Knospen der
Zweige/ und sind außwendig gantz grün/
jnwendig aber nur bleich-grün gefärbet. Es
sitzet der Pfeffer bey gantzen Püsch- oder
Träublein zusammen/ welche nicht nur mit-
ten an den Zweigen/ sondern auch vorn an
den spitzen hangen. Die Pfefferkörner sind
zu erst grün/ aber hernach wenn sie reiff wor-
den/ schwartz. Die reiffen Körner werden in
der Sonnen gedörret/ davon ihre schwartze
haut viele Runtzeln bekomt: wenn dieses ge-
schehen/ und der Pfeffer seine schärffe erhal-
ten/ so wird er alsdenn in alle Welt ver-
führet. Wenn diese haut frisch und grün
weggenommen wird/ entstehet eine beson-
dere art Pfeffer/ der runde weisse Pfeffer ge-
nannt/ welcher schärffer/ thewrer/ und an-
mühtiger/ als der schwartze fällt/ auch von
fürnehmen Leuthen in Jndien offt an statt
des Saltzes gebraucht wird. Und nimbt man

solche
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]

Der lange Pfeffer hat ſeinen beſonderen
Baum/ daran hangt er wie ein wurm oder
butzen an der Haſelſtauden/ mit viel kleinen
Koͤrnlein beſetzt. Dieſer Pfeffer iſt der
ſchaͤrffſte.

Der runde/ weiſſe und lange Pfeffer wer-
den meiſtentheils zu dẽ Artzneyen gebraucht/
dargegen iſt der ſchwartze runde Pfeffer mehr
in der kuͤche bekannt.

Das Gewaͤchs des runden Pfeffers/ wie
es allhie geſtaltet/ hat Matthiolus nicht ge-
ſehen/ iſt aber ihme von einem Portugaleſer/
welcher zu Calecut geweſen/ alſo abgemahlet
worden. Die gantze Trauben/ wie die Koͤr-
ner beyſammen wachſen/ hat er offt geſehen/
und iſt ihme erſtlich von Franciſco Calzolario
Apotheckeren zu Verona mitgetheilet wordẽ.

Jn der abgeriſſenen Figur iſt Matthioli
Pfeffer/ wie ihme ein Portugaleſer denſel-
bigen zugeſtellet/ mit M bezeichnet. Die
andern blaͤtter hat Camerarius ſelber offt un-
der dem in menge gelegenen Pfeffer geſamlet/
und die Frucht in Eſſig gebeitzt/ mit dem
Jmber und Cardamoͤmlein/ von guten
Freunden bekommen. Jſt wol moͤglich/ daß
dieſe ſpitzige blaͤtter/ die ſonſt ſollen etwas klei-
ner ſeyn als die von den Citronen/ und ſich
das gantze Gewaͤchs an andere Baͤume ſon-
derlich an den Dattelbaum und den baum
Faufel genannt/ wie die Weinſtoͤck und Ep-
pich anhaͤnget/ von dem jungen Gewaͤchs
ſeyn/ oder vnterwegen zu ſehr duͤrꝛ worden.
Etliche zeigen auch an/ daß der weiſſe runde
Pfeffer nicht an einem Gewaͤchs mit dem
ſchwartzen als ein vnzeitiger wachſe/ viel-
mehr ſeye er ein abſonderliches Gewaͤchs/
vnterſcheiden von andern/ wie die ſchwartze
und weiſſe Weinreben: wird weniger gefun-
den/ und iſt auch viel beſſer als der ſchwartze.

[Abbildung]

Dieweilen aber des Matthioli Figur von
[Spaltenumbruch] fuͤrnemmen Botanicis in Zweiffel gezogen
wird/ iſt allhier ein beſſere beygeſetzt worden/
ſo den groſſen und kleinen Pfeffer/ wie auch
die Trauben des ſchwartzen Pfeffers beſſer
fuͤrbildet.

Der beſte Pfeffer iſt/ welcher nicht ſehr
runtzlicht/ nicht verlegen oder wurmſtichig/
auch nicht ſchuppicht/ ſondern friſch/ ſchwer/
derb/ ſchwartz und am geſchmack ſcharff
iſt. Man faͤlſchet auch den Pfeffer/ aber die-
ſer betrug wird erkannt/ ſo man die Koͤrner
ins Waſſer legt/ denn der falſche Pfeffer
zergehet/ nach dem er weich worden/ aber
der rechte Pfeffer bleibet gantz.

Herꝛ Johann Albrecht von Mandelslo
berichtet in ſeiner Morgenlaͤndiſchen Reiſe-
beſchreibung im 141. blat/ daß in Malabar
der Pfeffer ſehr haͤuffig wachſe/ welcher we-
gen ſeiner groben Koͤrner/ ſchwere und guͤte/
der allerbeſte in gantz Jndien gehalten werde/
(nach dieſem der auff Sumatra und dann
der auff Java) die Einwohner treiben darmit
ſehr groſſen Handel/ und werden jaͤhrlich
auß Cananar/ Calicut und Cochin etlich
tauſend Centner außgeſchiffet.

