Die Handlung nun von beyden Seiten Jst nöthig: denn des Feuers Theile Bestreben sich in steter Eile Sich zu entfernen, wegzufliegen, Daher, indem sie sich im steten Creise biegen, Sie sich zu uns im Circkel wieder fügen.
Wenn Flammen irgendswo an einem Ort entstehn, Formiren sie leicht, hefftig und geschwinde, Wofern sie frey, stets eine Ründe, Wir würden sie in Form von einer Kugel sehn. Daß aber sich das Feur, indem es aufwärts steiget, Als eine Piramide zeiget; Entsteht daher, daß, von der Lufft umringet, Die es zertheilt und durch sie dringet, Sich die Figur zusammen zieht, So daß man an den Ort, durch welchen es sich zwinget, Nur einen spitzen Strich und keine Kugel sieht.
Das Feuer scheidet, theilt, vereinet, weiß zu läutern, Probiret die Metallen; Ein Chymist Ergrübelt und erforscht, was in den Kräutern Und Mineralien verborgen ist. Man sieht, daß Cörper mehr und minder sich zertrennen, Nachdem ein stärckeres und ein gelindes Brennen Sie dränget und bekämpfft: nachdem die Gluht sich mehrt, Sind ihre Bande auch verändert und zerstöhrt.
So hart ist nichts, daß es die Gluht nicht zwinget, Das sein Bewegen nicht mit in Bewegung bringet.
Der
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Von der Hitze und Kaͤlte.
Die Handlung nun von beyden Seiten Jſt noͤthig: denn des Feuers Theile Beſtreben ſich in ſteter Eile Sich zu entfernen, wegzufliegen, Daher, indem ſie ſich im ſteten Creiſe biegen, Sie ſich zu uns im Circkel wieder fuͤgen.
Wenn Flammen irgendswo an einem Ort entſtehn, Formiren ſie leicht, hefftig und geſchwinde, Wofern ſie frey, ſtets eine Ruͤnde, Wir wuͤrden ſie in Form von einer Kugel ſehn. Daß aber ſich das Feur, indem es aufwaͤrts ſteiget, Als eine Piramide zeiget; Entſteht daher, daß, von der Lufft umringet, Die es zertheilt und durch ſie dringet, Sich die Figur zuſammen zieht, So daß man an den Ort, durch welchen es ſich zwinget, Nur einen ſpitzen Strich und keine Kugel ſieht.
Das Feuer ſcheidet, theilt, vereinet, weiß zu laͤutern, Probiret die Metallen; Ein Chymiſt Ergruͤbelt und erforſcht, was in den Kraͤutern Und Mineralien verborgen iſt. Man ſieht, daß Coͤrper mehr und minder ſich zertrennen, Nachdem ein ſtaͤrckeres und ein gelindes Brennen Sie draͤnget und bekaͤmpfft: nachdem die Gluht ſich mehrt, Sind ihre Bande auch veraͤndert und zerſtoͤhrt.
So hart iſt nichts, daß es die Gluht nicht zwinget, Das ſein Bewegen nicht mit in Bewegung bringet.
Der
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Von der Hitze und Kaͤlte.
Die Handlung nun von beyden Seiten
Jſt noͤthig: denn des Feuers Theile
Beſtreben ſich in ſteter Eile
Sich zu entfernen, wegzufliegen,
Daher, indem ſie ſich im ſteten Creiſe biegen,
Sie ſich zu uns im Circkel wieder fuͤgen.
Wenn Flammen irgendswo an einem Ort entſtehn,
Formiren ſie leicht, hefftig und geſchwinde,
Wofern ſie frey, ſtets eine Ruͤnde,
Wir wuͤrden ſie in Form von einer Kugel ſehn.
Daß aber ſich das Feur, indem es aufwaͤrts ſteiget,
Als eine Piramide zeiget;
Entſteht daher, daß, von der Lufft umringet,
Die es zertheilt und durch ſie dringet,
Sich die Figur zuſammen zieht,
So daß man an den Ort, durch welchen es ſich zwinget,
Nur einen ſpitzen Strich und keine Kugel ſieht.
Das Feuer ſcheidet, theilt, vereinet, weiß zu laͤutern,
Probiret die Metallen; Ein Chymiſt
Ergruͤbelt und erforſcht, was in den Kraͤutern
Und Mineralien verborgen iſt.
Man ſieht, daß Coͤrper mehr und minder ſich zertrennen,
Nachdem ein ſtaͤrckeres und ein gelindes Brennen
Sie draͤnget und bekaͤmpfft: nachdem die Gluht ſich mehrt,
Sind ihre Bande auch veraͤndert und zerſtoͤhrt.
So hart iſt nichts, daß es die Gluht nicht zwinget,
Das ſein Bewegen nicht mit in Bewegung bringet.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/339>, abgerufen am 17.06.2024.
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