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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] auß dem Königreich Peru gebracht. Es
wird in den Niderländischen Gärten von
dem auß Spanien gesandten Samen ge-
pflantzet/ kommet doch selten zur zeitigung/
wenn man es schon in dem Mertzen an Son-
nichten orten säet. Casparus Bauhinus hat
es in dem Paduanischen Garten angetrof-
fen.

Eigenschafft.

Fenich ist kalter natur/ jedoch mit etwas
flüchtigem saltz/ und schwefelichtem öhl/ ne-
ben vielen irdischen theilen begabet/ nehrt
sehr wenig/ machet wind/ ist härt zu däwen/
und alten Leuthen nichts nutz/ stopfft den
Bauch mehr als der Hirß/ und verursachet
ein dick geblüt.

Gebrauch.

Es ware der Fenich etlichen Völckeren in
in Thracia bey der Statt Chermanda/ jen-
seit dem Fluß Euphrate so gemein/ daß sie
ihn täglich zu ihrer Nahrung gebrauchten/
daher Xenophon dieselbige [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt],
Fenichfresser nennet/ welcher name heut zu
tag auch den Gasconiern gegeben wird. Das
gemeine Volck in Franckreich/ Teutsch-
land/ Böhmen und Vngern/ sonderlich a-
ber an denen orten/ da des Fenichs die men-
ge gezielet wird/ machet gute Brey darauß/
ihr Gesind und Taglöhner darmit zu spei-
sen/ denn er ein gute speiß ist vor grobe star-
cke Leuth/ als Tröscher/ Holtzflösser und an-
dere/ die schwäre Arbeit thun müssen/ weilen
er bald sättiget. Die Frantzosen kochen den
Fenich mit Wasser und Butter/ sieden jhn
zu einer Brey/ saltzen ihn darnach/ und wenn
sie ihn anrichten/ so bestrewen sie ihn mit
klein geschnittenem Leuchel und Dillkraut:
ist ein speiß für das Gesind/ sie thun auch
bißweilen ein wenig Essig darein/ daß es
saurlicht werde/ ist also in heisser zeit an-
müthiger zu essen. Unser Baursvolck/ das
etwan verleckerter ist/ siedet den Fenich mit
Milch zu einer Brey/ thut butter und saltz
[Spaltenumbruch] so viel genug darzu/ speiset darmit sein
haußgesind/ denn er auff diese weiß wol neh-
ret. Jn Jtalien ist er auch ein speiß für die
Hüner und Tauben/ sie damit feist zu ma-
chen.

[Abbildung] Wilder Fenich. Panicum sylvestre.

Es ist auch ein wilder Fenich/ viel kleiner
denn der erst genante oder zahme/ nemlich
elen hoch/ hat zugleich schmälere/ kürtzere
und räuchere blätter/ einen geraden knodich-
ten und holkeelichten halm: am gipffel er-
scheinen viel rauche/ röthlichte kolben/ die
sind auch viel kleiner denn in den zahmen.
Dieser Fenich kühlet auch mehr als der vo-
rige/ wird aber nicht in der speiß gebraucht.



CAPUT XXIII.
[Spaltenumbruch]
Sesamen-kern. Sesamum.
Namen.

SEsamen-kern heißt auff Lateinisch/
Sesamum oder Sesama. Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Jtaliänisch/ Sesamo.
Frantzösisch/ Sisame, Jougioline. Spanisch/
Sisamo, Giuggiolena. Englisch/ Gilp/ Pur-
hing grain.

Gestalt.

Etliche nennen Sesamum Lein- oder Flachs-
dotter/ deren meinung Matthiolo nicht ge-
fallet/ denn er achtet den Lein-dotter (wel-
cher ein Mißgewächs ist im Flachs) für das
rechte Myagrum, davon drunden gehandlet
wird. Ferners will er auch nicht für gewiß
sagen/ daß dieß kraut/ so alhier abgemahlet/
das wahre Sesamum der alten seye/ in dem
es mit dessen beschreibung nicht zustimt/ wir
haben es hieher gestellet/ dieweil es ein schön
Gewächs ist/ und es etliche für das Sesamum
halten/ denn es läßt sich auch sein samen an-
sehen/ als seye er mit der krafft dem Sesamo
gleich.

