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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] Geschwär
der Zahn-
bilderen.
oder Geschwär an den Zahnbilderen hat/ ist
nichts bessers/ als ein stücklein von einer Fei-
gen darauff gelegt/ denn es zeitiget geschwind/
und öffnet zugleich das Geschwär/ wiewol
nicht ohne vorhergehenden Schmertzen.
Gleiche Würckung haben auch die Feigen/
wenn sie neben Eibischblätteren/ Camillen-
blust/ und Saffran in Milch gekochet/ und
die warme Milch offt in dem Mund auf der
Seiten des Geschwärs gehalten wird; es zei-
tiget und öffnet in gar kurtzer Zeit.

Die Feigen werden under die Erweich-pfla-
ster gar nutzlich gebraucht/ daher vermuth-
lich/ es habe auch deshalben der Prophet
Jesajas befohlen/ ein Pflaster von Feigen
zunehmen/ welches man dem krancken Kö-
nig Hiskia auff seine Drüsse legen müssen/
daß er gesund werde/ wie in dem Buch des
Propheten Jesajae im 38. Cap. 21. v. zu lesen.

Dieweilen die Feigen dem Leib zimliche
Nahrung geben/ werden sie viel in der Hun-
gersnoht gebraucht. Daher Athenaeus lib. 3.
Deipnosophist. e Polybii Megalopol. l.
12. erzeh-
let/ daß Philipp/ Persei Vatter/ nach dem er
mit voller Kriegsmacht Asiam verderbet/
und seine Soldaten von den Magnesieren
wegen Mangel des Brots mit Feigen beschen-
cket/ auch dadurch bey dem Leben erhalten
worden/ ihnen dafür die eroberte Statt My-
ante
verehret habe.



CAPUT VII.
[Abbildung] Maulbeer-feigenbaums 2. Geschlecht.
Sycomori duo genera.

Namen.

MAulbeerfeigen- oder Egyptischer Fei-
genbaum heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 6 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen] [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Syco-
morus, Moroficus, Ficus Pharaonis, Ficus
AEgyptia.
Jtaliänisch/ Sicomoro, Ficomoro,
Fico di Egitto.
Frantzösisch/ Sicomore, Fi-
[Spaltenumbruch] guier d'AEgypte.
Spanisch/ Higuera de E-
gypto.
Englisch/ Figtree of Egypte.

Geschlecht und Gestalt.

Es finden sich drey Geschlechte dieses Ae-
gyptischen Feigenbaums. Daß erste ist Fi-
cus folio Mori, fructum in caudice gerens, C. B.
Sycomorus sive Ficus AEgyptia, Rauvvolff. Park.
Sicomorus, J. B. Matth. Dod. Pothel Theveti,
Lugd.
Jst ein Baum an grösse dem weissen
Maulbeerbaum gleich/ hat auch bey nahem
mit demselben gleiche Blätter; doch sind dise
Feigenblätter beständig/ da hingegen die
Maulbeerblätter in dem Winter gantz ab-
fallen. Die Frucht wachst zum theil auß
dem Stammen/ theils auch auß denen dem
Stammen nächsten grossen Aesten; ist halb
den Feigen/ halb den Maulbeeren gleich/
dennenher sie auch Sycomorum oder Moro-
ficum
genennet worden. Diese Feigen stecken
auch voll kleiner Körnlein/ welche von den
Griechen [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] genennet werden; ob-
wolen Alpinus, Rauvvolfius und andere das
Widerspiel hievon geschrieben. Sie sollen
langsam zeitigen/ und einen wässerigen
nicht unangenehmen Geschmack haben:
wenn solche abgelesen werden/ wachsen gleich
andere hervor/ also daß er in einem Jahr
drey oder viermahl Früchte bringet; jedoch
bringet er so viel Früchten nicht hervor/ man
verwunde ihn denn mit vielen Streichen/
da denn auß den geschlagenen Wunden erst-
lich ein Milchsafft heraußfleißt/ hernach a-
ber kleine ästlein wachsen/ deren jedes zwey/
drey/ vier/ ja biß sieben Feigen traget. Das
Holtz des Baums ist roht und hart; wenn
man ihn umbhauet/ bleibt er fortan grün/
und wird nicht dürr/ es seye denn daß man
ihn ins Wasser werffe/ da er nun zu boden
under dem Wasser ligt/ dörret er allgemach/
und schwimmet alsden empor. Dieser
Baum wachst nicht nur in Egypten/ son-
dern auch in Syrien/ da er von den Ein-
wohneren umb Schattens willen gepflantzet
wird. Ja es soll eben auch ein solcher Maul-
beer-Feigenbaum gewesen sein auf welchen
der kleine Zacheus (Lucae c. 19.) gestiegen/
damit er den Herren Jesum sehen könte/ als
Er durch die Statt Jericho gienge.