Herꝛ Walther Schultzen beſchreibet mit
mehrerem bericht/ in ſeiner Oſtindianiſchen
Reiſe/ im 3. buch am 16. cap. den Pfeffer al-
ſo: Der Pfeffer iſt zweyerley der runde und
der lange.

Der runde Pfeffer wird nicht weit von
dem Meer-Buſen geſaͤet und gepflantzet/
auff einem fetten Lande/ und komt bey ein-
geſteckten Pfaͤlen/ wie der Weinſtock an den
Rebenpfaͤlen/ empor. Wenn man ihn mit
aſche und miſt tuͤnget/ waͤchſet er laͤnger
denn die gewoͤhnlichen Pfaͤle ſind/ und haͤn-
get herunter wie der Hopffe/ oder die Tuͤrcki-
ſche Bohnen/ iſt auch ſo zaͤhe wie dieſelben/
und hat viel ſchoͤßlinge/ welche/ wo ſie ſich
an keinen Baͤumen oder Straͤuchen auff-
helffen koͤnnen/ nidrig bey der Erde hin-
kriechen. Saͤet man ihn auff ein fettes Land/
ſo bringet er innerhalb Jahrs/ haͤuffige
Fruͤchte/ und nimbt an Fruchtbarkeit von
Jahren zu Jahren/ nach dem der Grund be-
ſchaffen/ zu oder ab. Die Wurtzel/ ſo er in
die Erde ſchlaͤgt/ iſt voll kleiner zaͤher faſeln.
Die blaͤtter ſind den Ephen-blaͤttern nicht
vngleich/ haben in der mitte eine breite hol-
kehle/ davon viel ſtrichlein an beyden ſeiten
abgehen; ſie wachſen auß den Knoſpen der
Zweige/ und ſind außwendig gantz gruͤn/
jnwendig aber nur bleich-gruͤn gefaͤrbet. Es
ſitzet der Pfeffer bey gantzen Puͤſch- oder
Traͤublein zuſammen/ welche nicht nur mit-
ten an den Zweigen/ ſondern auch vorn an
den ſpitzen hangen. Die Pfefferkoͤrner ſind
zu erſt gruͤn/ aber hernach wenn ſie reiff wor-
den/ ſchwartz. Die reiffen Koͤrner werden in
der Sonnen gedoͤrꝛet/ davon ihre ſchwartze
haut viele Runtzeln bekomt: wenn dieſes ge-
ſchehen/ und der Pfeffer ſeine ſchaͤrffe erhal-
ten/ ſo wird er alsdenn in alle Welt ver-
fuͤhret. Wenn dieſe haut friſch und gruͤn
weggenommen wird/ entſtehet eine beſon-
dere art Pfeffer/ der runde weiſſe Pfeffer ge-
nannt/ welcher ſchaͤrffer/ thewrer/ und an-
muͤhtiger/ als der ſchwartze faͤllt/ auch von
fuͤrnehmen Leuthen in Jndien offt an ſtatt
des Saltzes gebraucht wird. Und nimbt man