[Spaltenumbruch]

Das rechte Sesamum gewinnet einen bintz-
und knodichten halm/ wie der Hirß/ allein
ist er dicker und länger/ hat röthlichte blät-
ter; graßgrüne blumen/ weißlichten samen/
in knöpffen verschlossen wie der Magsamen/
und dick als der Hirß/ welche beschreibung
mit dem vorgemahlten gewächs nicht zu-
trifft/ darumb es billich Pseudo-sesamum
vermeintes Sesamum genennet wird.

Eigenschafft.

Des rechten Sesami samen bringet man
auß Griechenland in unsere Stätte/ haltet
in sich eine fette/ zähe/ ölige feuchtigkeit/ und
hat daher krafft äusserlich zu erweichen/ zu
sänfftigen und zu zeitigen.

Gebrauch.

Galenus Lib. 1. de Alimentor. facultat. cap. 37.
schreibt/ daß der samen Sesami bald sättige/
schwärlich verdäwet werde/ und den Ma-
gen zum unwillen reitze/ welches auch Dio-
scorides lib. 2. cap.
14. bezeuget/ und darbey ver-
meldet/ daß er einen schwären Athem ver-
ursache/ ist also innerlich nicht zu gebrau-
chen.

Jn

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] auß dem Koͤnigreich Peru gebracht. Es
wird in den Niderlaͤndiſchen Gaͤrten von
dem auß Spanien geſandten Samen ge-
pflantzet/ kommet doch ſelten zur zeitigung/
wenn man es ſchon in dem Mertzen an Son-
nichten orten ſaͤet. Caſparus Bauhinus hat
es in dem Paduaniſchen Garten angetrof-
fen.

Eigenſchafft.

Fenich iſt kalter natur/ jedoch mit etwas
fluͤchtigem ſaltz/ und ſchwefelichtem oͤhl/ ne-
ben vielen irdiſchen theilen begabet/ nehrt
ſehr wenig/ machet wind/ iſt haͤrt zu daͤwen/
und alten Leuthen nichts nutz/ ſtopfft den
Bauch mehr als der Hirß/ und verurſachet
ein dick gebluͤt.

Gebrauch.

Es ware der Fenich etlichen Voͤlckeren in
in Thracia bey der Statt Chermanda/ jen-
ſeit dem Fluß Euphrate ſo gemein/ daß ſie
ihn taͤglich zu ihrer Nahrung gebrauchten/
daher Xenophon dieſelbige [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt],
Fenichfreſſer nennet/ welcher name heut zu
tag auch den Gaſconiern gegeben wird. Das
gemeine Volck in Franckreich/ Teutſch-
land/ Boͤhmen und Vngern/ ſonderlich a-
ber an denen orten/ da des Fenichs die men-
ge gezielet wird/ machet gute Brey darauß/
ihr Geſind und Tagloͤhner darmit zu ſpei-
ſen/ denn er ein gute ſpeiß iſt vor grobe ſtar-
cke Leuth/ als Troͤſcher/ Holtzfloͤſſer und an-
dere/ die ſchwaͤre Arbeit thun muͤſſen/ weilen
er bald ſaͤttiget. Die Frantzoſen kochen den
Fenich mit Waſſer und Butter/ ſieden jhn
zu einer Brey/ ſaltzen ihn darnach/ und weñ
ſie ihn anrichten/ ſo beſtrewen ſie ihn mit
klein geſchnittenem Leuchel und Dillkraut:
iſt ein ſpeiß fuͤr das Geſind/ ſie thun auch
bißweilen ein wenig Eſſig darein/ daß es
ſaurlicht werde/ iſt alſo in heiſſer zeit an-
muͤthiger zu eſſen. Unſer Baursvolck/ das
etwan verleckerter iſt/ ſiedet den Fenich mit
Milch zu einer Brey/ thut butter und ſaltz
[Spaltenumbruch] ſo viel genug darzu/ ſpeiſet darmit ſein
haußgeſind/ denn er auff dieſe weiß wol neh-
ret. Jn Jtalien iſt er auch ein ſpeiß fuͤr die
Huͤner und Tauben/ ſie damit feiſt zu ma-
chen.

[Abbildung] Wilder Fenich. Panicum ſylveſtre.

Es iſt auch ein wilder Fenich/ viel kleiner
denn der erſt genante oder zahme/ nemlich
elen hoch/ hat zugleich ſchmaͤlere/ kuͤrtzere
und raͤuchere blaͤtter/ einen geraden knodich-
ten und holkeelichten halm: am gipffel er-
ſcheinen viel rauche/ roͤthlichte kolben/ die
ſind auch viel kleiner denn in den zahmen.
Dieſer Fenich kuͤhlet auch mehr als der vo-
rige/ wird aber nicht in der ſpeiß gebraucht.