Das andere Geschlecht ist Ficus folio Sy-
comori, fructum non in caudice ferens, C. B. Fi-
cus altera seu Cypria, Park Sycomorus in Cy-
pro, Cord. in Diosc. Ficus Cypria Diosc. J. Bauh.
Mumeitz Arabum, Rauvvolf. Lugdun.
Ein Maul-
beer-Feigenbaum dem vorigen fast durch-
auß gleich außgenommen/ daß seine Früchte
nicht auß dem Stammen unmittelbar/ son-
dern auß absonderlichen an den ästlein han-
genden Zweiglein/ so einer spannenlang sind
und keine blätter zugleich haben/ hervorkom-
men. Diese Früchte sind gleich denen deß vo-
rigen Baums/ ablang rund/ in der grösse der
Zwetschgen. Der Baum wachst in der Jn-
sulen Cypren/ Rhodis/ wie auch Syrien.

Daß dritte Geschlecht ist Sycomorus foliis
minoribus, C. B. Sycomoro similis, J. B.
Ein
Baum dem Maulbeer-feigenbaum ähnlich/
hataber kleinere Blätter/ wie auch kleine gel-
be Früchten. Sonsten dem Samen/ Aesten/
Rinden/ Figur der Frucht/ milchichten Safft/
und scharffen Geschmack der blättern nach
dem Feigenbaum gantz gleich. Der Baum ist

nie-

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] Geſchwaͤr
der Zahn-
bilderen.
oder Geſchwaͤr an den Zahnbilderen hat/ iſt
nichts beſſers/ als ein ſtuͤcklein von einer Fei-
gen darauff gelegt/ denn es zeitiget geſchwind/
und oͤffnet zugleich das Geſchwaͤr/ wiewol
nicht ohne vorhergehenden Schmertzen.
Gleiche Wuͤrckung haben auch die Feigen/
wenn ſie neben Eibiſchblaͤtteren/ Camillen-
bluſt/ und Saffran in Milch gekochet/ und
die warme Milch offt in dem Mund auf der
Seiten des Geſchwaͤrs gehalten wird; es zei-
tiget und oͤffnet in gar kurtzer Zeit.

Die Feigen werden under die Erweich-pfla-
ſter gar nutzlich gebraucht/ daher vermuth-
lich/ es habe auch deshalben der Prophet
Jeſajas befohlen/ ein Pflaſter von Feigen
zunehmen/ welches man dem krancken Koͤ-
nig Hiskia auff ſeine Druͤſſe legen muͤſſen/
daß er geſund werde/ wie in dem Buch des
Propheten Jeſajæ im 38. Cap. 21. v. zu leſen.

Dieweilen die Feigen dem Leib zimliche
Nahrung geben/ werden ſie viel in der Hun-
gersnoht gebraucht. Daher Athenæus lib. 3.
Deipnoſophiſt. è Polybii Megalopol. l.
12. erzeh-
let/ daß Philipp/ Perſei Vatter/ nach dem er
mit voller Kriegsmacht Aſiam verderbet/
und ſeine Soldaten von den Magneſieren
wegen Mangel des Brots mit Feigen beſchen-
cket/ auch dadurch bey dem Leben erhalten
worden/ ihnen dafuͤr die eroberte Statt My-
ante
verehret habe.



