Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
18.
Wie nun solche Bilder fallen
Auf was dichtes; also fällt
Jn die glänzenden Krystallen
Uns'rer Augen, was die Welt
Durch die Sonne sichtbar heget;
Daß sich's aber in uns präget,
Komm't, weils sich durchs Auge spielt,
Da der Sinn die Bilder fül't.
19.
Welches nun von beyden Teilen
Unrecht sey, und welches wahr,
(Wenn wir uns nicht übereilen)
Jst nicht eben allzuklar.
GOttes Wege sind verborgen;
Darum will ich minder sorgen,
Wie die Wunder zu verstehn,
Als erfreut sie anzusehn.
20.
Mit wie vielerley Geweben,
Adern, Nerven, Fleisch und Haut
Jst durchflochten und umgeben
Das, was man im Auge schaut!
Grosse Fäden, kleine Körner,
Netze, Knoten, Trauben, Hörner,
Wasser, zähe Feuchtigkeit,
Dämmerung und Dunkelheit,
21. Gei-
18.
Wie nun ſolche Bilder fallen
Auf was dichtes; alſo faͤllt
Jn die glaͤnzenden Kryſtallen
Unſ’rer Augen, was die Welt
Durch die Sonne ſichtbar heget;
Daß ſich’s aber in uns praͤget,
Komm’t, weils ſich durchs Auge ſpielt,
Da der Sinn die Bilder fuͤl’t.
19.
Welches nun von beyden Teilen
Unrecht ſey, und welches wahr,
(Wenn wir uns nicht uͤbereilen)
Jſt nicht eben allzuklar.
GOttes Wege ſind verborgen;
Darum will ich minder ſorgen,
Wie die Wunder zu verſtehn,
Als erfreut ſie anzuſehn.
20.
Mit wie vielerley Geweben,
Adern, Nerven, Fleiſch und Haut
Jſt durchflochten und umgeben
Das, was man im Auge ſchaut!
Groſſe Faͤden, kleine Koͤrner,
Netze, Knoten, Trauben, Hoͤrner,
Waſſer, zaͤhe Feuchtigkeit,
Daͤmmerung und Dunkelheit,
21. Gei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0328" n="292"/>
            <lg n="151">
              <head>18.</head><lb/>
              <l>Wie nun &#x017F;olche Bilder fallen</l><lb/>
              <l>Auf was dichtes; al&#x017F;o fa&#x0364;llt</l><lb/>
              <l>Jn die gla&#x0364;nzenden Kry&#x017F;tallen</l><lb/>
              <l>Un&#x017F;&#x2019;rer Augen, was die Welt</l><lb/>
              <l>Durch die Sonne &#x017F;ichtbar heget;</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ich&#x2019;s aber in uns pra&#x0364;get,</l><lb/>
              <l>Komm&#x2019;t, weils &#x017F;ich durchs Auge &#x017F;pielt,</l><lb/>
              <l>Da der Sinn die Bilder fu&#x0364;l&#x2019;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="152">
              <head>19.</head><lb/>
              <l>Welches nun von beyden Teilen</l><lb/>
              <l>Unrecht &#x017F;ey, und welches wahr,</l><lb/>
              <l>(Wenn wir uns nicht u&#x0364;bereilen)</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t nicht eben allzuklar.</l><lb/>
              <l>GOttes Wege &#x017F;ind verborgen;</l><lb/>
              <l>Darum will ich minder &#x017F;orgen,</l><lb/>
              <l>Wie die Wunder zu ver&#x017F;tehn,</l><lb/>
              <l>Als erfreut &#x017F;ie anzu&#x017F;ehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="153">
              <head>20.</head><lb/>
              <l>Mit wie vielerley Geweben,</l><lb/>
              <l>Adern, Nerven, Flei&#x017F;ch und Haut</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t durchflochten und umgeben</l><lb/>
              <l>Das, was man im Auge &#x017F;chaut!</l><lb/>
              <l>Gro&#x017F;&#x017F;e Fa&#x0364;den, kleine Ko&#x0364;rner,</l><lb/>
              <l>Netze, Knoten, Trauben, Ho&#x0364;rner,</l><lb/>
              <l>Wa&#x017F;&#x017F;er, za&#x0364;he Feuchtigkeit,</l><lb/>
              <l>Da&#x0364;mmerung und Dunkelheit,</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">21. Gei-</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0328] 18. Wie nun ſolche Bilder fallen Auf was dichtes; alſo faͤllt Jn die glaͤnzenden Kryſtallen Unſ’rer Augen, was die Welt Durch die Sonne ſichtbar heget; Daß ſich’s aber in uns praͤget, Komm’t, weils ſich durchs Auge ſpielt, Da der Sinn die Bilder fuͤl’t. 19. Welches nun von beyden Teilen Unrecht ſey, und welches wahr, (Wenn wir uns nicht uͤbereilen) Jſt nicht eben allzuklar. GOttes Wege ſind verborgen; Darum will ich minder ſorgen, Wie die Wunder zu verſtehn, Als erfreut ſie anzuſehn. 20. Mit wie vielerley Geweben, Adern, Nerven, Fleiſch und Haut Jſt durchflochten und umgeben Das, was man im Auge ſchaut! Groſſe Faͤden, kleine Koͤrner, Netze, Knoten, Trauben, Hoͤrner, Waſſer, zaͤhe Feuchtigkeit, Daͤmmerung und Dunkelheit, 21. Gei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/328
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/328>, abgerufen am 30.04.2024.