CAPUT XXIII.
[Spaltenumbruch]
Seſamen-kern. Seſamum.
Namen.

SEſamen-kern heißt auff Lateiniſch/
Seſamum oder Seſama. Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Jtaliaͤniſch/ Seſamo.
Frantzoͤſiſch/ Siſame, Jougioline. Spaniſch/
Siſamo, Giuggiolena. Engliſch/ Gilp/ Pur-
hing grain.

Geſtalt.

Etliche neñen Seſamum Lein- oder Flachs-
dotter/ deren meinung Matthiolo nicht ge-
fallet/ denn er achtet den Lein-dotter (wel-
cher ein Mißgewaͤchs iſt im Flachs) fuͤr das
rechte Myagrum, davon drunden gehandlet
wird. Ferners will er auch nicht fuͤr gewiß
ſagen/ daß dieß kraut/ ſo alhier abgemahlet/
das wahre Seſamum der alten ſeye/ in dem
es mit deſſen beſchreibung nicht zuſtimt/ wir
haben es hieher geſtellet/ dieweil es ein ſchoͤn
Gewaͤchs iſt/ und es etliche fuͤr das Seſamum
halten/ denn es laͤßt ſich auch ſein ſamen an-
ſehen/ als ſeye er mit der krafft dem Seſamo
gleich.

[Spaltenumbruch]

Das rechte Seſamum gewinnet einen bintz-
und knodichten halm/ wie der Hirß/ allein
iſt er dicker und laͤnger/ hat roͤthlichte blaͤt-
ter; graßgruͤne blumen/ weißlichten ſamen/
in knoͤpffen verſchloſſen wie der Magſamen/
und dick als der Hirß/ welche beſchreibung
mit dem vorgemahlten gewaͤchs nicht zu-
trifft/ darumb es billich Pſeudo-ſeſamum
vermeintes Seſamum genennet wird.

Eigenſchafft.

Des rechten Seſami ſamen bringet man
auß Griechenland in unſere Staͤtte/ haltet
in ſich eine fette/ zaͤhe/ oͤlige feuchtigkeit/ und
hat daher krafft aͤuſſerlich zu erweichen/ zu
ſaͤnfftigen und zu zeitigen.

Gebrauch.

Galenus Lib. 1. de Alimentor. facultat. cap. 37.
ſchreibt/ daß der ſamen Seſami bald ſaͤttige/
ſchwaͤrlich verdaͤwet werde/ und den Ma-
gen zum unwillen reitze/ welches auch Dio-
ſcorides lib. 2. cap.
14. bezeuget/ und darbey ver-
meldet/ daß er einen ſchwaͤren Athem ver-
urſache/ iſt alſo innerlich nicht zu gebrau-
chen.