CAPUT VII.
[Abbildung] Maulbeer-feigenbaums 2. Geſchlecht.
Sycomori duo genera.

Namen.

MAulbeerfeigen- oder Egyptiſcher Fei-
genbaum heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 6 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen] [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Syco-
morus, Moroficus, Ficus Pharaonis, Ficus
Ægyptia.
Jtaliaͤniſch/ Sicomoro, Ficomoro,
Fico di Egitto.
Frantzoͤſiſch/ Sicomore, Fi-
[Spaltenumbruch] guier d’Ægypte.
Spaniſch/ Higuera de E-
gypto.
Engliſch/ Figtree of Egypte.

Geſchlecht und Geſtalt.

Es finden ſich drey Geſchlechte dieſes Ae-
gyptiſchen Feigenbaums. Daß erſte iſt Fi-
cus folio Mori, fructum in caudice gerens, C. B.
Sycomorus ſive Ficus Ægyptia, Rauvvolff. Park.
Sicomorus, J. B. Matth. Dod. Pothel Theveti,
Lugd.
Jſt ein Baum an groͤſſe dem weiſſen
Maulbeerbaum gleich/ hat auch bey nahem
mit demſelben gleiche Blaͤtter; doch ſind diſe
Feigenblaͤtter beſtaͤndig/ da hingegen die
Maulbeerblaͤtter in dem Winter gantz ab-
fallen. Die Frucht wachst zum theil auß
dem Stammen/ theils auch auß denen dem
Stammen naͤchſten groſſen Aeſten; iſt halb
den Feigen/ halb den Maulbeeren gleich/
dennenher ſie auch Sycomorum oder Moro-
ficum
genennet worden. Dieſe Feigen ſtecken
auch voll kleiner Koͤrnlein/ welche von den
Griechen [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] genennet werden; ob-
wolen Alpinus, Rauvvolfius und andere das
Widerſpiel hievon geſchrieben. Sie ſollen
langſam zeitigen/ und einen waͤſſerigen
nicht unangenehmen Geſchmack haben:
wenn ſolche abgeleſen werden/ wachſen gleich
andere hervor/ alſo daß er in einem Jahr
drey oder viermahl Fruͤchte bringet; jedoch
bringet er ſo viel Fruͤchten nicht hervor/ man
verwunde ihn denn mit vielen Streichen/
da denn auß den geſchlagenen Wunden erſt-
lich ein Milchſafft heraußfleißt/ hernach a-
ber kleine aͤſtlein wachſen/ deren jedes zwey/
drey/ vier/ ja biß ſieben Feigen traget. Das
Holtz des Baums iſt roht und hart; wenn
man ihn umbhauet/ bleibt er fortan gruͤn/
und wird nicht duͤrꝛ/ es ſeye denn daß man
ihn ins Waſſer werffe/ da er nun zu boden
under dem Waſſer ligt/ doͤrꝛet er allgemach/
und ſchwimmet alsden empor. Dieſer
Baum wachſt nicht nur in Egypten/ ſon-
dern auch in Syrien/ da er von den Ein-
wohneren umb Schattens willen gepflantzet
wird. Ja es ſoll eben auch ein ſolcher Maul-
beer-Feigenbaum geweſen ſein auf welchen
der kleine Zacheus (Lucæ c. 19.) geſtiegen/
damit er den Herꝛen Jeſum ſehen koͤnte/ als
Er durch die Statt Jericho gienge.