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[194/0210] Das Erſte Buch/ Der lange Pfeffer hat ſeinen beſonderen Baum/ daran hangt er wie ein wurm oder butzen an der Haſelſtauden/ mit viel kleinen Koͤrnlein beſetzt. Dieſer Pfeffer iſt der ſchaͤrffſte. Der runde/ weiſſe und lange Pfeffer wer- den meiſtentheils zu dẽ Artzneyen gebraucht/ dargegen iſt der ſchwartze runde Pfeffer mehr in der kuͤche bekannt. Das Gewaͤchs des runden Pfeffers/ wie es allhie geſtaltet/ hat Matthiolus nicht ge- ſehen/ iſt aber ihme von einem Portugaleſer/ welcher zu Calecut geweſen/ alſo abgemahlet worden. Die gantze Trauben/ wie die Koͤr- ner beyſammen wachſen/ hat er offt geſehen/ und iſt ihme erſtlich von Franciſco Calzolario Apotheckeren zu Verona mitgetheilet wordẽ. Jn der abgeriſſenen Figur iſt Matthioli Pfeffer/ wie ihme ein Portugaleſer denſel- bigen zugeſtellet/ mit M bezeichnet. Die andern blaͤtter hat Camerarius ſelber offt un- der dem in menge gelegenen Pfeffer geſamlet/ und die Frucht in Eſſig gebeitzt/ mit dem Jmber und Cardamoͤmlein/ von guten Freunden bekommen. Jſt wol moͤglich/ daß dieſe ſpitzige blaͤtter/ die ſonſt ſollen etwas klei- ner ſeyn als die von den Citronen/ und ſich das gantze Gewaͤchs an andere Baͤume ſon- derlich an den Dattelbaum und den baum Faufel genannt/ wie die Weinſtoͤck und Ep- pich anhaͤnget/ von dem jungen Gewaͤchs ſeyn/ oder vnterwegen zu ſehr duͤrꝛ worden. Etliche zeigen auch an/ daß der weiſſe runde Pfeffer nicht an einem Gewaͤchs mit dem ſchwartzen als ein vnzeitiger wachſe/ viel- mehr ſeye er ein abſonderliches Gewaͤchs/ vnterſcheiden von andern/ wie die ſchwartze und weiſſe Weinreben: wird weniger gefun- den/ und iſt auch viel beſſer als der ſchwartze. [Abbildung] Dieweilen aber des Matthioli Figur von fuͤrnemmen Botanicis in Zweiffel gezogen wird/ iſt allhier ein beſſere beygeſetzt worden/ ſo den groſſen und kleinen Pfeffer/ wie auch die Trauben des ſchwartzen Pfeffers beſſer fuͤrbildet. Der beſte Pfeffer iſt/ welcher nicht ſehr runtzlicht/ nicht verlegen oder wurmſtichig/ auch nicht ſchuppicht/ ſondern friſch/ ſchwer/ derb/ ſchwartz und am geſchmack ſcharff iſt. Man faͤlſchet auch den Pfeffer/ aber die- ſer betrug wird erkannt/ ſo man die Koͤrner ins Waſſer legt/ denn der falſche Pfeffer zergehet/ nach dem er weich worden/ aber der rechte Pfeffer bleibet gantz. Herꝛ Johann Albrecht von Mandelslo berichtet in ſeiner Morgenlaͤndiſchen Reiſe- beſchreibung im 141. blat/ daß in Malabar der Pfeffer ſehr haͤuffig wachſe/ welcher we- gen ſeiner groben Koͤrner/ ſchwere und guͤte/ der allerbeſte in gantz Jndien gehalten werde/ (nach dieſem der auff Sumatra und dann der auff Java) die Einwohner treiben darmit ſehr groſſen Handel/ und werden jaͤhrlich auß Cananar/ Calicut und Cochin etlich tauſend Centner außgeſchiffet. Herꝛ Walther Schultzen beſchreibet mit mehrerem bericht/ in ſeiner Oſtindianiſchen Reiſe/ im 3. buch am 16. cap. den Pfeffer al- ſo: Der Pfeffer iſt zweyerley der runde und der lange. Der runde Pfeffer wird nicht weit von dem Meer-Buſen geſaͤet und gepflantzet/ auff einem fetten Lande/ und komt bey ein- geſteckten Pfaͤlen/ wie der Weinſtock an den Rebenpfaͤlen/ empor. Wenn man ihn mit aſche und miſt tuͤnget/ waͤchſet er laͤnger denn die gewoͤhnlichen Pfaͤle ſind/ und haͤn- get herunter wie der Hopffe/ oder die Tuͤrcki- ſche Bohnen/ iſt auch ſo zaͤhe wie dieſelben/ und hat viel ſchoͤßlinge/ welche/ wo ſie ſich an keinen Baͤumen oder Straͤuchen auff- helffen koͤnnen/ nidrig bey der Erde hin- kriechen. Saͤet man ihn auff ein fettes Land/ ſo bringet er innerhalb Jahrs/ haͤuffige Fruͤchte/ und nimbt an Fruchtbarkeit von Jahren zu Jahren/ nach dem der Grund be- ſchaffen/ zu oder ab. Die Wurtzel/ ſo er in die Erde ſchlaͤgt/ iſt voll kleiner zaͤher faſeln. Die blaͤtter ſind den Ephen-blaͤttern nicht vngleich/ haben in der mitte eine breite hol- kehle/ davon viel ſtrichlein an beyden ſeiten abgehen; ſie wachſen auß den Knoſpen der Zweige/ und ſind außwendig gantz gruͤn/ jnwendig aber nur bleich-gruͤn gefaͤrbet. Es ſitzet der Pfeffer bey gantzen Puͤſch- oder Traͤublein zuſammen/ welche nicht nur mit- ten an den Zweigen/ ſondern auch vorn an den ſpitzen hangen. Die Pfefferkoͤrner ſind zu erſt gruͤn/ aber hernach wenn ſie reiff wor- den/ ſchwartz. Die reiffen Koͤrner werden in der Sonnen gedoͤrꝛet/ davon ihre ſchwartze haut viele Runtzeln bekomt: wenn dieſes ge- ſchehen/ und der Pfeffer ſeine ſchaͤrffe erhal- ten/ ſo wird er alsdenn in alle Welt ver- fuͤhret. Wenn dieſe haut friſch und gruͤn weggenommen wird/ entſtehet eine beſon- dere art Pfeffer/ der runde weiſſe Pfeffer ge- nannt/ welcher ſchaͤrffer/ thewrer/ und an- muͤhtiger/ als der ſchwartze faͤllt/ auch von fuͤrnehmen Leuthen in Jndien offt an ſtatt des Saltzes gebraucht wird. Und nimbt man ſolche

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/210>, abgerufen am 30.04.2024.