Jn
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[328/0344] Das Andere Buch/ auß dem Koͤnigreich Peru gebracht. Es wird in den Niderlaͤndiſchen Gaͤrten von dem auß Spanien geſandten Samen ge- pflantzet/ kommet doch ſelten zur zeitigung/ wenn man es ſchon in dem Mertzen an Son- nichten orten ſaͤet. Caſparus Bauhinus hat es in dem Paduaniſchen Garten angetrof- fen. Eigenſchafft. Fenich iſt kalter natur/ jedoch mit etwas fluͤchtigem ſaltz/ und ſchwefelichtem oͤhl/ ne- ben vielen irdiſchen theilen begabet/ nehrt ſehr wenig/ machet wind/ iſt haͤrt zu daͤwen/ und alten Leuthen nichts nutz/ ſtopfft den Bauch mehr als der Hirß/ und verurſachet ein dick gebluͤt. Gebrauch. Es ware der Fenich etlichen Voͤlckeren in in Thracia bey der Statt Chermanda/ jen- ſeit dem Fluß Euphrate ſo gemein/ daß ſie ihn taͤglich zu ihrer Nahrung gebrauchten/ daher Xenophon dieſelbige _, Fenichfreſſer nennet/ welcher name heut zu tag auch den Gaſconiern gegeben wird. Das gemeine Volck in Franckreich/ Teutſch- land/ Boͤhmen und Vngern/ ſonderlich a- ber an denen orten/ da des Fenichs die men- ge gezielet wird/ machet gute Brey darauß/ ihr Geſind und Tagloͤhner darmit zu ſpei- ſen/ denn er ein gute ſpeiß iſt vor grobe ſtar- cke Leuth/ als Troͤſcher/ Holtzfloͤſſer und an- dere/ die ſchwaͤre Arbeit thun muͤſſen/ weilen er bald ſaͤttiget. Die Frantzoſen kochen den Fenich mit Waſſer und Butter/ ſieden jhn zu einer Brey/ ſaltzen ihn darnach/ und weñ ſie ihn anrichten/ ſo beſtrewen ſie ihn mit klein geſchnittenem Leuchel und Dillkraut: iſt ein ſpeiß fuͤr das Geſind/ ſie thun auch bißweilen ein wenig Eſſig darein/ daß es ſaurlicht werde/ iſt alſo in heiſſer zeit an- muͤthiger zu eſſen. Unſer Baursvolck/ das etwan verleckerter iſt/ ſiedet den Fenich mit Milch zu einer Brey/ thut butter und ſaltz ſo viel genug darzu/ ſpeiſet darmit ſein haußgeſind/ denn er auff dieſe weiß wol neh- ret. Jn Jtalien iſt er auch ein ſpeiß fuͤr die Huͤner und Tauben/ ſie damit feiſt zu ma- chen. [Abbildung Wilder Fenich. Panicum ſylveſtre. ] Es iſt auch ein wilder Fenich/ viel kleiner denn der erſt genante oder zahme/ nemlich elen hoch/ hat zugleich ſchmaͤlere/ kuͤrtzere und raͤuchere blaͤtter/ einen geraden knodich- ten und holkeelichten halm: am gipffel er- ſcheinen viel rauche/ roͤthlichte kolben/ die ſind auch viel kleiner denn in den zahmen. Dieſer Fenich kuͤhlet auch mehr als der vo- rige/ wird aber nicht in der ſpeiß gebraucht. CAPUT XXIII. Seſamen-kern. Seſamum. Namen. SEſamen-kern heißt auff Lateiniſch/ Seſamum oder Seſama. Griechiſch/ __. Jtaliaͤniſch/ Seſamo. Frantzoͤſiſch/ Siſame, Jougioline. Spaniſch/ Siſamo, Giuggiolena. Engliſch/ Gilp/ Pur- hing grain. Geſtalt. Etliche neñen Seſamum Lein- oder Flachs- dotter/ deren meinung Matthiolo nicht ge- fallet/ denn er achtet den Lein-dotter (wel- cher ein Mißgewaͤchs iſt im Flachs) fuͤr das rechte Myagrum, davon drunden gehandlet wird. Ferners will er auch nicht fuͤr gewiß ſagen/ daß dieß kraut/ ſo alhier abgemahlet/ das wahre Seſamum der alten ſeye/ in dem es mit deſſen beſchreibung nicht zuſtimt/ wir haben es hieher geſtellet/ dieweil es ein ſchoͤn Gewaͤchs iſt/ und es etliche fuͤr das Seſamum halten/ denn es laͤßt ſich auch ſein ſamen an- ſehen/ als ſeye er mit der krafft dem Seſamo gleich. Das rechte Seſamum gewinnet einen bintz- und knodichten halm/ wie der Hirß/ allein iſt er dicker und laͤnger/ hat roͤthlichte blaͤt- ter; graßgruͤne blumen/ weißlichten ſamen/ in knoͤpffen verſchloſſen wie der Magſamen/ und dick als der Hirß/ welche beſchreibung mit dem vorgemahlten gewaͤchs nicht zu- trifft/ darumb es billich Pſeudo-ſeſamum vermeintes Seſamum genennet wird. Eigenſchafft. Des rechten Seſami ſamen bringet man auß Griechenland in unſere Staͤtte/ haltet in ſich eine fette/ zaͤhe/ oͤlige feuchtigkeit/ und hat daher krafft aͤuſſerlich zu erweichen/ zu ſaͤnfftigen und zu zeitigen. Gebrauch. Galenus Lib. 1. de Alimentor. facultat. cap. 37. ſchreibt/ daß der ſamen Seſami bald ſaͤttige/ ſchwaͤrlich verdaͤwet werde/ und den Ma- gen zum unwillen reitze/ welches auch Dio- ſcorides lib. 2. cap. 14. bezeuget/ und darbey ver- meldet/ daß er einen ſchwaͤren Athem ver- urſache/ iſt alſo innerlich nicht zu gebrau- chen. Jn

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/344>, abgerufen am 28.04.2024.