Das andere Geſchlecht iſt Ficus folio Sy-
comori, fructum non in caudice ferens, C. B. Fi-
cus altera ſeu Cypria, Park Sycomorus in Cy-
pro, Cord. in Dioſc. Ficus Cypria Dioſc. J. Bauh.
Mumeitz Arabum, Rauvvolf. Lugdun.
Ein Maul-
beer-Feigenbaum dem vorigen faſt durch-
auß gleich außgenommen/ daß ſeine Fruͤchte
nicht auß dem Stammen unmittelbar/ ſon-
dern auß abſonderlichen an den aͤſtlein han-
genden Zweiglein/ ſo einer ſpannenlang ſind
und keine blaͤtter zugleich haben/ hervorkom-
men. Dieſe Fruͤchte ſind gleich denen deß vo-
rigen Baums/ ablang rund/ in der groͤſſe der
Zwetſchgen. Der Baum wachſt in der Jn-
ſulen Cypren/ Rhodis/ wie auch Syrien.

Daß dritte Geſchlecht iſt Sycomorus foliis
minoribus, C. B. Sycomoro ſimilis, J. B.
Ein
Baum dem Maulbeer-feigenbaum aͤhnlich/
hataber kleinere Blaͤtter/ wie auch kleine gel-
be Fruͤchten. Sonſten dem Samen/ Aeſten/
Rindẽ/ Figur der Frucht/ milchichten Safft/
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dem Feigenbaum gantz gleich. Der Baum iſt

