Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Einige aus dem Englischen
Von Farben und Figur, des Meeres Strand bedecken,
Dieselbige vor andern zu verstehn:
Da kleine Fisch' in ihren Schalen stecken,
Woran wir kaum ein Leben sehn,
Und die iedoch, zu rechter Zeit,
Um frisches Wasser einzusaugen,
Sich öffnen, und zugleich,
Mit seltsamer Geschwindigkeit,
Den überraschten Raub mit einzuziehen taugen.



Die Vögel.
Es ist in unterschiednen Thieren
Ein Etwas, welches fast vernünftig scheint.
Allein dergleichen ist fast nirgend so zu schauen,
Als in der Vögel Kunst, womit sie Rester bauen.
Zum ersten: welcher Meister hat
Denselbigen gezeigt, daß sie sie nöthig hätten?
Wer lehrte sie, daß sie, üm sich zu retten,
Dieselben nicht zu spat
Verfertigten? und wer bracht' ihnen bey,
Auf welche Weis' ein Nest zu machen sey?
Was für ein Mathematicus
Gab ihnen die Figur, so, wie man bauen muß?
Welch Künstler hat dieselbigen gelehrt,
Daß ein gewisser Grund zum Bau gehört?
Da sie ja, sonder ie zu fehlen,
Dergleichen Oerter immer wehlen.
Welch

Einige aus dem Engliſchen
Von Farben und Figur, des Meeres Strand bedecken,
Dieſelbige vor andern zu verſtehn:
Da kleine Fiſch’ in ihren Schalen ſtecken,
Woran wir kaum ein Leben ſehn,
Und die iedoch, zu rechter Zeit,
Um friſches Waſſer einzuſaugen,
Sich oͤffnen, und zugleich,
Mit ſeltſamer Geſchwindigkeit,
Den uͤberraſchten Raub mit einzuziehen taugen.



Die Voͤgel.
Es iſt in unterſchiednen Thieren
Ein Etwas, welches faſt vernuͤnftig ſcheint.
Allein dergleichen iſt faſt nirgend ſo zu ſchauen,
Als in der Voͤgel Kunſt, womit ſie Reſter bauen.
Zum erſten: welcher Meiſter hat
Denſelbigen gezeigt, daß ſie ſie noͤthig haͤtten?
Wer lehrte ſie, daß ſie, uͤm ſich zu retten,
Dieſelben nicht zu ſpat
Verfertigten? und wer bracht’ ihnen bey,
Auf welche Weiſ’ ein Neſt zu machen ſey?
Was fuͤr ein Mathematicus
Gab ihnen die Figur, ſo, wie man bauen muß?
Welch Kuͤnſtler hat dieſelbigen gelehrt,
Daß ein gewiſſer Grund zum Bau gehoͤrt?
Da ſie ja, ſonder ie zu fehlen,
Dergleichen Oerter immer wehlen.
Welch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="10">
              <pb facs="#f0316" n="284"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Einige aus dem Engli&#x017F;chen</hi> </fw><lb/>
              <l>Von Farben und Figur, des Meeres Strand bedecken,</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;elbige vor andern zu ver&#x017F;tehn:</l><lb/>
              <l>Da kleine Fi&#x017F;ch&#x2019; in ihren Schalen &#x017F;tecken,</l><lb/>
              <l>Woran wir kaum ein Leben &#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Und die iedoch, zu rechter Zeit,</l><lb/>
              <l>Um fri&#x017F;ches Wa&#x017F;&#x017F;er einzu&#x017F;augen,</l><lb/>
              <l>Sich o&#x0364;ffnen, und zugleich,</l><lb/>
              <l>Mit &#x017F;elt&#x017F;amer Ge&#x017F;chwindigkeit,</l><lb/>
              <l>Den u&#x0364;berra&#x017F;chten Raub mit einzuziehen taugen.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Die Vo&#x0364;gel.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>s i&#x017F;t in unter&#x017F;chiednen Thieren</l><lb/>
              <l>Ein Etwas, welches fa&#x017F;t vernu&#x0364;nftig &#x017F;cheint.</l><lb/>
              <l>Allein dergleichen i&#x017F;t fa&#x017F;t nirgend &#x017F;o zu &#x017F;chauen,</l><lb/>
              <l>Als in der Vo&#x0364;gel Kun&#x017F;t, womit &#x017F;ie Re&#x017F;ter bauen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Zum er&#x017F;ten: welcher Mei&#x017F;ter hat</l><lb/>
              <l>Den&#x017F;elbigen gezeigt, daß &#x017F;ie &#x017F;ie no&#x0364;thig ha&#x0364;tten?</l><lb/>
              <l>Wer lehrte &#x017F;ie, daß &#x017F;ie, u&#x0364;m &#x017F;ich zu retten,</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;elben nicht zu &#x017F;pat</l><lb/>
              <l>Verfertigten? und wer bracht&#x2019; ihnen bey,</l><lb/>
              <l>Auf welche Wei&#x017F;&#x2019; ein Ne&#x017F;t zu machen &#x017F;ey?</l><lb/>
              <l>Was fu&#x0364;r ein Mathematicus</l><lb/>
              <l>Gab ihnen die Figur, &#x017F;o, wie man bauen muß?</l><lb/>
              <l>Welch Ku&#x0364;n&#x017F;tler hat die&#x017F;elbigen gelehrt,</l><lb/>
              <l>Daß ein gewi&#x017F;&#x017F;er Grund zum Bau geho&#x0364;rt?</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ie ja, &#x017F;onder ie zu fehlen,</l><lb/>
              <l>Dergleichen Oerter immer wehlen.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Welch</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0316] Einige aus dem Engliſchen Von Farben und Figur, des Meeres Strand bedecken, Dieſelbige vor andern zu verſtehn: Da kleine Fiſch’ in ihren Schalen ſtecken, Woran wir kaum ein Leben ſehn, Und die iedoch, zu rechter Zeit, Um friſches Waſſer einzuſaugen, Sich oͤffnen, und zugleich, Mit ſeltſamer Geſchwindigkeit, Den uͤberraſchten Raub mit einzuziehen taugen. Die Voͤgel. Es iſt in unterſchiednen Thieren Ein Etwas, welches faſt vernuͤnftig ſcheint. Allein dergleichen iſt faſt nirgend ſo zu ſchauen, Als in der Voͤgel Kunſt, womit ſie Reſter bauen. Zum erſten: welcher Meiſter hat Denſelbigen gezeigt, daß ſie ſie noͤthig haͤtten? Wer lehrte ſie, daß ſie, uͤm ſich zu retten, Dieſelben nicht zu ſpat Verfertigten? und wer bracht’ ihnen bey, Auf welche Weiſ’ ein Neſt zu machen ſey? Was fuͤr ein Mathematicus Gab ihnen die Figur, ſo, wie man bauen muß? Welch Kuͤnſtler hat dieſelbigen gelehrt, Daß ein gewiſſer Grund zum Bau gehoͤrt? Da ſie ja, ſonder ie zu fehlen, Dergleichen Oerter immer wehlen. Welch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/316
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/316>, abgerufen am 30.04.2024.