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[22/0038] Das Erſte Buch/ oder Geſchwaͤr an den Zahnbilderen hat/ iſt nichts beſſers/ als ein ſtuͤcklein von einer Fei- gen darauff gelegt/ denn es zeitiget geſchwind/ und oͤffnet zugleich das Geſchwaͤr/ wiewol nicht ohne vorhergehenden Schmertzen. Gleiche Wuͤrckung haben auch die Feigen/ wenn ſie neben Eibiſchblaͤtteren/ Camillen- bluſt/ und Saffran in Milch gekochet/ und die warme Milch offt in dem Mund auf der Seiten des Geſchwaͤrs gehalten wird; es zei- tiget und oͤffnet in gar kurtzer Zeit. Geſchwaͤr der Zahn- bilderen. Die Feigen werden under die Erweich-pfla- ſter gar nutzlich gebraucht/ daher vermuth- lich/ es habe auch deshalben der Prophet Jeſajas befohlen/ ein Pflaſter von Feigen zunehmen/ welches man dem krancken Koͤ- nig Hiskia auff ſeine Druͤſſe legen muͤſſen/ daß er geſund werde/ wie in dem Buch des Propheten Jeſajæ im 38. Cap. 21. v. zu leſen. Dieweilen die Feigen dem Leib zimliche Nahrung geben/ werden ſie viel in der Hun- gersnoht gebraucht. Daher Athenæus lib. 3. Deipnoſophiſt. è Polybii Megalopol. l. 12. erzeh- let/ daß Philipp/ Perſei Vatter/ nach dem er mit voller Kriegsmacht Aſiam verderbet/ und ſeine Soldaten von den Magneſieren wegen Mangel des Brots mit Feigen beſchen- cket/ auch dadurch bey dem Leben erhalten worden/ ihnen dafuͤr die eroberte Statt My- ante verehret habe. CAPUT VII. [Abbildung Maulbeer-feigenbaums 2. Geſchlecht. Sycomori duo genera. ] Namen. MAulbeerfeigen- oder Egyptiſcher Fei- genbaum heißt Griechiſch/ ______- __ _. Lateiniſch/ Syco- morus, Moroficus, Ficus Pharaonis, Ficus Ægyptia. Jtaliaͤniſch/ Sicomoro, Ficomoro, Fico di Egitto. Frantzoͤſiſch/ Sicomore, Fi- guier d’Ægypte. Spaniſch/ Higuera de E- gypto. Engliſch/ Figtree of Egypte. Geſchlecht und Geſtalt. Es finden ſich drey Geſchlechte dieſes Ae- gyptiſchen Feigenbaums. Daß erſte iſt Fi- cus folio Mori, fructum in caudice gerens, C. B. Sycomorus ſive Ficus Ægyptia, Rauvvolff. Park. Sicomorus, J. B. Matth. Dod. Pothel Theveti, Lugd. Jſt ein Baum an groͤſſe dem weiſſen Maulbeerbaum gleich/ hat auch bey nahem mit demſelben gleiche Blaͤtter; doch ſind diſe Feigenblaͤtter beſtaͤndig/ da hingegen die Maulbeerblaͤtter in dem Winter gantz ab- fallen. Die Frucht wachst zum theil auß dem Stammen/ theils auch auß denen dem Stammen naͤchſten groſſen Aeſten; iſt halb den Feigen/ halb den Maulbeeren gleich/ dennenher ſie auch Sycomorum oder Moro- ficum genennet worden. Dieſe Feigen ſtecken auch voll kleiner Koͤrnlein/ welche von den Griechen _ genennet werden; ob- wolen Alpinus, Rauvvolfius und andere das Widerſpiel hievon geſchrieben. Sie ſollen langſam zeitigen/ und einen waͤſſerigen nicht unangenehmen Geſchmack haben: wenn ſolche abgeleſen werden/ wachſen gleich andere hervor/ alſo daß er in einem Jahr drey oder viermahl Fruͤchte bringet; jedoch bringet er ſo viel Fruͤchten nicht hervor/ man verwunde ihn denn mit vielen Streichen/ da denn auß den geſchlagenen Wunden erſt- lich ein Milchſafft heraußfleißt/ hernach a- ber kleine aͤſtlein wachſen/ deren jedes zwey/ drey/ vier/ ja biß ſieben Feigen traget. Das Holtz des Baums iſt roht und hart; wenn man ihn umbhauet/ bleibt er fortan gruͤn/ und wird nicht duͤrꝛ/ es ſeye denn daß man ihn ins Waſſer werffe/ da er nun zu boden under dem Waſſer ligt/ doͤrꝛet er allgemach/ und ſchwimmet alsden empor. Dieſer Baum wachſt nicht nur in Egypten/ ſon- dern auch in Syrien/ da er von den Ein- wohneren umb Schattens willen gepflantzet wird. Ja es ſoll eben auch ein ſolcher Maul- beer-Feigenbaum geweſen ſein auf welchen der kleine Zacheus (Lucæ c. 19.) geſtiegen/ damit er den Herꝛen Jeſum ſehen koͤnte/ als Er durch die Statt Jericho gienge. Das andere Geſchlecht iſt Ficus folio Sy- comori, fructum non in caudice ferens, C. B. Fi- cus altera ſeu Cypria, Park Sycomorus in Cy- pro, Cord. in Dioſc. Ficus Cypria Dioſc. J. Bauh. Mumeitz Arabum, Rauvvolf. Lugdun. Ein Maul- beer-Feigenbaum dem vorigen faſt durch- auß gleich außgenommen/ daß ſeine Fruͤchte nicht auß dem Stammen unmittelbar/ ſon- dern auß abſonderlichen an den aͤſtlein han- genden Zweiglein/ ſo einer ſpannenlang ſind und keine blaͤtter zugleich haben/ hervorkom- men. Dieſe Fruͤchte ſind gleich denen deß vo- rigen Baums/ ablang rund/ in der groͤſſe der Zwetſchgen. Der Baum wachſt in der Jn- ſulen Cypren/ Rhodis/ wie auch Syrien. Daß dritte Geſchlecht iſt Sycomorus foliis minoribus, C. B. Sycomoro ſimilis, J. B. Ein Baum dem Maulbeer-feigenbaum aͤhnlich/ hataber kleinere Blaͤtter/ wie auch kleine gel- be Fruͤchten. Sonſten dem Samen/ Aeſten/ Rindẽ/ Figur der Frucht/ milchichten Safft/ und ſcharffen Geſchmack der blaͤttern nach dem Feigenbaum gantz gleich. Der Baum iſt nie-

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/38>, abgerufen am 30.04.2024.